Rettungspunkte sind definierbare Anfahrtsstellen für Rettungsfahrzeuge. An diesen Punkten braucht, wer in der Kiersper Natur- und Kulturlandschaft einen Notruf tätigt, nur die Nummer vom Hinweisschild durchzugeben, um gefunden zu werden. Blöd ist es, wenn die Nummer fehlt. Rönsahler Dorfpaten haben LokalDirekt darauf aufmerksam gemacht, dass dies inzwischen an mehreren Rettungspunkten so ist. Das könnte im Notfall gefährlich sein. Die Rönsahler Dorfpaten würden die unbrauchbaren Schilder daher gern austauschen, ehrenamtlich und auf eigene Kosten. Die Verwaltung bremste sie aus.
Anfang August rieben sich Regina und Karl-Friedrich Marcus die Augen. Die beiden in und für Rönsahl ehrenamtlich aktiven Dorfpaten lasen bei LokalDirekt einen Bericht über Kiersper Rettungspunkte und waren bass erstaunt: "Das ist ein alter Hut. Inzwischen sind einige Rettungspunkte nicht mehr lesbar", teilten sie LokalDirekt mit. Beim Ortstermin wurde nicht nur deutlich, wie recht sie hatten. Es stellte sich auch heraus, wie sehr sich die Rönsahler für Rettungspunkte in ihrem Ort eingesetzt haben und weiterhin einsetzen.

2018 stellten die SPD-Fraktion und die UWG den Antrag, in allen Kiersper Wandergebieten Rettungspunkte einzurichten. Vor allem an den Wegekreuzen des LEADER-Projekts "Wanderwegekreuz-System Kierspe". Das teilte Steffen Wieland von der UWG Kierspe mit. Gegenüber LokalDirekt erklärte er, die Umsetzung durch städtische Beschäftigte während der Corona-Zeit und der Erfolg der Maßnahmen sei in Kierspe nicht von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen worden.
In Rönsahl hingegen sind laut den Eheleuten Marcus die Dorfpaten begeistert auf Forst- und Wanderwege ausgeschwärmt, um zusätzliche Rettungspunkte an Ruhebänken einzurichten. In Abstimmung mit der Kreisleitstelle hielten sie sich beim Einmessen und Kartieren an GPS-Daten und an eine spezielle App. Die Hinweisschilder ließen sie auf eigene Kosten herstellen und bedrucken. Dafür gibt es - abgesehen von der Farbe Grün - keine Norm. Die Rönsahler Schilder ähneln denen der Stadt Kierspe, unterscheiden sich jedoch vor allem in einem Detail, so Karl-Friedrich Marcus: "Wir haben fortlaufende Nummern aufdrucken lassen."

Bei den Schildern der Stadt sei das nicht einheitlich geschehen. "Da hat man die Nummer, die der Anrufer beim Notruf angeben muss, damit sein Standort in der Kreisleitstelle sofort erkannt wird, bei einem Teil der Schilder nicht aufdrucken lassen, sondern mit Edding aufgeschrieben." Zwar in leserlicher Schönschrift, aber: "Die Schilder sind vandalismussicher beschichtet." Schmierereien mit Edding und ähnlichen Stiften bleiben nicht haften. Die amtliche, zur Identifikation erforderliche Nummer leider auch nicht. Weil die Dorfpaten die Wege und die Rettungspunkte in kurzen Abständen immer wieder überprüften, sei ihnen das aufgefallen, sagt Karl-Friedrich Marcus: "Nicht nur uns, auch anderen Dorfpaten."
Sie hätten sich darüber ausgetauscht und beschlossen, die Stadt zu informieren und auch gleich ihre Hilfe anzubieten. Regina Marcus schrieb im Herbst 2024 eine E-Mail ans Amt für Ordnung und Umwelt. Darin wies sie auf die Wegekreuze auf Rönsahler Gebiet hin, die keine Nummer zur Standortbestimmung hatten. Überdies bot sie an, die übrigen Wegekreuze in Rönsahl zu überprüfen. Die Stadt reagierte prompt und übersandte Daten weiterer Rettungspunkte sowie den Hinweis auf die App "Hilfe im Wald".

Die Rönsahler kontrollierten die Rettungspunkte. Sie kartierten die Rönsahler Ruhebänke in Wald und Flur, im Ort und an Spielplätzen und legten eine Liste an. Diese sandte Regina Marcus Mitte Januar 2025 ans Ordnungsamt, mit der Frage, ob die Stadt gestatte, dass die Dorfpaten die Rettungspunkte in Rönsahl auf eigene Kosten mit Hinweisschildern versehen. Der städtische Mitarbeiter dankte und teilte mit, er habe die bemängelten Rettungspunkte in eine Arbeitsliste aufgenommen. Die Stadt werde sich kümmern, die Punkte kontrollieren und gegebenenfalls Schilder ersetzen. Dabei sei es geblieben, sagte Regina Marcus. Karl-Friedrich Marcus ergänzte: "Auf unser Angebot wurde nicht eingegangen. Die Rettungspunkte sind immer noch ohne Nummer. Dabei könnten wir das in vier, fünf Wochen beheben - zumindest für Rönsahl."
Weil die städtischen Mitarbeiter nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung standen, wandte sich LokalDirekt an Bürgermeister Olaf Stelse. Dieser versicherte, er werde sich der Sache zeitnah annehmen. Aus seiner Sicht sei mit der Aufnahme der Rettungspunkte ohne Nummern in eine Arbeitsliste bereits ein wichtiger Schritt getan. Gefragt, ob er es für gut befinde, dass sich die Stadt Kierspe als klamme Kommune den Luxus leiste, den ehrenamtlichen und selbst finanzierten Einsatz engagierter Bürger für den Ortsteil Rönsahl einfach abzutun, erklärte Olaf Stelse, er werde sich erkundigen und das Gespräch suchen.
Rettungspunkte wurden in den 1990er Jahren in Bayern eingeführt, um verletzte Waldarbeiter schneller zu bergen. 2006 richtete die Stadt Bochum mit der Feuerwehr und der DLRG entlang der Ruhr Rettungspunkte für jedermann ein. Diese werden seit 2014 in einem standardisierten Datensatz bundesweit erfasst. 2021 waren es fast 56.000 Rettungspunkte in zwölf Bundesländern - viele der Kiersper und Rönsahler Punkte schon eingerechnet. Die Kreisleitstelle des Märkischen Kreises teilte auf Anfrage mit: "Wenn die Ortung des Mobiltelefons, aus welchem Grund auch immer, nicht funktioniert, sind die Rettungspunkte ein geeignetes zusätzliches Hilfsmittel, um im Notfall schnell an die Einsatzstelle zu kommen."