Auf ihrem Betriebsgelände an der Oststraße in Gevelsberg hat die AVU Netz ein Wasserstoff-Projekt realisiert und einen Elektrolyseur in Betrieb genommen. Dabei wird in dem Projekt der gesamte Wasserstoffkreislauf abgebildet.
Der „grüne“ Strom für den Elektrolyseur wird von einer großen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Betriebsstellengebäudes erzeugt. Als Puffer und für den kontinuierlichen Betrieb kann überschüssiger Strom in einem großen Batteriespeicher zwischengespeichert werden. Unter Einsatz von elektrischer Energie und Wasser produziert der modulare Elektrolyseur der Firma Ostermeier HydrogenSolutions grünen Wasserstoff, der in Flaschenbündeln mit einem Druck bis zu 34 bar zwischengelagert wird. "Diese Speicher dienen dem langfristigen Ausgleich des Energiebedarfs zwischen den Sommer- und Wintermonaten sowie zur Sicherstellung der Versorgung auch bei Dunkelflauten", erläutert die AVU Netz.
Kleines Wasserstoff-Verteilnetz
Der gespeicherte Wasserstoff wird über eine Gasdruck-Regel- und Messanlage (GDRM) in ein kleines Wasserstoffverteilnetz eingespeist, in dem die Spezialisten der AVU den Einsatz verschiedener Materialien erproben und auch das Abfackeln von Erdgas sowie Wasserstoff trainieren können. Über einen Hausanschluss gelangt der Wasserstoff in ein AVU-Betriebsgebäude. Dort versorgt er eine Therme, die einer handelsüblichen Gas-Brennwertheizung zum Verwechseln ähnlich sieht.
Dieser Praxistest soll als Modellprojekt für eine denkbare künftige Energie- und Wärmeversorgung dienen. Die Therme stellt die Firma Vaillant als Partner im Projekt zur Verfügung: "Auf diese Kooperation freuen wir uns, denn das global operierende Unternehmen ist ja sowohl in der Branche als auch bei den Verbrauchern anerkannt und Vorreiter bei der Anwendung von Wasserstoff bei der heimischen Wärmeerzeugung“, erläutert Markus Kosch, Geschäftsführer der AVU Netz.
Forschungsprojekt soll Erkenntnisse liefern
Der bei der Spaltung entstandene Sauerstoff kann einfach in die Luft entweichen. Aktuell werde geprüft, wie die Abwärme des Elektrolyseurs bei zusätzlichen Anwendungen effizient mit genutzt werden kann, so die AVU Netz. Gespannt sei man auch, wie hoch der Aufwand bei der Umrüstung der vielen GDRM-Stationen auf Wasserstoff ist. Hierzu soll das Forschungsprojekt wichtige Erkenntnisse liefern: Das Erdgas-Leitungsnetz der AVU Netz sei bereits in weiten Teilen H2-tauglich, nun würden die GDRM-Stationen geprüft.
Der Praxistest stößt auf großes Interesse: So besichtigten kürzlich die Strom-Experten der Installateurversammlung sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung die Anlage in der Oststraße und ließen sich Aufbau, Funktion und Potenziale von den AVU-Wasserstoffbeauftragten Jörn Seibert und Marius Gartz erläutern.