Der Ennepe-Ruhr-Kreis rüstet seinen Rettungsdienst umfassend auf und setzt dabei erstmals auch auf ein elektrisch betriebenes Notarzt-Einsatzfahrzeug.

Mit einem der ersten rein elektrisch betriebenen Notarzt-Einsatzfahrzeuge in Nordrhein-Westfalen geht der Ennepe-Ruhr-Kreis neue Wege im Rettungsdienst. Im Rahmen einer Präsentation nach der vergangenen Kreistagssitzung in Schwelm stellte die Kreisverwaltung das neue E-Modell vor, das Teil einer landesweiten Testreihe ist. Das Fahrzeug verfügt über eine Reichweite von 330 Kilometern und wird künftig täglich von 7.30 bis 22.30 Uhr am Helios Klinikum in Schwelm stationiert sein.

Mit dem Schritt in Richtung Elektromobilität nehme der Kreis eine Vorreiterrolle ein und sammle wichtige Praxiserfahrungen: „Wir erwarten durch den Elektroantrieb keine Einschränkungen bei der Einsatzbereitschaft“, betonte Landrat Olaf Schade. 

Strom im Tank: Mit dem neuen E-Fahrzeug für den Notarzt übernimmt der Ennepe-Ruhr-Kreis eine Vorreiterrolle in NRW.
Foto: UvK / Ennepe-Ruhr-Kreis

Neue Flotte für den Rettungsdienst

Das E-Modell ist Teil einer umfassenden Modernisierungsoffensive. Insgesamt 20 neue Rettungswagen hat der Kreis bestellt – sowohl zur Erneuerung des Bestands als auch zur Ausweitung der Kapazitäten gemäß neuem Rettungsdienstbedarfsplan. Sieben Fahrzeuge wurden bereits geliefert, drei weitere folgen noch im Juli, der Rest soll bis Anfang 2026 vollständig einsatzbereit sein.

Die neue Fahrzeugflotte bietet neben hochmoderner medizinischer Ausstattung auch technische Verbesserungen für den Arbeitsalltag der Einsatzkräfte: Klimaanlagen für Fahrer- und Patientenraum, elektrohydraulische Fahrtragen sowie elektrisch betriebene Treppentragestühle gehören künftig zum Standard. Zudem sind alle Fahrzeuge für das neue Telenotarzt-System vorbereitet.

Drehleiter als Reserve – Sicherheit für die Städte

Neben den Rettungsfahrzeugen wurde den Mitgliedern des Kreistages auch eine Drehleiter vorgestellt, die mit einer Länge von zehn Metern und einem bis auf 32 Meter ausfahrbaren Rettungskorb bei den Kommunalpolitikern auf das größte Interesse stieß: Neben Landrat Olaf Schade nutzten einige Mutige die Chance, stiegen in den Rettungskorb und gingen in luftiger Höhe auf Tuchfühlung mit der fünften Etage des Kreishauses.

Der Kreis hatte das Fahrzeug als Vorführmodell für 730.000 Euro erworben und damit einen hohen sechsstelligen Betrag eingespart. Es diene zu Ausbildungszwecken und als Reserve für größere Schadenslagen, komme aber insbesondere auch dann zum Einsatz, wenn eine städtische Drehleiter ausfalle – egal, ob bei einem unerwarteten Schaden oder einer geplanten Wartung, wie Martin Weber, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz, erklärte.

Einige Kreistagsmitglieder nutzten die Gelegenheit, in die luftige Höhe aufzusteigen.
Foto: UvK / Ennepetal-Ruhr-Kreis

Rendezvous bleibt Standard

Wie viele andere Regionen setzt auch der Ennepe-Ruhr-Kreis auf das sogenannte „Rendezvous-System“ im Rettungsdienst. Dabei treffen Notarzt und Rettungswagen erst am Einsatzort zusammen, um effizient und flexibel Hilfe leisten zu können. Das System wurde 1964 vom Notarzt Eberhard Gögler, einem Chirurgen des Universitätsklinikums Heidelberg, erdacht und erstmals umgesetzt und steht im Gegensatz zum Kompaktsystem, bei dem alle Rettungsdienst-Einheiten in einem Fahrzeug unterwegs sind.