Stadtbildprägend, geschichtsträchtig und architektonisch bedeutsam: Das Schwelmer Kreishaus wurde offiziell in die Denkmalliste aufgenommen.
Mit einer kleinen Plakette ist es nun offiziell: Das Schwelmer Kreishaus gilt ab sofort als Baudenkmal. Damit steht fest, dass das Gebäude nicht nur funktional ist, sondern auch kulturell und historisch wertvoll – und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Entscheidung zur Eintragung traf die Stadt Schwelm als untere Denkmalschutzbehörde. Der entsprechende Bescheid ging Anfang Juni beim Ennepe-Ruhr-Kreis ein.
Die Anerkennung als Denkmal betrifft dabei nicht nur das äußere Erscheinungsbild. Auch innenarchitektonische Details wie die Treppenanlagen, die Raumaufteilung oder die Büros des Landrats und Kreisdirektors die Büros von Landrat und Kreisdirektor sowie die Sitzungsräume und das Foyer des parlamentarischen Traktes wurden – inklusive der künstlerischen Gestaltung - als zeitgeschichtlich erhaltenswert eingestuft.
Kunst trifft Beton
Das Kreishaus ist nicht nur Verwaltungssitz – es ist auch ein Ort der Kunst. Zwei Werke wurden ausdrücklich in die Denkmalliste aufgenommen: Die farbenfrohe „Stadtikonografie“ von Otto Herbert Hajek sowie die Skulptur „Station der Entfaltung“ von Anselm Tresse. Beide gelten als markante Beispiele für Kunst am Bau und prägen das Gesamtbild entscheidend mit.
Auch die Betonlandschaften rund um das Gebäude – mit Parkdecks, Fahrtflächen und Stützmauern – wurden als „stadtbildprägend“ eingestuft. Sie seien, so der Bescheid, in Funktion und Gestaltung erhaltenswert.
„Demokratie muss uns etwas wert sein“
Bei der offiziellen Enthüllung der Denkmalplakette betonte Landrat Olaf Schade die gesellschaftliche und politische Bedeutung des Gebäudes: „Was hier vor mehr als 50 Jahren errichtet wurde, setzte und setzt wichtige Akzente in den Bereichen Stadt- und Kunstgeschichte, Gesellschaftspolitik, Architekturhistorie und Wissenschaft.“ Mit Blick auf den repräsentativen Sitzungssaal des Kreistags ergänzte er: „Die Größe und Abgesetztheit des parlamentarischen Traktes dokumentieren eindrucksvoll, Demokratie muss uns etwas wert sein. Auch hierfür haben alle seinerzeit Beteiligten ein klares Zeichen gesetzt. Derzeit ist dies wieder aktueller denn je.“
Sanierung trotz Denkmalstatus kein Problem
Aus Sicht der Verantwortlichen im Schwelmer Kreishaus wird der Eintrag in die Denkmalliste der notwendigen Sanierung des Gebäudes nicht im Weg stehen. Hier gelte es, die Ergebnisse der geplanten Probearbeiten in der dritten Etage abzuwarten und anschließend das Gespräch mit den Denkmalfachleuten der Schwelmer Stadtverwaltung zu suchen.
Ein polarisierendes Bauwerk
Das zwischen 1969 und 1972 errichtete Kreishaus bietet auf rund 28.000 Quadratmetern Platz für mehr als 350 Büros, Sitzungsräume sowie für Untersuchungsräume des Gesundheitsamtes und die Leitstelle der Feuerwehr und des Rettungsdienstes.
Die Architektur des Kreishauses polarisiert seit der Fertigstellung: Für die einen ist es mit seiner „Brutalismus-Architektur“ ein klotziger Fremdkörper, für andere eine „Beton-Schönheit“ mit künstlerischem Anspruch und Charakter. Besonders auffällig sind die farbigen Betonskulpturen des Künstlers Otto Herbert Hajek auf dem Vorplatz sowie im parlamentarischen Trakt.