„WasserEisenLand - Industriekultur in Südwestfalen“ feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Seit 1985 fördert der Verein die regionale Industriekultur mit ihren einzigartigen Technikdenkmälern im Märkischen Kreis und fungiert als Dachmarke der technischen Kulturdenkmäler.
Auslöser der Vereinsgründung war eine negative Berichterstattung über den Märkischen Kreis in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Zeitungsartikel vom 15. Juni 1985 beschrieb die Region als trostlos und wenig lebenswert mit „dunklen Tälern“ und „ergrauten Fabrikfassaden“. Der Altenaer Kreistagsabgeordnete und Drahtfabrikant Arnold Rump fühlte sich provoziert und fasste den Entschluss, seine Heimat mit ihren einzigartigen Technikdenkmälern, der schönen Landschaft und ihrer lebendigen Industriekultur in ein positiveres Licht zu rücken.
Technischer Kulturdenkmäler
Mit Gleichgesinnten entwickelte er einen Tourismusführer mit Übersichtskarte zu den technischen Denkmälern Südwestfalens: Die „Märkische Straße Technischer Kulturdenkmäler“, auch „Märkische Museumsstraße“ genannt. Ziel war es, dem heimischen Raum ein Gesicht zu geben und das industriekulturelle Erbe der Region zu bewahren. Auch in den folgenden Jahren blieb Arnold Rump die treibende Kraft der Arbeitsgruppe, aus der sich später WasserEisenLand entwickelte – zusammen mit anderen engagierten Märkern wie Heinz Störing, dem langjährigen Leiter des Kreiskulturamtes. Neben diesen „märkischen Urvätern“ des späteren Vereins WasserEisenLand war auch die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) von Beginn an ein wichtiger Impulsgeber.
Am 26. August 1996 wurde unter ihrer Federführung im Wasserschloss Werdringen ein Förderverein gegründet: Die „Märkische Straße Technischer Kulturdenkmäler“ - mit 17 Gründungsmitgliedern aus Wirtschaft, Kultur sowie Verwaltung und Heinz Störing als ersten Vorsitzenden. Stellvertretende Vorsitzende wurden ebenfalls engagierte Heimatbegeisterte aus dem Märkischen Kreis: Paul Bäbler-Behling (Obermeister der Stuckateurinnung des Märkischen Kreises) und Ernst Dossmann (Architekt für den Heimatbund des Märkischen Kreises). „Wir waren eine sehr tüchtige Truppe. Die Bewahrung des industriekulturellen Erbes unserer Heimat war uns allen eine Herzensangelegenheit. Das hat man gespürt“, erinnert sich Dr. Wolfgang Willmann, damaliger Geschäftsführer der Südwestfälischen Handelskammer zu Hagen, Gründungsmitglied und dem Verein noch immer verbunden. Damalige Aufgabe des Vereines war es, die zahlreichen, teilweise unbekannten Baudenkmäler, kleinen Eisenhämmer, Mühlen und Schmiedehütten im Märkischen Kreis überhaupt zu erfassen, zu beschreiben und mögliche Restaurierungen der Denkmäler zu überprüfen.
Zeigt her, was ihr zu bieten habt
Schnell erkannten die Verantwortlichen auch unter Einfluss des damaligen Geschäftsführers des Freizeit- und Touristikverbandes, Michael Krause, das große touristische Potential der industriekulturellen Denkmäler im Märkischen Kreis und Südwestfalen. Nun galt es, die Technikdenkmäler touristisch zu erschließen und zu vermarkten: Es folgte ein Image-Flyer, Faltblätter zu Industriedenkmälern und eine erste kostenlose Standortkarte mit Fotos und Beschreibungen von rund 200 technischen Denkmälern. Im Jahr 2000 realisierte der Verein einen eigenen Internetauftritt.
Starker Partner: Route der Industriekultur
Zeitgleich bereitete auch der Regionalverband Ruhr (RVR) ein Großprojekt vor – mit ähnlichen Zielsetzungen: Die Route der Industriekultur, die 1999 gegründet wurde. Von Beginn an war klar, dass sich die beiden Technikrouten gegenseitig ergänzen und sie gemeinsame Ziele verfolgen: Liegen doch die Wurzeln der Ruhrgebietsindustrie in der Märkischen Region. Die zunächst lockere Zusammenarbeit mündete im Jahr 2000 in einer offiziellen Kooperationsvereinbarung.
Gestatten? WasserEisenLand.
Da sich die Handlungsschwerpunkte immer stärker Richtung touristischer Erschließung, öffentlichkeitswirksamer Vermarktung sowie dem Netzwerkgedanken entwickelten, passte der Name „Märkische Straße Technischer Kulturdenkmäler“ nicht mehr zu den Hauptintentionen des Vereins. Auf der Mitgliederversammlung im Jahre 2004 löste der neue Vereinsname „WasserEisenLand“ mit der Unterzeile „Märkische Industriekultur“ die alte Bezeichnung ab. Neuer Vorsitzender des Vereins wurde der Hagener Unternehmer Dietmar Millhoff.
Sechs Ankerpunkte im Märkischen Kreis
Mit dem Führungswechsel des Vereins definierten die Mitglieder sechs industriegeschichtliche Standorte mit touristisch und kulturell großem Potential. Alle befinden sich im Märkischen Kreis: die Luisenhütte Balve Wocklum, das Deutsche Drahtmuseum, die Museen der Burg Altena (alle drei in Trägerschaft des Märkischen Kreises), der Bremecker Hammer, das Stadtmuseum Lüdenscheid sowie die Historische Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn. Diese „Ankerpunkte“ wurden nun mit marketing- und tourismusorientierten Maßnahmen unterstützt.
Öffentlichkeitswirksame Aktionen
Nach dem Vorstandswechsel im 2006 folgten in den kommenden Jahren weitere Marketingaktivitäten. „Mit neuen Übersichtskarten, Broschüren und dem Buch „Das WasserEisenLand – Technikerlebnisse vom Ruhrgebiert bis Sauerland“, waren wir mit einem Infostand auf NRW-Tagen und bei der Landesgartenschau 2010 in Hemer unterwegs. Das hat viel Spaß gemacht“, erinnert sich Marlis Gorki, ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins. Eine weitere „Baustelle“: Die Beschilderung der technischen Kulturdenkmäler im Märkischen Kreis und darüber hinaus. Ab 2010 sorgte der Verein für eine eindeutige und einheitliche Beschilderung zu den industriekulturellen Highlights der Region.
Ein Meilenstein für die Märkische Industriekultur: Die REGIONALE 2013
2008 wurde Stephan Sensen, Leiter der Museen des Märkischen Kreises und langjähriger Mitstreiter im Verein, zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Es folgte ein Meilenstein für den Verein: Die Teilnahme an der REGIONALE 2013 mit dem Netzwerkprojekt WasserEisenLand - Industriekultur in Südwestfalen“ und dem Unterprojekt „Eisenstraße Südwestfalen“. Somit öffnete sich der Verein als überregionales, industriekulturelles Netzwerk für die gesamte Region Südwestfalen, was es heute noch ist.
Zeitgleich wurde die Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen in Südwestfalen intensiviert: Die am Routenverlauf der Eisenstraße ansässigen Kommunen Hochsauerlandkreis, Kreis Olpe, Kreis Soest, Hagen, Ennepe-Ruhr-Kreis und Kreis Siegen-Wittgenstein wurden Mitglied der Arbeitsgruppe Eisenstraße Südwestfalen und später von WasserEisenLand.
Es folgten die Herausgabe von Übersichtskarten mit industriekulturellen Ausflugszielen im Sauer- und Siegerland sowie zahlreiche Reiseführer, eine Wanderausstellung sowie die Etablierung des Festivalverbundes Ferromone.
Starker Partner: Route Industriekultur
2018 schloss WasserEisenLand einen weiteren Kooperationsvertrag mit der „Route Industriekultur“ des benachbarten Ruhrgebiets: Ein deutliches Signal, dass sich Südwestfalen und die Metropole Ruhr auch zukünftig gemeinsam vermarkten. Um dem zunehmenden Arbeitsauftrag gerecht zu werden, wurde in enger Kooperation mit dem Märkischen Kreis 2020 eine Geschäftsstelle im Altenaer Kreishaus implementiert. Gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) realisierten beide Regionen das kulturtouristische Projekt StahlZeitReisen mit dem eigenem Internetauftritt www.stahlzeitreisen.de , Übersichtskarte und einem Infopoint im LWL-Museum Henrichshütte Hattingen.
Zukunft braucht Vergangenheit – Vergangenheit braucht Zukunft
Im November 2023 wechselte Stephan Sensen in den Beirat des Vereins. Dr. Oliver Schmidt, Leiter des Sauerland-Museums Arnsberg, trat seine Nachfolge als erster Vorsitzender an. Mit einem deutlich jüngeren Vorstandsteam gibt es schon neue Pläne und frische Ideen für die Zukunft: „Wir treten in große Fußstapfen, die ihren Anfang im Märkischen Kreis haben. Industriekultur war, ist und bleibt ein entscheidender touristischer Faktor in Südwestfalen und darüber hinaus“, fasst Dr. Oliver Schmidt die 40 Jahre Vereinsgeschichte zusammen. „Und deshalb sind wir mit Herzblut dabei, die heimische Industriekultur zu unterstützen und für unsere Kinder zu bewahren.“