Nach jahrelangem Chaos ist die Rahmedetalbrücke wieder befahrbar. Mit der feierlichen Freigabe am Montag, 22. Dezember, ist die A45 nach einer Unterbrechung von 1481 Tagen wieder durchgängig befahrbar. Seit 13.20 Uhr rollt der Verkehr wieder.
22. Dezember 2025, 12.03 Uhr – das war einer der wichtigsten Moment in der jüngeren Lüdenscheider Geschichte. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Lüdenscheids Bürgermeister und Bürgerbeauftragter für den Brückenbau Sebastian Wagemeyer (SPD) und weitere Ehrengäste durchtrennen ein schwarz-rot-goldenes Band, dazu erklingt die Nationalhymne, gespielt von einer kleinen Blaskapelle. Dazu der Segen von Pastor Claus Optenhöfel und dem Superintendenten des Ev. Kirchenkreises Dr. Christof Grote. „Ich sprenge das Weihwasser zwar in Richtung Brücke“, sagte Claus Optenhöfel. „Der Segen gilt aber allen Menschen.“ Aus der Ferne erklingt das Glockengeläut zum Mittag — eine berührende Szene unter strahlend blauem Himmel. „Heute kann ich mal so richtig froh sein“, sagt Frank Kuschmierz, Referent des Lüdenscheider Bürgermeisters. „Als Bürger und als Mitarbeiter der Stadt.“ Er wirkt tiefenentspannt in diesem Moment.
So ist auch die Stimmung auf der 457 Meter langen Brücke, die das Rahmedetal in bis zu 70 Meter Höhe überspannt. Die Ehrengäste und die wenigen eingeladenen Bürger wirken locker. Auch Heiko Schürfeld, Sprecher der A45-Bürgerinitiative. „Ich bin froh“, sagt er. Über Punkte, über die er sich in der Vergangenheit geärgert hat, möchte er an diesem Tag nicht sprechen.
Die Ehrengäste aus Berlin rollten in sechs schwarzen Limousinen, eskortiert von Polizeistreifen, gegen 11.15 Uhr an. Die Begrüßung übernahm Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH. Er betonte, die vorzeitige Freigabe sei ein starkes Signal, das von Lüdenscheid aus ins ganze Land gesendet werde. „Das ist Ansporn und Blaupause für den Aufbruch, den wir brauchen.“
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Erster Redner war Bundeskanzler Friedrich Merz. Er betonte die Bedeutung der A45 als Bindeglied zwischen Ruhrgebiet und Rhein-Main-Region und dankte allen Beteiligten, die am Neubau beteiligt waren. Weiter dankte er den Bürgerinnen und Bürgern, die sich konstruktiv eingebracht hätten und viel Geduld gezeigt hätten. „Jetzt geht eine Leidenszeit zu Ende“, sagte der Bundeskanzler. „Deutschland kann bauen, wir werden bauen und es wird schneller gehen als bislang“, sagte Friedrich Merz. Das, was bei dieser Talbrücke noch eine Ausnahme gewesen sei, soll künftig der Standard werden. „Lassen Sie uns den Geist, der von dieser Stelle ausgeht, ins neue Jahr mitnehmen.“ Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder ging noch weiter. „Rahmede-Tempo ist künftig Deutschland-Tempo“, sagte er in seiner Ansprache.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst wies darauf hin, dass es in Rekordgeschwindigkeit gelungen sei, die wichtigste Verkehrsader wieder für den Verkehr freizugeben. „Das ist eine sehr gute Nachricht für die Menschen und die Wirtschaft vor Ort. Südwestfalen ist als leistungsstarke Wirtschafts- und Technologieregion ein bedeutendes Kraftzentrum unseres Landes. Gerade deshalb ist die schnelle Fertigstellung der Brücke von so großer Bedeutung für die Menschen, die Unternehmen und Arbeitnehmer in der Region.“
Bürgermeister Sebastian Wagemeyer würdigte die Kraft und die Haltung, die die Bürgerinnen und Bürger gezeigt hätten. „Das verdient Respekt.“ Er sieht den Brückenbau als Zeichen für Kraft und Verlässlichkeit und als ein klares Symbol dafür, „dass unser Staat funktioniert.“ Genau wie sämtliche vorherige Redner sendete auch er eine Dankesbotschaft an den ehemaligen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes, erinnerte an den „schwierigsten Moment meiner beruflichen Laufbahn“. Das sei am 2. Dezember 2021 die Entscheidung zur Brückensperrung gewesen. „Ich wusste, was ich den Menschen damit zumutete“, sagte die Straßenbaumanagerin. In ihren Dank schloss sie neben dem Team der Autobahn GmbH auch rund 50 Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen und zahlreichen weiteren Organisationen ein, die an der Planung und dem Bau der neuen Brücke beteiligt waren.
Allen, die nicht an der offiziellen Freigabe am Montag teilnehmen konnten oder durften, machte sie Hoffnung: Wenn der zweite Bauabschnitt für den Verkehr freigegeben werde, könnte es möglicherweise ein Fest geben. Nächster Schritt sei die Stahlhochzeit der anderen Brückenhälfte, die frühzeitig im neuen Jahr erfolgen werde.










