Borkenkäfer und Klimawandel zeichnen den Belkenscheider Wald, doch seine Besitzer Lisa und Timo Gelzhäuser tun etwas für seine Aufforstung: mehr Diversität, mehr Lebensräume und die abgeholzten Fichten regional weiterverarbeiten. 2022 wurden sie für ihr Engagement mit dem „Unternehmerpreis Südwestfalen“ ausgezeichnet (LokalDirekt berichtete), nun sind sie unter der engeren Auswahl für die „Waldbesitzer 2023“ des Forstportals „forstpraxis.de“ (Deutscher Landwirtschaftsverlag). Zum sechsten Mal wird der Preis in drei Kategorien in Berlin verliehen. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. „Sie bewirtschaften ihren Wald so, dass er ein Vorbild für andere ist und ihre Geschäftsideen oder ihre Projekte sind etwas Besonderes“ – so wird die Kategorie des „Waldbesitzers“ auf der Internetseite des Waldpreises umschrieben. Mit LokalDirekt waren die Geschwister als Kiersper Nominierte bei bestem Wetter in ihrem Forstbetrieb unterwegs.
Neben abgestorbenen Baumstümpfen ließen sich bei der Tour auf Belkenscheid auch frische Jungpflanzen entdecken. Mit ihrem Konzept Fläche stillzulegen und der Natur zurückzugeben sowie gleichzeitig einen anderen Flächenteil mit einem Mischwald aufzuforsten, haben sie sich für den Preis beworben: „Gemeinsam zeigen wir, dass nachhaltige Forstwirtschaft und regionale Wertschöpfung funktionieren. Wir möchten andere Waldbesitzer motivieren, ihr Holz zu einzigartigen Produkten zu verarbeiten“, zeigten sie sich überzeugt.
Aufforstung als wiederkehrendes Thema
2019 haben die Geschwister den Forstbetrieb von ihren Eltern übernommen, der ihn wiederum von seinem Vater geerbt hat. „Unser Urgroßvater hatte auch schon mit dem Thema Aufforstung der gesamten Waldfläche zu tun. In der dritten Generation kommt das Anliegen wieder“, erklären die Geschwister.
Welche Bäume sind dem Klimawandel gewachsen? Um dieser Frage nachzugehen, experimentieren Lisa und Timo Gelzhäuser beim Bäume pflanzen. „Wir pflanzen zehn verschiedene Baumarten, die in Baumschulen vorgezogen wurden. Außerdem haben wir Wildlinge gepflanzt. Das sind Jungpflanzen, die auf natürliche Weise aus noch vorhandenen Beständen auf die Freiflächen gepflanzt werden“, so Timo Gelzhäuser.

„Früher bestand unser Wald zu 75 Prozent aus Fichten. Die sind nun alle gefällt“, sagt Timo Gelzhäuser. Anstelle der ehemaligen Monokultur sollen Mischwälder entstehen. Außerdem soll ein Teil der Natur ein Teil der Natur überlassen werden – das sei gut für mehr Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. Dadurch wollen die Geschwister andere Waldbesitzer dazu ermutigen, ebenfalls Flächen stillzulegen.
Wer das mache, könne auch Förderungen bekommen. Der Staat fördert ein klimaangepasstes Waldmanagement. „Jeder Waldbesitzer kann sich darauf bewerben. Wir möchten auch die Plattform des Waldpreises nutzen, um auf Möglichkeiten zur Bewältigung der Klimakrise und des Waldsterbens aufmerksam zu machen.“ Außerdem arbeiten die beiden mit Jägern zusammen, um junge Pflanzen vor dem Abgefressen werden zu beschützen.
Tiny-Häuser finanzieren Aufforstung
Aus den großen Mengen Fichtenholz bauen Gelzhäusers Tiny Häuser (Wir berichteten). Die kleinen Holzbauten sollen den Fortbestand des Mehrgenerationenhofes sichern, nachdem ein Großteil des Waldes dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen ist. „Und den Ertrag daraus investieren wir in die Aufforstung. Das versprechen wir unseren Kunden“, betonte Lisa Gelzhäuser. „Viele kommen aus der Region – hier spüren wir einen regionalen Zusammenhalt. Einige nutzen sie als Anbau, andere wünschen sie als Einzelhaus“, verriet sie.
„Wir sprechen auch nicht von Schadholz, da es keinen Schaden hat“, erklärte sie. „Viel mehr verarbeiten wir das betroffene Fichtenholz weiter. Die Fichte wird in Deutschland aussterben, gleichzeitig wird das Holz für den Hausbau gebraucht. Gebäude aus Holz sind ideale CO2-Speicher“, zeigten sie auf.

Auch wenn die Gelzhäuser-Geschwister beim Wettbewerb nicht gewinnen sollten, zählt wir sie etwas anderes: „Wir haben dem Thema eine Öffentlichkeit gegeben. Bei der Preisverleihung in Berlin können wir mit Sponsoren und anderen Teilnehmern netzwerken.“ Ob die die Kiersper Lisa und Timo Gelzhäuser zu den Gewinnern gehören, erfahren die Geschwister erst am Abend der Preisverleihung am 6. Juli.
Über ihre Social Media-Kanäle rühren die beiden jedenfalls kräftig die Werbetrommel. „Wir freuen uns über jeden, der für uns abstimmt“, betonten sie abschließend.
Wir berichten weiter.
Fotogalerie zur Tour durch den Belkenscheider Wald:







6. DEUTSCHER WALDPREIS 2023 von forstpraxis.de
mit Unterstützung des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR)
Bis zum 25. Juni kann einmal in jeder Kategorie abgestimmt werden.
Die Bekanntgabe der Gewinner und die Preisverleihung finden am 6. Juli in Berlin statt.
Link zur Abstimmung: www.deutscher-waldpreis.de