„Man findet ab und zu noch welche. Aber ich gehe davon aus, dass der Borkenkäfer für uns kein Thema mehr sein wird und die Population einbricht“, erklärte Förster Christof Schäfer im Rahmen der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft. Das spiegele sich auch im Holzeinschlag wieder, der sich nach und nach wieder den normalen Werten annähere. Dennoch sei die Krise noch nicht bewältigt.
Das vergangene Jahr habe noch einmal ganz im Zeichen des Käfers gestanden. Daher sei ausschließlich mit Kalamitätsnutzungen gearbeitet worden. Gemeint ist Holz, das als Ergebnis von Sturmschäden, Trockenheit und/oder Schädlingsbefall für eine weitere Nutzung verfügbar ist. Es stammt von beschädigten, umgefallenen oder aufgrund der Kalamität gefällten Bäumen. Insgesamt wurden 13.753 Festmeter Holz geschlagen und vermarktet. 89 Prozent des Einschlags ist Fichtenholz, das vom Käfer befallen war. Insgesamt waren das 12.185 Festmeter. Vier Prozent, und somit 580 Festmeter, bildeten Lärchen und Kiefer. „Die Lärchen wurden auch vom Käfer angegriffen. Allerdings finden die Käfer darin keine Überlebensgrundlage und vermehren sich dort nicht. Das Problem ist aber, dass die Käfer einen Rindenpilz einschleppen, der den Bäumen schadet“, erklärte Christof Schäfer das Problem. 628 Festmeter Buche kamen ebenfalls noch hinzu. Diese seien gerade in Kuppenlagen oder an Südhängen in einem oft schlechten Zustand. „Die Trockenheit hat den Bäumen extrem geschadet. Die Buchen werden uns auch in diesem Jahr noch beschäftigen“, berichtete der Förster.

Aufforstung gestaltet sich kompliziert
78.000 neue Bäume wurden bereits im vergangenen Jahr wieder angepflanzt. 67.000 davon waren Nadelholz, 11.000 Laubholz. „Damit sind insgesamt 70 Hektar in 35 Einzelmaßnahmen wieder aufgeforstet worden“, berichtete Christof Schäfer. Die Wiederbewaldung sei natürlich eines der Hauptanliegen für die kommenden Monate und Jahre. Dabei setzt Schäfer auf Mischbestände. „Diese müssen standortgerecht und strukturiert, aber auch vital und stabil sein, um das Risiko für die Waldbesitzer zu minimieren“, erklärte der Experte. Zugleich müssten die Flächen aber auch ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Funktionen erfüllen und den Naturschutz berücksichtigen.
Jede Fläche müsse dafür genau analysiert werden. Ein Kriterium sei beispielsweise die Waldvegetationszeit. Das ist die Anzahl von Tagen über 10 Grad Celsius. Es sei festzustellen, dass die Vegetationszeit, also die Zeit, in der die Bäume grün sind, immer länger sei. 1981 bis 2010 seien es 160 Tage gewesen. Bis 2100 könnten es schon bis 230 Tage sein. Dem müsse eine Pflanze gewachsen sein. Außerdem verändern sich die Niederschlagswerte. Nachrodt-Wiblingwerde werde vermutlich zu den mäßig trockenen bis sehr trockenen Regionen zählen. „Die klimastabileren Baumarten haben meist größere Jugendgefahren oder setzen eine sehr sorgfältige Pflanzung voraus“, erklärt Schäfer. Und genau da liege auch eines der größten Probleme aktuell. Denn Pflanzmaterial und Pflanzer seien derzeit nur sehr begrenzt verfügbar.

Grundsätzlich sollten Mischbestände mit mindestens vier verschiedenen Baumarten angepflanzt werden. „Aber natürlich nutzen wir auch die Naturverjüngung. Auch wenn es Fichte ist. Wir dürfen die Fichte jetzt auch nicht verteufeln“, appellierte Schäfer an die Waldbesitzer. Erste und wichtigste Maßnahme sei somit für alle Waldbesitzer, die Kahlflächen haben, den Ist-Zustand zu analysieren. Welche Standortgefahren liegen vor, welche finanziellen Möglichkeiten sind gegeben und natürlich spielen auch die individuellen Wünsche der Waldbesitzer eine Rolle. Oberste Priorität haben Flächen, die extrem zur Verkrautung neigen. Sprich Kahlflächen, auf denen sich beispielsweise Farne und Brombeeren extrem ausbreiten und eine Naturverjüngung unterdrücken und eine Bewirtschaftung deutlich komplizierter machen.
„Eines ist ganz klar: Die Wiederbewaldung wird mehrere Jahre dauern. Es ist eine gesellschaftliche und walbauliche Herausforderung“, betonte Schäfer. Und noch eines machte er deutlich. Das Ende der Waldkrise ist noch nicht in Sicht: „Es werden weitere Kahlflächen entstehen. Die Buchentrockenheit, das Erschentriebsterben und die Randschäden durch Sturm werden uns weiter vor große Herausforderungen stellen.“
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Teil 1: Der Wald im Wandel
Teil 3: Diffuses Bild am Holzmarkt