Matthias Lohmann widmete sich in seiner Haushaltsrede den aktuellen politischen Themen und begann mit den Bauprojekten. Er bekundete unter anderem seinen Respekt zur gelungenen Sanierung und Erweiterung der Grundschule Wiblingwerde. „Bevor sich nun alle zu diesem Projekt auf die Schulter klopfen – lange nicht alle Ratsmitglieder waren damals für die Sanierung der Grundschule. Jetzt sind alle zufrieden, dass mit so viel Nachdruck argumentiert wurde“, sagte Lohmann und spielte damit auf Diskussionen zu Beginn der Maßnahme vor einigen Jahren an. Denn bevor diese beschlossen wurde, gab es durchaus laute Kritik. Damals vor allem aus Reihen der CDU, aber auch von der SPD.
Noch deutlicher wurde er in Sachen Gartenhallenbad. „Zu viele Menschen versuchen ständig der Gemeinde das Handwerk beibringen zu wollen. Ich kann das Genörgel und Kritisieren kaum noch aushalten.“ Damit spielte er ganz offensiv auf das Verhalten des Trägervereins Gartenhallenbad an. Das angespannte Verhältnis zwischen Vorstand und Gemeindeverwaltung war in den vergangenen Monaten immer wieder Thema. Er sei fassungslos über die Entscheidung des Trägervereins, „unter Missachtung aller ökologischen und ökonomischen Erkenntnisse, in diesen Zeiten auf Photovoltaik und Solarthermie zu
verzichten.“ In den Reihen der Zuschauer saß auch Sabine Karisch, die lange Zeit Vorsitzende des Trägervereins war. Es ist kein Geheimnis, dass sie eine der größten Kritikerinnen ist. Sie nutzte die Gelegenheit unter Punkt „Fragen und Anregungen der Einwohner“ kurz Stellung zu beziehen. Auf den Hinweis, dass eine Stellungnahme keine Frage sei, fragte sie: „Wo steht denn, was ich hier wie und wie lange sagen darf? Das würde ich gerne mal wissen.“ Als seitens der Bürgermeisterin auf die Geschäftsordnung verwiesen wurde, fragte sie erneut: „Wo genau? Aber ok, dann mache ich jetzt eine Anregung. Wir haben im Schwimmbad ein BHKW (Blockheizkraftwerk, Anm. d. Red.). Das läuft nicht, da es keinen Schwimmbetrieb gibt.“ Die Ausführungen zu dem stehenden Blockheizkraftwerk und der fehlenden Photovoltaikanlage waren für Außenstehende nicht zu verstehen. Eine weitere Diskussion wurde abgeblockt. „Wir nehmen das mit und besprechen das“, sagte Birgit Tupat und beendete damit das Thema.
Matthias Lohmann hatte aber noch mehr auf der Agenda. Beispielsweise die Lennehalle: „Der Traum der Lebensmittelindustrie bleibt für ewig die eierlegende Wollmilchsau. So kommt mir manchmal die Diskussion um die Bedarfe rund um die Lennehalle vor.“ Wenn alle mal einen Schritt zurückgehen würden und einfach mal Machbarkeit, Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit mit Ruhe und Vernunft abwägen würden, dann könnte dabei auch etwas herauskommen, mit dem alle etwas anfangen könnten. Die ideale
Kombination aus Veranstaltungshalle, Sporthalle, Flohmarkthalle wird es nie geben. „Wir müssen immer einen Kompromiss eingehen.“
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Deutlich wurde er auch in Sachen Amtshaus. „Die Menschen, die von Bauen mal gar keine Ahnung haben, wollen den Kreckel-Bau zum Amtshaus umbauen. Was für eine fantastische Idee. (…) Ich hoffe, dass es für immer und ewig bei der einen Stimme für den Unsinn bleibt.“ Die Kritik richtete sich an Christian Pohlmann von der SPD, der im Rahmen seiner Bürgermeister-Kandidatur das Thema wieder aus dem Hut zauberte. Christian Pohlmann nahm die Kritik gelassen: „Ich habe es nicht als so heftig empfunden. Das ist eine Meinung, die er vertritt. Eine Meinung, die ich nicht teile.“ Es gehe ihm auch nicht darum, jetzt die geplante Amtshaus-Maßnahme zu stoppen. „Das ist ja Quatsch. Das Wasser ist unter der Brücke durch. Jetzt wird es so gemacht. Von daher nehme ich mir von der Kritik gar nichts an“, sagte er im Nachgang der Sitzung. Ihm sei es immer darum gegangen, dass solche Projekte globaler gedacht werden. Man müsse auch Ideen entwickeln und einbringen.
Lohmann kritisierte auch die für ihn „unsachliche Diskussion“ im Rahmen der Haushaltsplanberatungen: „Die Bürgermeisterin soll ein Lieblingskind in Form von Baumscheiben haben. Das wusste ich bislang nicht, war aber interessant. Eine der wenigen unsachlichen Auseinandersetzungen, denen ich in den Ausschüssen beiwohnen durfte.“ Damit spielte er auf die Diskussion um die Instandsetzung des derzeit brachliegenden Grundstücks des ehemaligen Friedhofs an der Niemöllerstraße an. Im Vorfeld der Ratssitzung hatte Aykut Aggül (fraktionslos) mehrfach für Aufsehen gesorgt. Beispielsweise in der Hebesatz-Debatte rund um die Grundsteuer als er für einen Verzicht der Ratshonorare plädierte. „Herr Aggül, Sie waren es, der zusätzlich zu dem Ratsherrenhonorar den Fraktionszuschuss für sich eingefordert hat. Wir konnten uns gegen Ihre Forderung nicht wehren. Vielleicht erinnern Sie sich. Mir war dieser Fraktionszuschuss so peinlich, dass ich einen Betrag in gleicher Höhe für die ganze Legislaturperiode sofort an unterschiedliche Vereine in Wiblingwerde gespendet habe. Es ist unaufrichtig und unanständig, wenn Sie jetzt den Verzicht des Ratsherren- / und Ratsfrauen-Honorars einfordern, denn es betrifft Sie persönlich ja nicht mehr. Sie sind im September raus aus dem Rat! So, oder so.“ Aykut Aggül kandidiert als Bürgermeister. Sollte er die Wahl nicht gewinnen, hat er keinen Sitz mehr im Rat, da er nur für ein Amt kandidieren wird. Auch Aykut Aggül zeigte sich im Nachgang der Sitzung eher unbeeindruckt: „Das ist seine Meinung und die akzeptiere ich.“
Die ganze Rede im Wortlaut: