Auf Einladung des Vereins für Kommunikation und Kultur (KUK) las der Kölner BAP-Gründer Episoden seine USA-Reise auf den Spuren Dylans und adaptierte seine Songs. Niedecken erzählte von Begegnungen mit dem Künstler in Saarbrücken, als er ihm eine Lapsteel-Gitarre des deutschen Labels Düsenberg überreichen durfte, skizzierte Begegnungen, die er auf seiner Reise durch die Staaten von New York über Minnesota und New Orleans bis zur Westküste auf Dylans Spuren machte. Mal witzig, mal nachdenklich, mal berührend schildert der Dylan-Fan, seine Tour-Erlebnisse, berichtet, wie sehr der Sondwriter sein musikalisches Schaffen geprägt hat. Immer wieder garniert mit Songs, die er mal auf Englisch, mal auf Kölsch oder in einem Mix singt. Letztlich egal oder wie Niedecken meint: „Die Weltsprachen nehmen sich nix“.
Kölsch-Rocker und Könner am Klavier
Schon das Entree wirkt wie ein Treffen unter Familien oder Freunden. Mit Kaffeepott in der Hand kommen Niedecken und Mike Herting auf die Bühne. Beide bodenständig, unprätentiös. Klar, ein bisschen Selbstdarstellung gehört dazu. Was soll man auch machen, wenn die Elbphilharmonie anruft, um die USA-Reise in Sachen Dylan irgendwie auf die Bühne zu bringen. Niedecken sagte zu. Er hatte seinen „Möglichmacher“, seinen Freund Mike. Der erweist sich in der Stadthalle, einem von rund 300 Gigs in der Causa Dylan, als genialer Pianist, als Virtuose auf den Tasten.
Als Jugendlicher hatte Niedecken erstmals in seiner Kölner Clique den Namen des meist nuschelnden Dylan gehört. Immer wieder setzt er sich mit seinem Werk auseinander, schildert Berührungspunkte etwa mit seiner Lieblingsoma, die er als Zivi betreute, singt „Leev Frau Herrmanns“, zu einer Dylan-Melodie. Aus dem Klassiker „Mighty Quinn“ wird „Quinn, dä Eskimo“. „Only a Hobo“, „Man in a long black coat“, „One more cup of coffee” interpretiert das Duo. In Nürnberg mogelt sich Niedecken beim Dylan-Konzert in den Backstage-Bereich, will die Rock-Legende ohne dumme Kommentare von Besuchern genießen und verbindet das mit dem Song „To be alone with you”. Auf der Play-List fehlen auch nicht „The time they are-a-changin’” und “Knocking on Heavens door“.
Gut drei Stunden beste Unterhaltung enden mit Standing Ovations für Niedecken und Herting, die sich mit Zugaben revanchieren. Für die Besucher, überwiegend Ü-60, war es eine Reise in die eigene Vergangenheit. Ob sie wegen der Dylan-Songs oder wegen Niedecken gekommen waren, spielt keine Rolle. Gegangen sind sie als Fans des kongenialen Duos Niedecken – Herting. „Wenn wir mal dement sind, erinnern wir uns noch daran“, zog eine Besucherin ein rundum zufriedenes Fazit.