Ein Schwerpunkt lag auf der Schaffung bezahlbaren Wohnraums: Mit der Verlängerung der Mietpreisbremse, Maßnahmen zur Senkung von Stromsteuer und Netzentgelten sowie der Stärkung des sozialen Wohnungsbaus sollen Entlastungen erzielt werden.
Kritisch bewertet Kapfer die Rücknahme der Reformen wie der Karenzzeit bei der Grundsicherung sowie die Einführung neuer Sanktionen. Positiv hervorgehoben wurden hingegen das geplante Bundestariftreuegesetz – künftig sollen nur noch Unternehmen, die den Mindestlohn zahlen, an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen können – sowie die Stärkung der Rechte der Arbeitnehmer durch einen Mindestlohn von 15 Euro (entsprechend 60 Prozent des Medianlohns), steuerliche Förderungen für Gewerkschaftsmitgliedschaften und ein verbessertes digitales Zugangsrecht für Gewerkschaften.
Skepsis äußerte Hajo Kapfer zur geplanten Aufhebung der täglichen Höchstarbeitszeit, insbesondere in Bezug auf die künftige Handhabe von Überstundenzuschlägen. Auch die Regelung, dass befristete Arbeitsverträge künftig nicht mehr automatisch nach zwei Jahren entfristet werden müssen, wurde kritisch betrachtet – insbesondere, weil davon häufig Frauen, junge Menschen und Migranten betroffen sind, die oft in Teilzeit oder prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten.
Im weiteren Verlauf wurden auch Themen wie die geplante Aktivrente, die Finanzierung der Krankenhausreform aus einem Sondervermögen, Digitalisierungsvorhaben und der Ausbau demokratischer Strukturen als Schutz vor Diskriminierung angesprochen. Einen besonderen kommunalen Bezug hatte die Diskussion um die Altschuldenregelung: Zwar zeigten beide Parteien Bereitschaft, sich des Themas anzunehmen, konkrete Maßnahmen bleiben jedoch bislang aus. Insgesamt wurde bemängelt, dass viele Vorhaben unter Finanzierungsvorbehalt stehen und klare Priorisierungen in der Umsetzung fehlen. Positiv wurde hervorgehoben, dass künftig bei allen Gesetzgebungsverfahren geprüft werden soll, welche Auswirkungen diese auf die Kommune haben.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde Kapfer auf die Aussage von Bürgermeister Jörg Schönenberg angesprochen, der den zukünftigen Verwaltungschef nicht zwingend auch aus der Verwaltung kommen sieht. Hajo Kapfer verwies auf seine Bewerbungsrede: Darin habe er bereits betont, dass es im Falle seiner Wahl nicht darum gehe, bestehende Strukturen im Rathaus grundlegend zu verändern. Vielmehr sehe er sich als Moderator eines notwendigen Entwicklungsprozesses, gerade mit Blick auf den anstehenden Generationenwechsel und die damit verbunden Strukturveränderungen innerhalb der Verwaltung.