Wenn sich der Halveraner Bürgermeister Michael Brosch mit Haftbefehl und Nico Santos nach dem Bautz ablichten lässt, dann war die After-Party entweder ein voller Erfolg oder der „Meme-Minister“ hatte seine Finger im Spiel.

„Meme-Minister“? – Was ist denn das? Keine neue Funktion im städtischen Rathaus, sondern ein Social Media-Phänomen. Der selbsternannte „Meme-Minister“ bedient die Instagram Satire-Seite „halveraner_mit_katana“, die seit August 2020 „Memes“ über Halver und die Umgebung veröffentlicht. Memes sind Bilder oder Videos, die mit knappen, humorvollen Texten versehen sind und sich schnell in den sozialen Medien verbreiten. Die Memes können selbstkritisch, gesellschaftskritisch oder einfach nur lustig sein und haben meistens einen Hang zur Übertreibung.
LokalDirekt ist dem „Meme-Minister“ auf der Spur – allerdings hält er sich bedeckt, möchte “im Sinne der Kunst“ seine Identität wahren und hat nur anonym einem Gespräch über Instagram zugestimmt. Was wir aber wissen: Der „Meme-Minister“ ist eine männliche Person, Mitte 20 und gebürtiger Halveraner.

Dass sich die Inhalte der Seite rund um Halver drehen, ist also kein Zufall – der „Minister“ kennt sich aus und beschäftigt sich mit bekannten Personen und Orten wie dem Litfass, der Herpine oder der Halveraner Kirmes – mal ernster, mal lustiger.
Kritik an Umständen durch Humor
Der „Meme-Minister“ nimmt kein Blatt vor den Mund. Ganz im Gegenteil – hinter einigen Instagram-Posts versteckt sich die ein oder andere Kritik: Die Sperrung der A45, das Skatebahn-Ende oder das unzureichende Jugendangebot sieht der „Meme-Minister“ als „ein Weg, auch mal Frust über einzelne Themen abzulassen“ – den Frust einer ganzen Generation. Trotzdem ist ihm natürlich wichtig: Die Seite dient zur Unterhaltung und Seitenhiebe sollten mit Humor aufgenommen werden.

Und wie beschreibt der „Meme-Minister“ seine Satire-Seite mit drei Worten? „Spontan, witzig und random“ – vieles betrachte er mit einem Augenzwinkern. Auch der Username „halveraner_mit_katana“, in dem das Wort „Katana“, ein japanisches Schwert, steckt, hat keine tiefere Bedeutung: „Ich kannte es von anderen Meme-Seiten, die auch mit Reimen im Namen gearbeitet haben und fand es lustig.“
Neulich knackte die Meme-Seite die 1.000-Follower-Marke – völlig unerwartet für den jungen Halveraner: „Ich dachte, dass es eine Seite mit 20 bis 50 Abonnenten bleibt. Die Leute haben die Beiträge in ihre Story gepackt und es ihren Freunden geschickt.“ Und was ist das Erfolgsrezept einer guten Meme-Seite? Viel Zeit im Internet verbringen! „Wir leben in einer Zeit, in der fast alles beziehungsweise jeder über Nacht zu einem Meme werden kann“, erzählt der „Meme-Minister“. Es komme vor allem auf den Algorithmus an, denn der entscheidet, wie oft und schnell ein Beitrag von anderen Nutzern entdeckt wird.
Auch den Halveraner Bürgermeister Michael Brosch und die Entscheidungen aus dem Rathaus hat der „Minister“ im Blick. Michael Brosch selbst scheint es nicht zu stören, dass auch er schon öfter Teil der Memes war. Mehr noch: Der Bürgermeister folgt „halveraner_mit_katana“ auf Instagram und lässt auch mal ein „Like“ da. „Das ist eine absolute Ehre und gleichzeitig so abstrakt“, erzählt er. Kein Wunder – wann hätte der Bürgermeister denn sonst schon die Möglichkeit, mit Haftbefehl und Nico Santos zusammen auf einem Foto abgelichtet zu werden?
