Treffen im alten Amtssaal mit seiner ursprünglichen und stilvollen Einrichtung im denkmalgeschützten Teil der Museen der Stadt Lüdenscheid: Es ist die letzte Etappe im Sammlerleben von Wolfgang Schumacher. In der vergangenen Woche übergab er nochmals circa 7750 historische Lüdenscheid-Fotos und einige tausend Negative. Damit ist der Schenkungsvertrag, den Schumacher 2012 mit der Stadt Lüdenscheid geschlossen hatte, erfüllt. „Eigentlich sollte alles schon 2015 abgeschlossen sein“, bekannte der Sammler. „Es war dann aber doch aufwändiger, als ich gedacht hatte.“
Das tat der Freude aber keinen Abbruch. Mit von der Partie waren Alt-Bürgermeister Dieter Dzewas und der ehemalige Kulturdezernent Wolff-Dieter Theissen. Beide haben die schrittweise Überlassung der riesigen Dokumentensammlung von Anfang an begleitet.
Museumsleiter Dr. Eckhard Trox bewertete bei dem Treffen die Schumacher-Sammlung als „elementar für unsere Stadt“. Was sich nicht im öffentlichen kollektiven Bildgedächtnis befinde, sei weg, sagte er.
Ein Teil der Sammlung, bestehend aus immerhin 1360 Bildern mit den dazugehörigen Texten, ist bereits seit einigen Jahren im Museum öffentlich zugänglich. Unter dem Titel „Mein Lüdenscheid“ lädt eine digitale Ausstellung in der Eingangshalle des Museums zum Stöbern in der Vergangenheit ein. Die Zeitreise beginnt im frühren 18. Jahrhundert und endet mit der Jahrtausendwende. Das Projekt, mitfinanziert von der Bürgerstiftung der Sparkasse, ist eine Liebeserklärung Schumachers an seine Heimatstadt.
„Ein gigantischer Schatz für Lüdenscheid, von dem wir noch lange zehren werden“, schwärmte Bürgermeister Sebastian Wagemeyer. Die Fotosammlung sei das Herzstück, betonte Ursula Delhounge- Sie ist im Museum für den Bereich Dokumentation verantwortlich. Sie hob insbesondere die Systematik hervor, nach der Wolfgang Schumacher seine rund 20.000 Dokumente umfassende Sammlung geordnet habe. Alles sei beschriftet und gut auffindbar. Mehr noch: Die Aufbereitung des öffentlich zugänglichen Teils ermögliche es, Exponate „in die Hand zu nehmen, ohne sie zu berühren“. Die Originale, die nun dauerhaft im Fundus des Museums liegen, seien für die weitere Forschung wertvoll.
Wolfgang Schumacher hatte zum Treffen auch den Auslöser seiner jahrzehntelangen Sammelleidenschaft mitgebracht – eine Briefmarke, die die Frauenkirche mit einem Lüdenscheid-Stempelmotiv zu den Deutschen Schwimm- und Springmeisterschaften im Nattenbergbad 1956 zeigt. Der damals 14-Jährige erwarb sie 1956 für fünf Pfennig. Was danach kam, ist jetzt Geschichte.
Schumacher besuchte Flohmärkte, bezog Sammler-Rundsendungen und war Gast zahlreicher Auktionen. „Manchmal bin ich auch unglaubliche Strecken umsonst gelatscht“, berichtete er. Dass ihn die Sammelwut nicht ruinierte, hat er seiner Disziplin zu verdanken. „Ein bekannter deutscher Auktionator sagte mal zu mir: Schumacher, Sie sind einfach zu kniepig“, erinnerte er sich. Das war er wohl nicht. „Aber ich habe mir immer ein Limit gesetzt.“ Darauf sei er stolz.
Und Geduld musste er haben. 1963 machte er einen „Kleiderschrank-Fund“. Auf dem Kleiderschrank seiner Großmutter entdeckte er ein ungerahmtes großformatiges Hochzeitsfoto von 1905 aus dem damals angesagten Atelier Carl Huth. Es zeigt seine Großeltern mütterlicherseits – Schreiner und Dienstmagd – ganz schön aufgetakelt. Es dauerte 15 Jahre, bis er den passenden Rahmen fand. Er entdeckte ihn samt passendem Passepartout und mundgeblasener Scheibe 1978 nach langem Suchen auf dem legendären Marché aux Puces in Paris. Auch dieser Schatz gehört jetzt dem Museum.
Das Sammeln ist für Wolfgang Schumacher jetzt Geschichte. „Ich bin erleichtert“, sagte er. Sein Lebenswerk ist in guten Händen. Was ihm vielleicht noch gefehlt hätte, wäre eine Lüdenscheider Ansichtskarte mit seinem Geburtshaus gewesen. Allein – es gibt sie nicht. Schließlich ist der Ur-Bergstädter ja in Werdohl geboren.