„Ich haue auf die Schädel und küsse schöne Mädel“, so besang Jörg Hilbert, alias Ritter Rost, die Charaktereigenschaften seines Titelhelden. „Er will natürlich ritterlich sein, aber eigentlich ist er ein großer Angeber und Angsthase“, so erklärte der Autor den Schülern der Servatiusschule, die aufgeregt am Donnerstag, 23. Mai, in der Turnhalle auf den Anfang der Erzählung warteten, seine Hauptfigur.
Bevor es mit der eigentlichen Geschichte „Ritter Rost und Familie Schrottkompott“ losgehen konnte, wurden natürlich die anderen Protagonisten, die als große Puppen auf seinem Tisch saßen, vorgestellt. Da gab es den kleinen Drachen ‚Koks‘, der zwar schon zehn Millionen Jahre alt, aber eigentlich noch immer ein Schulkind ist, und das Burgfräulein Bö, das immer den richtigen Durchblick hat.
Nach einem ersten gemeinsam gesungenen Lied konnte es mit der eigentlichen Geschichte, die sich um die Fragen „Was ist eine Familie?, Wer gehört dazu? und Wie wichtig ist der Zusammenhalt?“ dreht. „Ritter Rost, Koks und das Burgfräulein Bö leben ja zusammen. Sie sind aber keine ‚richtige‘ Familie, denn sie sehen sich ja nicht mal ähnlich“, erklärte er den Kinder das Problem. „So etwas nennt man ja eigentlich eine Patchworkfamilie. Ich mag das Wort aber nicht und deshalb sage ich, sie sind eine Schrottkompottfamilie.“
Fotogalerie:
Immer wieder hat Jörg Hilbert auch die Kinder in die Geschichte eingebunden. Zum Beispiel, als der Drache Koks ein Bild von den dreien für die Ahnengalerie gemalt hatte, das Ritter Rost nicht gefiel, weil die beiden ja nicht zu seiner Familie gehörten. „Versteht ihr, warum der kleine Koks jetzt traurig ist“, wollte der Autor von den Kindern wissen.
„Diese Interaktion mit den Kindern ist wichtig“, sagte Schulleiterin Stefanie Fischer. „Wenn die Kinder wie bei einem Film nur konsumieren, hält die Konzentration nicht lange. Hier wurden sie aber eingebunden, es wurden Fragen zum Geschehen gestellt, das hilft, das Interesse beizubehalten.“
Nachdem die Geschichte glücklich für alle Beteiligten endete, konnten die Kinder noch ganz persönliche Fragen an Jörg Hilbert stellen. So wollten sie wissen, wie der Drache Koks seine Feuernase anstellen kann oder wie alt das Burgfräulein Bö ist.
In der anschließenden Pause auf dem Schulhof war das eben Gesehene noch Gesprächsthema. So war Matteo (6) begeistert von den Ideen, die den Autor zu seinen Zeichnungen inspirierten. Levian (7), Mia (10) und Amalia (9) gefielen die Lieder und Elia mochte die Erklärung einer Schrottkompottfamilie.
Der große Erfolg seiner Ritter-Rost-Serie gibt Jörg Hilbert Recht, der, als er die Idee für diese Art eines Kindermusicals hatte, acht Jahre lang vergeblich einen Verleger für seine Bücher suchte. „Ich war mir sicher, das richtige Genre gefunden zu haben“, erinnerte er sich. „Es war damals etwas ganz Neues, dass in einem Kinderbuch auch eine CD enthalten war. Das wollten keine Verleger wagen.“
Aber schon bald stellte sich heraus, dass die Ritter-Rost-Geschichten und die Musik dazu nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern gefielen. Nicht nur in den Kinderzimmern, sondern auch in vielen Autos laufen seit 30 Jahren während langer Urlaubsfahrten nun die Geschichten des nicht ganz so tapferen Ritters und seiner Freunde. Eltern und Kinder singen dabei gemeinsam mit. Denn die Ritter-Rost-Welt geht mit der Zeit. Es gibt Internet, Luftverkehr, Skateboardfahren und vieles mehr, was in der Welt der heutigen Kinder vorkommt. „Ich will mit meinen Geschichten keine pädagogische Botschaft vermitteln“, erläuterte Hilbert. „Aber ich will mit meinen Geschichten Mut machen und den Kindern helfen, mit dem Leben zurecht zu kommen.“
Infos:
- Die Ritter-Rost-Reihe existiert seit 30 Jahren.
- Inzwischen gibt es 21 Bände, der 22. ist kurz vor der Fertigstellung.
- Alle Bücher sind von Jörg Hilbert getextet und illustriert, die Musik wird von Felix Janos komponiert und arrangiert.
- Aus der Serie gibt es auch einen Animationsfilm, Bühnenfassungen, Hörbücher und eine 3D-Animationsserie.
- Jörg Hilbert hat neben der Servatiusschule am Mittwoch bereits die Bismarckschule besucht und dort vor den Schülern gelesen.