Allerdings räumte der Minister ein: „Sich vor Ort ein Bild zu machen, ist immer besser als Vorlagen zu studieren.“ Angesichts der Bedeutung des zweiröhrigen Tunnels für den Verkehr in der Region müsse alles getan werden, die Sanierung „schnellstmöglich abzuschließen.“ Wie Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer wies er darauf hin, dass das Projekt aber mehr Transparenz und bessere Kommunikation verdient habe.
Warum es zuletzt daran gehapert habe, erläuterten Dr. Petra Beckefeld, technische Direktorin bei Straßen.NRW, und Ludger Siebert, zuständiger Niederlassungsleiter bei Straßen.NRW. „Leider stellte das beauftragte Unternehmen im November 2022 zunächst jede Tätigkeit ein. Erst im April dieses Jahres mündeten permanente, intensive Verhandlungen über die Fortführung der Arbeiten durch das beauftragte Unternehmen in eine verbindliche Vereinbarung. Demnach können wir nun davon ausgehen, dass die Betriebstechnik bis Ostern 2024 fertiggestellt ist.“ Hintergrund waren Forderungen, die das Vorhaben erheblich verteuert hätten.

Straßen.NRW hatte 2014 die Straßenbaulast von der Stadt Lüdenscheid und damit die Verantwortung für den Tunnel übernommen. „Schon damals war der Tunnel stark sanierungsbedürftig. Zum Beispiel war die Sicherheit im Brandfall nicht gewährleistet“, erläuterte Ludger Siebert. Er fächerte die gesamte Tunnelgeschichte seit 2014 auf, um zu verdeutlichen, welche Schwierigkeiten im Laufe der Zeit aufgetreten waren.
„Als wir das Sanierungskonzept erarbeiteten, kamen wir wegen unvollständiger Bestandsunterlagen nur langsam voran.“, erklärte er. „Trotzdem konnten wir bereits 2018, also vor fünf Jahren, die Sanierung beginnen“.
Doch schon 2019 musste nach einem Asbestfund der Bau unmittelbar gestoppt werden. Ein sofort in Auftrag gegebenes Gutachten zeigte, dass eine intensive Asbestsanierung erforderlich werden würde, bevor die baulichen Instandsetzungsarbeiten am Tunnel fortgesetzt werden konnten. Die notwendigen Arbeiten zur Asbestsanierung wurden in das Gesamtsanierungskonzept eingearbeitet und stellten bundesweit ein Novum im Rahmen einer Tunnelinstandsetzung dar. Straßen.NRW ließ die Arbeiten zur Asbestsanierung ausschreiben und unter Beachtung der vergaberechtlichen Fristen wurden im Januar 2021 die Arbeiten vergeben und sofort begonnen.
Da entgegen der üblichen Praxis bei Asbestsanierungen die andere Röhre des Tunnels während der Arbeiten unter Verkehr gehalten werden musste, mussten auch Fluchtmöglichkeiten für Havariefälle vorgehalten werden, was eine zusätzliche Herausforderung bedeutete. Die Asbestsanierung in der südlichen Tunnelröhre wurde im August 2021 fertiggestellt. „Für eine solche Situation gab es bundesweit keine Blaupause“, betonte Steffen Scholz von Straßen.NRW. „Wir mussten uns alles mühsam erarbeiten.“

„Wir nahmen anschließende die bauliche Tunnelinstandsetzung sofort wieder auf. Bereits weit im Vorfeld des Übergangs der Fachgewerke stimmten wir die Betriebstechnik ab, so dass wir bereits für November 2022 den Einbau der Betriebstechnik vorgesehen hatten“, sagte Dr. Petra Beckefeld. Dann stellte die Arbeitsgemeinschaft ohne Vorwarnung die Arbeiten ein. Es folgten mühsame Verhandlungen. Die Betriebstechnik, darunter Beleuchtung, Funk, Absperranlagen und vieles mehr soll ab Oktober 2023 eingebaut werden. So lange dauere die notwendige Materialbeschaffung, erklärte die technische Direktorin.
Straßen.NRW werde im April 2024 mit der Sanierung der zweiten Röhre beginnen. Da auch dort eine Asbestsanierung anstehe, sei nach den bisherigen Erfahrungen mit einer Fertigstellung nicht vor Ende 2026 zu rechnen.

Bei der anschließenden Begehung beider Röhren ließ sich Oliver Krischer zahlreiche Details zur Tunnelsanierung erläutern. Anlässlich dieses Besuches erklärte er: „Die Instandsetzung des Rathaustunnels zeigt den enormen Ressourcenbedarf im Bereich der Sanierung und Modernisierung der Straßeninfrastruktur und insbesondere bei den konstruktiven Ingenieurbauwerken. Darüber hinaus wird die Bedeutung der unerlässlichen baulichen und betrieblichen Instandhaltung des nordrhein-westfälischen Straßennetzes eindrucksvoll verdeutlicht. Dies gilt umso mehr für die von der A45-Sperrung betroffene Region.“