Thomas Sommer, bei der Bezirksregierung Arnsberg Leiter der Abteilung 3 „Regionale Entwicklung, Kommunalaufsicht und Wirtschaft“, überbrachte den Bescheid der nach der Förderrichtlinie Wiederaufbau Nordrhein-Westfalen erteilt worden ist. Dadurch konnten betroffene Kommunen für die entstandenen Schäden eine Wiederaufbauhilfe beantragen, was die Stadt Plettenberg im vergangenen Herbst erfolgreich getan hat. Die Beseitigung aller von der Stadt eingereichten Hochwasser-Schadensfälle wird zu 100 Prozent durch das Land übernommen – wobei dies keine klassische Förderung darstellt, sondern eine so genannte „Billigkeitsleistung“ (hier besteht kein Anspruch auf Gelder, das Land gewährt einen Schadensausgleich aus Fürsorgegründen).
Genau 2.319.500 Euro beträgt die Fördersumme. Die größten Schadensposten in der Vier-Täler-Stadt sind ausgespülte Banketten und Böschungen, unterspülte Straßen, beschädigte Stützmauern und Durchlassbauwerke im Lennetal (mit 365.000 Euro beziffert), 335.000 Euro an der Bahnhofstraße und 315.000 Euro in der Blemke. 150.000 Euro mussten für ein neues Einsatzfahrzeug der Feuerwehr ausgegeben werden, weil ein Fahrzeug beim Hochwassereinsatz Totalschaden erlitt. Insgesamt 22 Maßnahmen, die zum Teil schon abgearbeitet sind, hatte die Stadt in ihrem Förderantrag aufgelistet.
Dabei ist Plettenberg bei der Starkregenkatastrophe verhältnismäßig glimpflich davongekommen und hatte vor allem nur Sachschäden zu verzeichnen. Thomas Sommer berichtete, dass die Förderbescheide z. B. für Altena (fast 100 Mio. Euro) und Nachrodt-Wiblingwerde (rund 25 Mio. Euro) um ein Vielfaches höher ausfallen mussten.
Lehren für die Zukunft gezogen
Bürgermeister Ulrich Schulte betonte rückblickend, dass die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Baubetriebshof und Stadtverwaltung funktioniert habe. Allerdings habe man in Plettenberg festgestellt, dass es keinen Krisenstab für solche Katastrophen gab, und diesen inzwischen eingerichtet.
Unerwartet sei die Art gewesen, wie das Starkregenereignis zuschlug: „Es waren die kleinen Siepen, die teilweise im Sommer noch nicht mal Wasser führen. Die sind plötzlich über die Ufer getreten. Mit den großen Flüssen und Bächen hatten wir keine Probleme“, erinnert sich Schulte. Sommer sah das auch so: „Das war durchaus überraschend, wo jetzt aber ein ganz neues Monitoring aufgezogen wird, damit man nicht mehr in diese missliche Lage kommt.“ Bund, Land, Bezirksregierungen, Kreise und Kommunen arbeiteten in einem fortlaufenden Prozess an einer besseren Absicherung gegen solche Unwetterereignisse.
Appell an die Eigenverantwortung
Sebastian Jülich, Fachgebietsleiter „Planen und Bauen“ bei der Stadt Plettenberg, appellierte aber auch an die Eigenverantwortung der Grundstücksbesitzer entlang der Gewässer in der Vier-Täler- Stadt, selbst vorzusorgen: „Ob beim Mäuerchen bauen oder Brücke selber bauen auf dem eigenen Grundstück oder wenn man beispielsweise die Heuballen auf dem Feld lagert – das wird dann schnell zum Abflusshindernis.“
Für zukünftige Unwettereignisse wappnen
Um künftig für solche Unwetterereignisse wie im Sommer 2021 gewappnet zu sein, überprüfe und verbessere die Stadt Maßnahmen zum objektbezogenen Hochwasserschutz für städtische Gebäude, beispielsweise in der Ohler Straße 100 oder dem Schulzentrum Böddinghausen, so Pressesprecher Hanno Grundmann. Beim damals schon begonnen Neubau der Brücke am Lehmweg sei auf einen deutlich höheren Querschnitt geachtet worden, damit mehr Wasser ungehindert durchfließen kann. Die Ressourcen für solche Unwetterereignisse seien beim Baubetriebshof aufgestockt worden. Die Versicherungen der städtischen Gebäude würden gerade mit Blick auf Elementarschäden laufend auf Stand gehalten.
Aber auch die Bürgerschaft müsse immer wieder sensibilisiert und ein Problembewusstsein geschaffen werden. Die Stadt Plettenberg steht hier beratend zur Seite. Gemeinsam mit dem Kreis und anderen Kommunen wurde das „Klimafolgenanpassungskonzept Wasser“ auf den Weg gebracht und weiter ausgearbeitet, auch mit Anregungen aus der Bevölkerung.