„Also mein letzter Stand ist, dass der Kreis nicht in das Gebäude investieren wird. Aber dazu wird Gerd Schröder (Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, Anm. d. Red.) im Rahmen der Mitgliederversammlung mehr sagen“, berichtete Bürgermeisterin Birgit Tupat am Dienstagabend im Rahmen eines politischen Gesprächsabends, zu dem die UWG eingeladen hatte. Am Mittwochabend berichtete Gerd Schröder dann in der Gaststätte „Zur Schönen Aussicht“, dass es nicht gut um die Zukunft der Brenscheider Ölmühle stehe.
Die Ölmühle wird auch die kleine Schwester der Kornmühle genannt und liegt in dem kleinen Bachtal schier in einem Dornröschenschlaf. Sie wirkt ein bisschen wie ein Märchenhaus aus Bruchstein. 1845, als Johann Dietrich von Hagen die Mühle baute, drehte sich das Mühlrad pausenlos. Das Wasser, das von den Bergen hinabfloss, setzte die Mühle in Gang. Hochsaison war während der Rapsernte. Die Aufgabe der Ölmühle bestand darin, Raps zu Öl zu verarbeiten. Das wurde aber nicht nur zum Kochen genutzt, sondern vor allem für Licht. Durch die industrielle Konkurrenz wurde die Mühle zu Beginn des 20. Jahrhunderts stillgelegt. Im Ersten Weltkrieg wurde sie noch einmal reaktiviert. Durch die Hungersnot wurde von den Bauern wieder vermehrt Raps angebaut.
Nun ist das Gebäude marode. Das Mühlrad stand zu lange still. Es bekam kein Wasser. Eine Sanierung scheint ausgeschlossen. Probleme gibt es auch mit den Fenstern. Überhaupt liegt einiges im Argen. Das Baudenkmal, das im Besitz des Märkischen Kreises ist, müsste dringend saniert werden. „Oder es zerfällt komplett“, mahnte Gerd Schröder. Wie ernst die Lage ist, hat Vereinsmitglied Otto Camphausen auf der Sitzung im vergangenen Jahr deutlich gemacht. Darauf hin suchten Gemeinde und Heimatverein gemeinsam den Kontakt zum Märkischen Kreis. Gemeinsam wollte man das Problem angehen. Alle waren sich einig, dass das Gebäude unbedingt erhalten bleiben soll und ein wichtiges Stück Heimatgeschichte ist. Im August des vergangenen Jahres gab es dann ein Treffen, zu dem neben Bürgermeisterin Birgit Tupat und dem Vereinsvorsitzenden Gerd Schröder auch Vertreter des Märkischen Kreises sowie Familie Oberst, die sich seit Generationen um das Gelände kümmert, kamen.
Nun, gut sieben Monate später, die Ernüchterung: „Der Märkische Kreis hat kein Interesse die Mühle zu erhalten. Mangelndes Interesse ist vor allem mit mangelndem Geld verbunden“, erklärte Gerd Schröder. Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde könne dies aufgrund der Haushaltslage auch nicht stemmen und der Heimatverein ebenfalls nicht – auch weil nicht vorstellbar sei, dass die Mitglieder für das nötige attraktive touristische Angebot mit Führungen und Vorführungen sorgen können. „Fakt ist, die Ölmühle droht zu verfallen“, machte Schröder das Dilemma deutlich. Er sei jedoch „noch nicht damit fertig“. Er habe seine Fühler bereits ausgestreckt und suche nach Alternativen. „Vielleicht besteht noch etwas Hoffnung“, appellierte Schröder an die Anwesenden. Eine Möglichkeit könnte gegebenenfalls eine Kooperation mit dem Heimatverein Hohenlimburg sein. Die Mitglieder seien sehr rege und da die Mühle nahezu auf der Grenze liegt, gebe es durchaus Interesse. Otto Camphausen, Herr der benachbarten Kornmühle, berichtete, dass früher schon Hohenlimburger aktiv waren: „Die kamen zu Fuß und haben in Eigenleistung das Mühlrad restauriert.“ Das liege aber natürlich schon Jahrzehnte zurück. Schröder dachte auch laut über die Gründung eines Fördervereins nach.

Das sagt der Märkische Kreis:
LokalDirekt fragte am Freitagmorgen beim Märkischen Kreis nach. Wurde das Versprechen aus August 2024, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, gebrochen? MK-Pressesprecher Alexander Bange nimmt Stellung, betont aber auch: „Wir bitten um Verständnis, dass zum jetzigen Zeitpunkt über die Antworten hinaus keine näheren Details feststehen.“ Die schriftliche Anfrage im Wortlaut:
Im August 2024 gab es ein Treffen mit Vertretern des Märkischen Kreises, des Heimatvereins und der Kommune (LokalDirekt berichtete). Damals hieß es seitens des Kreises, dass man dieses Denkmal unbedingt erhalten wolle. Jetzt sieht die Welt offenbar anders aus und der Kreis habe klar gemacht, dass die Ölmühle aufgegeben wird. Es fehlen unter anderem finanzielle Mittel. Stimmt das? Wird der Kreis sich in keiner Form mehr um dieses Denkmal kümmern? Was genau sind die Gründe dafür?
Märkischer Kreis: „Bei der Ölmühle handelt sich um eine denkmalgeschützte Immobilie im Eigentum des Märkischen Kreises. Der Märkische Kreis ist weiterhin gewillt, die historische Ölmühle zu erhalten. An der gemeinsamen Zielsetzung mit Stadt und Heimatverein hat sich seit dem Treffen im August 2024 nichts geändert.
An einer tragfähigen Lösung wird weiter gearbeitet. Richtig ist, dass die Finanzierung dabei eine besondere Herausforderung darstellt. Deshalb wird auch geprüft, geeignete Fördermittel zu akquirieren – ein Prozess, der mit Geduld verbunden ist.
Ziel ist demnach weiterhin, mit allen Beteiligten eine Perspektive für das Denkmal zu schaffen.“
Über was für Investitionen reden wir da? Gibt es eine grobe Schätzung? Die Rede ist immer von dem kaputten Mühlrad. Aber ich nehme an, das ist nicht alles, oder? Also sind wir hier im Millionenbereich oder „nur“ ein paar tausend Euro?
„Eine belastbare Kostenschätzung liegt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor. Es wäre daher verfrüht, eine konkrete Summe zu nennen. Klar ist jedoch, dass der Erhalt der Ölmühle mit Investitionen verbunden sein wird – auch wegen des beschädigten Mühlrads. Nach einer allerersten, sehr groben Einschätzung könnten sich die Kosten im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich bewegen.“
Die Mitglieder des Heimatvereins hielten sich mit Kritik sehr bedeckt, sie wollen nur eine Lösung finden. In welcher Form würde/könnte der Kreis dieses Vorhaben unterstützen? Angenommen es würde beispielsweise ein Förderverein gegründet werden: Gäbe es da Unterstützung beispielsweise seitens des Fachbereichs Tourismus für die anschließende Vermarktung? Oder Hilfe beim Stellen von Anträgen, etc.? Es gibt ja noch einige Bereiche, wo der Kreis unter die Arme greifen könnte außerhalb der Sanierung. Wäre so etwas denkbar oder sind die Türen komplett zu?
„Der Märkische Kreis steht weiterhin zu dem gemeinsamen Ziel, die Ölmühle zu erhalten. Der Austausch mit Stadt und Heimatverein soll fortgeführt werden, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Die Türen sind keineswegs zu.“
Gibt/Gab es seitens des Kreises Überlegungen, wie das Ganze fortgeführt werden könnte oder hat man wirklich gesagt, dass Luisenhütte und Burg genug sind und man damit gar nichts mehr zu tun haben möchte?
„Siehe oben.“
(Anm. d. Red.: Die Anfrage enthielt noch zwei weitere Verständnisfragen, in denen es beispielsweise um Eigentumsverhältnisse ging, diese werden nicht veröffentlicht.)
Birgit Tupat überraschte die Antwort des Märkischen Kreises. „Das wurde definitiv anders kommuniziert. Aber wenn es so ist, würde uns das natürlich wirklich freuen.“ Auch Gerd Schröder war sichtlich erstaunt. „Wenn Herr Bange jetzt anderer Meinung ist, dann schauen wir mal, wie es weiter geht.“ Wenn er das nächste Mal im Kreishaus sei, wolle er noch einmal persönlich das Gespräch suchen. Doch auch er begrüßte die Stellungnahme des Kreises. „Von Fördergeldern war zuvor noch nie die Rede. Es wäre wirklich toll, wenn wir eine Lösung finden würden.“