Derzeit laufen die Sanierungsarbeiten am Gebäude der Museen der Stadt Lüdenscheid in Vorbereitung auf die für 2026 geplante neue Dauerausstellung des Geschichtsmuseums „Innovatia“. Auch im Treppenhaus des denkmalgeschützten Alten Amtshauses wird gearbeitet. In diesem Rahmen ergab sich nun die Möglichkeit, das 115 Jahre alte Opderbeck-Medaillon erstmalig zu restaurieren.
Das 1910 vom Bildhauer Gottwald Kuhse (1854-1919) geschaffene Medaillon zeigt den leitenden Verwaltungsbeamten des Amtes Lüdenscheid Emil Opderbeck (1845-1910). Mit viel Fachkenntnis hat sich Restauratorin Lisa Hahn an die Arbeit am Opderbeck-Medaillon begeben. Das Objekt aus einer in Form gegossenen Kupferlegierung ist in die Wand des Treppenhauses eingelassen. „Das Werk wies trotz einem Jahrhundert schwankender klimatischer Bedingungen einen insgesamt guten Zustand auf. Lediglich kleinere Oberflächenpartien zeigten Korrosionsausblühungen“, so die Restauratorin. Diese seien unter anderem den vergangenen Renovierungen der umliegenden Wände geschuldet gewesen: „Farben und Wasser haben in Form von Spritzern, Tropfen und Laufrinnen ihre Spuren hinterlassen und Korrosion begünstigt.“ Auch wurde der Rand des Medaillons im Zuge von Renovierungen überstrichen und präsentierte sich zuletzt violett.
Um den Rand wieder freizulegen musste die Restauratorin sehr vorsichtig ans Werk gehen. Mit Hölzchen, Wattestäbchen und lösenden Kompressen trug sie die Farbe von der kratz- und stoßempfindliche Oberfläche des weichen Metalls ab. Im Anschluss wurde die gesamte Oberfläche gereinigt.
Vor der Restaurierung erzeugten Farbspritzer die Illusion, als ob Amtmann Opderbeck weinen würde: Vielleicht hat er stumm viele Jahre auf die Erneuerung der Dauerausstellung und seiner selbst gewartet.
Teil der neuen Dauerausstellung
Das Treppenhaus, in dem das Medaillon zu sehen ist, und der historische Sitzungssaal werden künftig Teil des Rundgangs der neuen Dauerausstellung sein. Im Gegensatz zu den anderen Räumen der „Innovatia“, die von der Stadt Lüdenscheid und dem Berliner Unternehmen Duncan McCauley in präsentationstechnischer und raumästhetischer Hinsicht ausschließlich für die museale Nutzung vorbereitet werden, ist eine solche Nutzung in den der besonderen Obhut des Denkmalschutzes unterstehenden Gebäudeteilen nur sehr eingeschränkt möglich. So wird dort der Raum selbst zum Ausstellungsobjekt. Sowohl ein motivreiches Ensemble historischer Glasfenster als auch das besagte Opderbeck-Medaillon dominieren noch heute die Wahrnehmung des Treppenhauses des Amtshauses.
Wer war Emil Opderbeck?
„Das Amt Lüdenscheid war in der Zeit von Emil Opderbeck kein agrarisch geprägten ‚Speckgürtel‘ zur Versorgung der Stadtbevölkerung, sondern beheimatete seit Jahrhunderten eine große Vielfalt metallverarbeitender Industrie“, erklärt der Leiter des Geschichtsmuseums, Dr. Eckhard Trox.
Während der letzten Jahrzehnte des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts erwies sich Opderbeck als überragender dynamischer Spitzenbeamter, der für die Industrie, das Amt und die Stadt Lüdenscheid den entscheidenden Einfluss bei der Durchsetzung der Kreis-Altenaer-Eisenbahn, der Errichtung regionaler Talsperren und Realisierung anderer Großprojekte besaß. Mitten in der Stadt ließ er zum Ende seiner Wirkungszeit ein Amtshaus errichten. Die Eröffnung erlebte er nicht. Durch die Einlassung des qualitätsvollen Kuhse-Medaillons in die Wand schuf man einen Erinnerungsort für den verdienstvollen Beamten Emil Opderbeck.
