Das geht aus einer Mitte August vorgenommenen Verkehrszählung hervor, die der Fachdienst Verkehrsplanung und -lenkung der Stadt Lüdenscheid ausgewertet hat.
Die Entwicklung des Verkehrsaufkommens stellt sich im Stadtgebiet sehr unterschiedlich dar. Weiterhin mit Abstand am meisten befahren ist die A45-Bedarfsumleitung. Vom 15. bis 17. August passierten hier durchschnittlich 2700 Lkw pro Tag die sieben Messstellen, die den gesamten Streckenverlauf der Umleitung erfassen. Zum Vergleich: Im Juni, während die Polizei mit einem Großaufgebot täglich und rund um die Uhr die Einhaltung des Durchfahrtsverbots kontrollierte, waren es rund 2100 Lkw gewesen. Das entspricht auf der Umleitungsstrecke einer Zunahme von 600 Lkw (27 Prozent) pro Tag.
Zur Einordnung der Zahlen erklärt Christian Hayer, Leiter des Fachdienstes Verkehrsplanung und -lenkung: „Die neuen Daten bestätigen zwar das Gefühl, dass seit einigen Wochen wieder mehr Schwerlastverkehr durch Lüdenscheid rollt.“ Allerdings sei vor allem der Vergleich mit der Verkehrssituation vor Einführung des Durchfahrtsverbots entscheidend: Damals passierten im Durchschnitt rund 6100 Lkw die Messstellen entlang der Umleitungsstrecke – im Vergleich zur August-Messung also doppelt so viele.
Die Zahlen zur Verkehrszählung gibt es hier.
„Die Daten zeigen also auch, dass das Lkw-Durchfahrtsverbot auf der Bedarfsumleitung den Lkw-Verkehr mehr als halbiert hat und damit die Belastung der Anwohner reduziert werden konnte sowie eine deutliche Entlastung der Verkehrsinfrastruktur erreicht wurde.“
Das wiederum sei ein Beleg dafür, dass „das Lkw-Verbot zunächst also trotz der deutlich zurückgefahrenen Kontrollen wirkt“, so Hayer.
Anders stellt sich das Bild auf der ebenfalls viel befahrenen B54 (Volmestraße) in Brügge dar. Hier ist die Verkehrssituation seit Einführung des Lkw-Verbotes nahezu unverändert – mit einer leicht abnehmenden Tendenz bei der Menge an Schwerlastverkehr. Schaut man sich die Situation vor Einführung des Verbotes an, so hat sich die Menge des Schwerlastverkehrs um rund 30 Prozent reduziert.
Die Polizei winkt weiterhin an den insgesamt sieben Kontrollstellen – je eine im Bereich der drei Autobahnabfahrten, drei an der B54 in Brügge und eine im Bereich „Hülscheider Baum“ an der Heedfelder Straße – Lkw-Fahrer heraus. Wer nicht berechtigt ist, durch Lüdenscheid zu fahren, muss ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro (zzgl. 28,50 Euro Verwaltungsgebühr) zahlen und zudem umdrehen. Die Kontrollen erfolgen allerdings seit Anfang Juli nur noch an einzelnen Tagen und an wechselnden Standorten. Neben Mitarbeitenden des Ordnungsamtes unterstützen seit kurzem auch Einsatzkräfte des Bundesamtes für Logistik und Mobilität (BALM) die Polizei.
Zurück zur Verkehrszählung: Auch mit Blick auf den prozentualen Anteil des Schwerlastverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen zeigt sich die anhaltende Wirksamkeit des Lkw-Verbots. Das zeigt sich vor allem am Beispiel der A45-Umleitung. Vom 15. bis 17. August passierten pro Tag durchschnittlich 2800 Lkw die Messstation an der Lennestraße, 2600 die an der Altenaer Straße und 2500 die „Im Grund“. Das entspricht 12, 15 und 20 Prozent des Gesamtverkehrs. Zum Vergleich: Noch im März – und damit vor Inkrafttreten des Lkw-Verbots – war der Anteil jeweils mindestens doppelt so hoch gewesen. So wurden an der Lennestraße etwa 6200 Lkw (30 Prozent) gezählt, an der Altenaer Straße 5800 (30 %) und 5500 (20 %) „Im Grund“.
Dass deutlich weniger Schwerlastverkehr auf der A45-Umleitung unterwegs ist und sich die Stausituation zunächst spürbar entspannt hat, führt allerdings dazu, dass die Strecke für andere Verkehrsteilnehmer attraktiver geworden ist. Heißt: Die Gesamtzahl der Fahrzeuge, allen voran der Pkw, hat sich hier seit Einführung des Lkw-Verbots erhöht.
Was fängt die Stadt Lüdenscheid jetzt mit den Daten an? Zunächst will die Verwaltung das Gespräch mit den umliegenden Kommunen und dem Märkischen Kreis suchen, um herauszufinden, welche Auswirkungen das Lkw-Verbot auf die Nachbarn hat – Stichwort: Verdrängungseffekte. Darüber hinaus soll im November die nächste Zählung erfolgen, um die Entwicklung der Verkehrslage weiter zu dokumentieren. Zumal sich die Situation mittelfristig wieder verändern kann, geben die Lüdenscheider Verkehrsplaner zu bedenken.
„Unser Ziel bleibt es, die Menge des Schwerlastverkehrs dauerhaft zu reduzieren. Der Zusammenhang zwischen der Intensität der Kontrollen und der Wirkung des Lkw-Durchfahrtverbots zeigt sich in den vorliegenden Zahlen, wenn auch in zunächst erfreulich geringer Ausprägung“, sagt Christian Hayer. Der Leiter der Verkehrsplanung weiter: „Eine möglichst hohe Kontrolldichte mit wirkungsvollen Sanktionen muss aber weiterhin Ziel aller Beteiligter sein. Nur so kann die Wirkung des Lkw-Verbots auch langfristig sichergestellt werden.“
Infos zu Messung
- Vom 15. bis 17. August wurden an insgesamt 16 Messstellen automatisch alle vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge (Kfz) gezählt. Lkw sind darin enthalten, werden aber auch als Einzelwert ausgewiesen.
- Die Zählung erfolgte an allen drei Tagen über 24 Stunden.
- Aus diesen Zahlen ergibt sich der DTV-Wert, also die die durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung.
- Die Messstellen befinden sich in erster Linie entlang der A45-Bedarfsumleitung sowie auf der viel befahrenen Volmestraße (B54) in Brügge.
- DTV-Werte für die Messstellen liegen aus insgesamt vier Zeiträumen vor: aus dem Jahr 2019, als der Verkehr noch über die A45 rollte; aus Erhebungen aus dem Jahr 2022 und März 2023 (nach der A45-Vollsperrung, aber vor dem Lkw-Verbot); von Juni 2023 (mitten in den Intensivkontrollen zur Einhaltung des Lkw-Verbots); von August 2023 (nach den Intensivkontrollen)