Eingeladen hat die Frauen-Union Mark, zahlreiche Redner stammten ebenfalls aus dem Umfeld der CDU. Angefangen bei den CDU-Europaabgeordneten Dr. Peter Liese und Norbert Lins, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses der EU, über den CDU-Bundestagsabgeordneten Florian Müller bis hin zu dessen Parteikollegen und Landtagsabgeordneten Ralf Schwarzkopf. Fraktionsfern waren Bernd Eichert, Wolfsbeauftragter des Westfälischen Landwirtschaftsverbandes sowie Nicole Heitzig, Präsidentin des Landesjagdverbandes. Mehrfach kam als Anmerkung aus dem Publikum, dass eine Stimme Pro-Wolf in der Liste der Redner fehlte.
Ein Blick in das Bundestagswahlprogramm der CDU macht die Einstellung der anwesenden Politiker schnell klar. Auf Seite 35 heißt es: „Unser Ziel ist ein aktives Bestandsmanagement. Wölfe müssen – regional unterschiedlich – bejagt werden können, damit weniger Weidetiere gerissen werden.“ Auch Bernd Eichert macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung dem Wolf gegenüber. Einzig Nicole Heitzig als Stimme der Jägerschaft erklärte in ihrem Vortrag: „Wir sind da gespalten“. Sie war, genau wie Norbert Lins, aufgrund des Winterwetters online zugeschaltet. Neben den circa 80 Besuchern in der Rammberghalle verfolgten etwa 100 Zuhörer die Veranstaltung auch im Livestream.
Schärfster Wolfkritiker an diesem Abend war Landwirtschaftsvertreter Bernd Eichert: „Hier in der Kulturlandschaft halte ich den Wolf für keinen Erfolg, ganz im Gegenteil. Je mehr Wölfe, je mehr Risse, je mehr Ärger“, resümierte er seine bisherigen Erfahrung mit dem Wolf als Nutztierhalter. Er sieht den Wolf als Einschränkung der Lebensqualität im Sauerland. Dem stimmt Florian Müller zu: „Ein wesentlicher Teil unserer DNA sind bewirtschaftete Weiden, auf denen Tiere stehen. Diese werden wir nicht halten, wenn wir kein Miteinander zwischen Wolf und Weidetieren finden“, stellte Müller fest. Er war im Wahlkampfmodus, versprach den Bürgern weitere Veranstaltungen zum Thema Wolf und ließ sich auch – genau wie Friedrich Merz – von Dr. Peter Liese als „bodenständigen Sauerländer“ darstellen. Jemand, der sich die Probleme im Wahlkreis anhört und sich um diese kümmert.
Nicole Heitzig forderte „ganz klar umsetzbare Entnahmeregelungen“. Aktuell stehen die Jäger selbst bei verletzten Wölfen, zum Beispiel nach Verkehrsunfällen, vor dem Problem, dass Sie diese nicht von ihrem Leid erlösen dürfen. Gleichermaßen sagte Sie allerdings: „Ich kenne keinen, der sich drum reißen würde, in die Wolfsbejagung einzusteigen“. Sie kam in der Runde der Stimme „Pro-Wolf“ am nächsten und brachte zahlreiche sachliche Argumente vor.
Livechat deaktiviert
Das Problem an der Veranstaltung, das jedoch gleich mehrere Personen im Chat feststellten: Es ist keine objektive Veranstaltung, der Tenor ist bereits mit der Rednerliste gesetzt. Birgit Claus brachte auf den Punkt: „Die Veranstaltung wäre viel wertvoller, wenn der Wahlkampf kein Thema wäre, sondern lösungsorientierte Sachthemen“. Im Laufe des Abends brachte gerade der Livechat den Rednern viel Kritik entgegen – oftmals geäußert unter Pseudonymen oder Namenskurzformen. Gerade Peter Liese zeigte sich bemüht, diese Kritik zu entschärfen, bei Fragen, die niemand aus der Runde aus dem Stehgreif beantworten konnte, versprach er, Antworten per Mail an den Fragesteller nachzuliefern. Dies ging etwa zwei Stunden lang gut, bis die Büromitarbeiter von Liese, welche sich für den Livestream verantwortlich zeigten, die Chatfunktion nach zu vielen negativen Kommentaren deaktivierten. Auch die Möglichkeit, digital aufzuzeigen und für Fragen aufgerufen zu werden, wurde von den Sprechern auf dem Podium nicht genutzt. So fühlten sich einige der Zuhörer im Livestream am Ende des Tages übergangen.
Am Tag nach der Veranstaltung hat LokalDirekt mit Ralf Schwarzkopf gesprochen. Der CDU-Landtagsabgeordnete war ebenfalls als Redner auf dem Podium anwesend, gab Einblicke in die aktuelle Gedankenwelt des Landtages zum Thema Wolf. Er „fand es nicht glücklich“, dass die Online-Zuhörer nicht zu Wort gekommen sind. Das Problem, so erklärte er im Nachhinein, war es, dass die Redner auf dem Podium nicht über die Wortmeldungen informiert wurden. Er stellte fest: „Es ist ein Thema, was den Leuten unter den Nägeln brennt und emotionalisiert“. Daher kamen auch die zahlreichen Kommentare im Chat und vor Ort für ihn nicht überraschend. Seinem Empfinden nach war es vor allem das Lager der Personen gegen den Wolf, die sich an der Diskussion beteiligt haben. In Hinblick auf bisherige Veranstaltungen in Lüdenscheid, Meinerzhagen und Valbert stellte er fest: „Von den Argumenten hatte ich nicht den Eindruck, dass wir etwas neues erzählt haben, was keiner wusste“. Trotzdem merkten er und seine Parteifreunde „ein großes Bedürfnis, sich auszutauschen“.