Die Nachfrage steigt, das Angebot sinkt. Auf verschiedenen Ebenen gibt es Schwierigkeiten: Die Lebensmittelspenden sind knapper geworden, die Spendenbereitschaft sinkt und der Mangel an freiwilligen Helfern macht sich erneut bemerkbar. „Wir sind mit den Spenden von letztem Jahr bis ungefähr jetzt ausgekommen. So langsam wird es wieder kritisch“, sagt Astrid Lehmann mit Blick auf den Herbst und Winter. Besonders besorgniserregend sei der Rückgang der Spendenbereitschaft. Dieses Jahr musste die Tafel bereits leer ausgehen. Laut der Leiterin haben sie seit Februar keine Spenden erreicht – abgesehen von denjenigen, die regelmäßige Daueraufträge eingerichtet haben. Eine für die Ehrenamtliche kritische Bilanz, die die „kalten Monate“ in Zukunft deutlich beeinflussen werde.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Märkte aufgrund der Inflation weniger Obst und Gemüse bestellen, was am Ende auch weniger für die Tafeln bedeutet. „Wir haben im letztem Monat für 1000 Euro Nudeln und für 1000 Euro weitere Dinge eingekauft. Das ist eigentlich nicht unser Ding, aber wir haben keine andere Wahl. Wir können die Leute nicht leer nach Hause schicken“, bedauert Lehmann. Eine Erholung der Tafel von den Herausforderungen des vergangenen Jahres scheint derzeit nicht in Sicht zu sein.
Angespannte Lage unter Bedürftigen
Die Nachfrage sei im Vergleich zum vergangenen Jahr um circa 80 Prozent gestiegen, während die Warteschlangen an den Ausgabetagen weiterhin wachsen würde. „Wir versorgen insgesamt 1000 Bedürftige und schmeißen zwei Tafeln mit neun Mann“, so Lehmann. Hauptzielgruppe sind Flüchtlinge aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan. Lehmann fällt jedoch auf, dass immer mehr Deutsche gezwungen sind, sich an die Tafel zu wenden – darunter insbesondere Rentner, die alle 14 Tage von Ehrenamtlichen beliefert werden.
Die Lage sei angespannt. Aufgrund der individuellen Notlage der Kunden habe es in der Vergangenheit verbale aber auch körperliche Auseinandersetzungen gegeben. „Es kommt schonmal vor, dass Theater vor der Tür stattfindet. Wer ist der Erste, wer ist der Letzte“, sagt Tochter Lea Lehmann. Inzwischen konnte eine Lösung gefunden werden. Mittlerweile bekommt jede Person eine Nummer, die zeitlich getaktet ist. Auf diese Weise sollen Konflikte vermieden werden.
Ausgabe-Stopp kommt nicht in Frage
Die Ausgabestelle der Tafel hat sich von der Hälverstraße zur ehemaligen Grundschule Am Ziegenberg verlagert, nachdem die Gemeinde Schalksmühle der Tafel dort 250 Quadratmeter zur Verfügung gestellt hat. Wo die Ausgabe jedoch nach Abriss des Gebäudes stattfinden soll, ist noch ungewiss. „Es ist gerade noch eine Notunterkunft. Wir suchen also dringend größere Räume“, so Astrid Lehmann. Der Druck steigt, denn die Leiterin ist sich sicher, dass die Nachfrage zum Winter hin um circa 25 Prozent steigen wird. „Dann kommen diejenigen, die über das Jahr soweit gut klargekommen sind, im Winter aber wieder hungern“, prognostiziert sie.
Doch trotz belastenden Zeiten, blickt das Team mit Zuversicht in die Zukunft. „Wir sind mittlerweile zu einer großen Familie geworden“, beschreibt Lea Lehmann die Beziehung zwischen den Ehrenamtlichen. Seit 25 Jahren beteiligt sich Astrid Lehmann an der freiwilligen Arbeit, Tochter Lea sei auch schon früh involviert gewesen. Wegen des Zusammenhalts komme ein Ausgabe-Stopp nicht in Frage. „Egal wie viele kommen werden, wir schaffen das schon“, versprechen Mutter und Tochter.
SPENDENKONTO
Sparkasse an Volme und Ruhr
IBAN DE04458500050000185678
WELADED1LSD
Steuerbegünstigte Körperschaft gem. §§ 51 ff. AO