Frohe Botschaft für Eltern, deren Sprösslinge auf das Kindergartenalter zusteuern: Die Stadt Lüdenscheid wird im Herbst 2025 die Vollversorgung mit Kita-Plätzen erreichen. Das bedeutet: 100 Prozent Kita-Plätze für Mädchen und Jungen über drei Jahre. Außerdem ist zu diesem Zeitpunkt eine Versorgungsquote von 50 Prozent mit Plätzen für Kinder unter drei Jahren sichergestellt. Dazu kommen 150 Tagespflegeplätze für Kinder.
Das sind die Kernaussagen des Berichts zur Betreuung und Förderung für Kinder (Planungen für den Zeitraum von 2024 bis 2027), der kürzlich im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde.
„Wir haben echt was erreicht“, sagte Matthias Reuver, Fachdienstleiter Jugend, Bildung und Sport, in einem Pressegespräch vor der Ausschusssitzung. „Der Bericht markiert einen Meilenstein.“

Zur Vollversorgung fehlen noch der Bau der Kitas Hintere Parkstraße und Lenneteich. Für die Kita Hintere Parkstraße im Bereich der Umkleidekabinen am ehemaligen Sportplatz Schöneck sei zusammen mit dem STL ein Generalübernehmer für den Bau ausgewählt worden. „Das Verfahren ist aber noch nicht abgeschlossen“, betonte Matthias Reuver. Für die Kita Lenneteich soll schon bald eine Ausschreibung erfolgen. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass der neue Jugendtreff mit in den Gesamtkomplex eingeplant werden soll.
Bei der Vorstellung des Projekts blickte Matthias Reuver zurück. Seit er vor acht Jahren seinen Dienst in Lüdenscheid angetreten habe, sagte der Münsterländer, sei viel passiert. Er zählte 16 Kita-Verfahren auf, darunter Neubauten, Ergänzungen und Umzüge. „Das war ein dickes Brett.“ Ein derartiges Ergebnis, stellen die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts im Vorwort fest, könne nur durch einen klaren und stabilen Konsens bei den Ausbauzielen erreicht werden. Dazu gehöre dann sicher auch Fortune, die komplexe Maschinerie aus unterschiedlichsten Verwaltungseinheiten, einer Fülle von freien Trägern, Eltern, Kita-Leitungen und ihren Teams, die über Jahre und Jahrzehnte auf dieses Ergebnis zugesteuert hätten. Angesprochen wird in dem Vorwort auch „eine mutige Kommunalpolitik mit einem klaren und parteiübergreifenden Kompass“.

Mit Fertigstellung der beiden Kitas an der Hinteren Parkstraße und am Lenneteich wird Lüdenscheid 45 Kindertagesstätten haben. Zehn davon sind städtisch, die anderen liegen in der Hand von Eltern-Initiativen, dazu kommen Trägerschaften von DRK-Kinderwelt, Kinderschutzbund, AWO, Johanneswerk, dem Haus St. Joseph, dem Klinikum, dem SOS-Kinderdorf, aber auch von der katholischen und evangelischen Kirche. „Das ist eine idealtypische Trägervielfalt“, stellte Reuver fest und verwies zudem auf die Sonderkonzepte von Waldorf-Kita und Wald-Kita.
Die AWO-Kita an der Bahnhofsallee mit ihren Möglichkeiten im heilpädagogischen Bereich nehme eine besondere Stellung ein, stellte Matthias Reuver fest. Hier könne es sein, dass die Stadt trotz des Bemühens um Inklusion an allen Standorten noch eine weitere Kita ähnlich ausstatten werde. An den Sonderprojekten im Lüdenscheider Integrations- und Begegnungszentrum (LIBZ) für Kinder, die noch nicht ins System eingebunden seien, und in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Bergstadt-Gymnasiums (Landesprojekt „Familien stärken“) wolle die Stadt festhalten, kündigte der Fachbereichsleiter an.
Allerdings benannte er auch Probleme. Matthias Reuver sprach den großen Fachkräftemangel an, der auch Lüdenscheid drohe. Landesweit werde sich dieser Mangel bis 2030 zuspitzen. Aktuell hätten in Lüdenscheid nur in wenigen Ausnahmefällen vorübergehend Gruppen geschlossen werden müssen. Als Grund gab er hohe Krankenstände in den Einrichtungen an. Personalmangel sei aktuell kein Problem.
Matthias Reuver hofft, dass die „idealtypische Trägervielfalt“ in Lüdenscheid möglichst lange Bestand hat. Als wichtige Aufgabe nannte er die Pflege der Bestands-Kitas. Darum werde sich eine neue Kraft kümmern, die eine halbe Stelle im Fachdienst Kindertageseinrichtungen erhalten soll.
Im laufenden Kindergartenjahr 2023/24 gibt es in Lüdenscheid 1745 U3-Plätze in Kitas und 2226 Plätze für Kinder über drei Jahre. Für Susanne Sondermann, Stabsstelle Jugendhilfe- und Bildungsplanung, sind das Zahlen, von denen andere Kommunen in der Größenordnung Lüdenscheids nur träumen können.