Die Grünen haben in der vergangenen Sitzung des Arbeitskreises für Energie und Umwelt erneut einen Ratsbeschluss in den Fokus gerückt, bei dem es um die Wiederaufforstung von gefällten Stadtbäumen geht. "Darauf werden wir Grünen in Zukunft achten", machte die Bürgermeisterkandidatin Sina Löschke klar.
Wie sie in der Sitzung am 16. Juni ausführte, wurden seit dem Beschluss am 5. Oktober 2020 insgesamt 26 innenstadtnahe Straßen- und Parkbäume gefällt - aber kein einziger wieder aufgeforstet. Ihrer Ansicht nach sind "viele weitere Bäume krank. Daran müssen wir arbeiten, sonst haben wir bald keine Bäume mehr in der Stadt. In fünf Jahren haben wir sonst ein Drittel oder sogar die Hälfte weniger Bäume."
Zu Gast im Arbeitskreis war unter anderem Simon Thienel. Der Kämmerer und Erste Beigeordnete erwähnte, dass durch Nachpflanzungen für das Industriegebiet Leifersberge oder den Bikepark mehr Bäume gepflanzt als gerodet wurden. "Insgesamt wären wir also ausgeglichen", führte er an. Dem entgegnete Martina Hesse (CDU): "Wir haben damals ganz klar gesagt, dass Maßnahmen zur Aufforstung nicht ausreichen, um den Wegfall innerstädtischer Bäume zu kompensieren. Wir sind da definitiv in der Schuld." Den einstimmigen Ratsbeschluss aus 2020 hatten alle Ratsfraktionen mitgetragen.
Im dem beschlossenen Konzept heißt es: "Abgängige Bäume sind gleichwertig möglichst ortsnah zu ersetzen." Zudem ergänzt das Konzept: "Es ist im Rahmen des Klimaschutzkonzepts zu prüfen, wo und in welchem Umfang weitere Stadtbäume gepflanzt werden müssen, um die erkennbaren Belastungen durch die Klimaveränderungen zu kompensieren." Es fordert also nicht nur Ersatz, sondern eine gezielte Begrünung des innerstädtischen Bereiches. Die ehemalige Klimaschutzmanagerin Karla Luchterhandt hatte bereits eine Liste mit klimaangepassten Baumarten für die Wiederaufforstung entwickelt. Simona Haake (UWG) äußerte gerade zu den Busbahnhöfen, es "sieht ja jetzt schon ziemlich karg aus."
In einem Instagram-Video erläuterte Sina Löschke bereits im Laufe des Tages, dass Bäume unter anderem an der Villa Wippermann, der Jugendheimstraße oder dem Busbahnhof fehlen. Auf einer online einsehbaren Karte des Baumvereins sind alle gerodeten Stadtbäume verzeichnet. Auch ein jährlich durch die Stadtverwaltung zu erstellender Bericht ist laut Löschke seitdem nicht einmal erschienen.
In Hinblick auf die Neuanpflanzungen merkte Klimaschutzmanager Dominik Duchale an, dass man neu angepflanzte Bäume direkt in Rigolen setzen kann, um die Bewässerungssituation zu verbessern. Dem stimmte Thienel zu: "Wir müssen das beides zusammen denken; wenn wir über neue Bäume reden, dann müssen wir auch an Bewässerung denken." Für Neuanpflanzungen schlug die Arbeitskreisvorsitzende Jana Schrage (Grüne) unter anderem den Jugendheimplatz und den Berliner Platz vor, merkte aufgrund des finanziellen sowie des Planungsaufwandes an: "Ich finde, auch sowas könnte man durchaus mit auf die Liste für die kommenden Jahre setzen."
Warum die Stadt sich nicht an ihre Selbstverpflichtung hielt und "was die Pflanzung angeht, hintenan sind", wie es Bauamtsleiter Michael Schmidt im Gespräch mit LokalDirekt nannte, wollten weder er noch Kämmerer Simon Thienel kommentieren. Beide verwiesen an Klimaschutzmanager Dominik Duchale, der jedoch bis Redaktionsschluss nicht mehr erreichbar war.
Zudem fragte Armin Kibbert, Bürgermeisterkandidat der SPD, im Rahmen des Arbeitskreises, wie es um die Baumstandorte an der Von-Vincke-Straße steht. "Ich finde es schön, wenn wir was Konkreteres bekommen können", sagte er. Hier lieferte Duchale schnell eine konkrete Antwort: Nach der Kirmes, so erklärte er, werden die Bauarbeiten zeitnah beginnen.
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