Hatte die Stadt vor fünfzehn Jahren noch in Erwägung gezogen, Kindertageseinrichtungen im Ort zu schließen, entsteht nun mit dem Neubau auf dem Wiesengelände zwischen Ostring, Epscheider Straße und Pastor-Hellweg-Straße die sechste Kita auf Breckerfelder Stadtgebiet. Der Bedarf dafür ist gegeben und könnte zukünftig sogar noch steigen.
Insbesondere bei der Inanspruchnahme der Tagesbetreuung für unter Dreijährige verzeichnete der Bildungsreport Ennepe-Ruhr-Kreis im Vergleichszeitraum von 2015 bis 2020 einen Anstieg um beinahe dreißig Prozent.
Aktuelle Kapazitäten reichen nicht
Bereits 2011 schuf die Stadt Breckerfeld mit der Kita Lummerland neue Betreuungsplätze, 2017 vergrößerte sich dann die Evangelische Kita Sterntaler mit einem Anbau. Vor allem im Hinblick auf das geplante Neubaugebiet nördlich der Klevinghauser Straße, wo bis zu 60 neue Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen sollen, sei aber davon auszugehen dass die aktuellen Kapazitäten kurz- und mittelfristig nicht ausreichen werden.
„Es ist Bewegung in Breckerfeld, und es gibt doch nichts Schöneres als dass eine Stadt durch mehr Kinder wächst“, so Imke Heymann. Die Ennepetaler Bürgermeisterin ist in ihrer Funktion als „Jugendamtsträgerin“ auch für die Belange der Jugendhilfe in Breckerfeld zuständig und zeigte sich erfreut, dass der Stadtrat schnell reagierte und sich einstimmig für einen Neubau auf dem Grundstück am Park hinter dem Schulzentrum entschied: „Das ist gelebte interkommunale Zusammenarbeit“, sagte Imke Heymann, als sie am Montag gemeinsam mit Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus zum symbolischen „ersten Spatenstich“ für die noch namenlose Kita antrat.
„Ein Neubau ist für uns zwar mit mehr Arbeit verbunden“, so André Dahlhaus. Die Stadt habe sich aber bewusst gegen ein Investorenmodell entschieden. Nicht nur, weil die Stadt sonst die Räumlichkeiten der neuen Kita von einem Investor oder einem anderen Träger hätte anmieten müssen, sondern auch, weil der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das städtische Bauprojekt mit 30.000 Euro pro Kind bzw. pro geschaffenem Betreuungsplatz fördert.
900.000 Euro Zuschuss vom LWL
Die „schlüsselfertigen“ Gesamtkosten für die Kita sind auf 2,6 Millionen Euro festgeschrieben (900.000 Euro steuert der LWL an Fördergeldern hinzu), inklusive einer über die gesamte Flachdachfläche installierten Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 50 Kilowatt/Peak. „Damit dürfte die Tagesstätte mehr Strom erzeugen, als sie am Tag selbst verbraucht“, betonte Dahlhaus.
Der Entwurf für die eingeschossige Tageseinrichtung mit einer Gesamtfläche von 480 Quadratmetern kommt vom Architektenbüro Eicker aus Halver. Vorgesehen sind zwei Gruppenräume zu je 102 Quadratmetern, rund 198 Quadratmeter seien für allgemeine Räumlichkeiten wie sanitäre Anlagen, Sozial-, Büro- und Lagerräume. „Es wird auch einen Extraraum zum Abstellen von Kinderwagen geben“, betont André Dahlhaus angesichts der zwölf U3-Plätze, die in der Kita entstehen werden.
Sowohl der Breckerfelder Bürgermeister als auch die Ennepetaler Jugendamtsträgerin gehen davon aus, dass die Einrichtung voraussichtlich schon im Herbst, spätestens aber im Winter 2023 in Betrieb genommen werden kann. Garantieren soll dies nicht nur die Holzständer-Bauweise, sondern auch das ausführende und im Kita-Bau erfahrene Soester Unternehmen Materio: „Allein schon deshalb, weil in Ennepetal bereits zwei weitere Kita-Projekte auf Materio warten“, lacht Imke Heymann.
Zugang über Pastor-Hellweg-Straße
André Dahlhaus versichert, dass die Bewohner der um das Baugrundstück herum liegenden Wohnhäuser, insbesondere die an der Epscheider Straße, deren Gärten Richtung neuer Kita liegen, nicht mit wesentlich mehr Verkehr und Parkaufkommen zu rechnen hätten: „Die Zufahrt beziehungsweise der Eingang erfolgt ausschließlich über die Pastor-Hellweg-Straße“, und dort gebe es mit dem Wanderparkplatz hinter der großen Sporthalle ausreichend Parkmöglichkeiten. Der Weg vom Ostring aus sei ausschließlich für die Feuerwehr und Müllabfuhr vorgesehen.
Wenn die neue Tageseinrichtung zum Herbst/Winter an den Start geht, gibt es in der Stadt Breckerfeld sechs Einrichtungen mit insgesamt 319 Betreuungsplätze in unterschiedlicher Trägerschaft (zwei städtische, zwei evangelische, eine katholische sowie das Familienzentrum der AWO). „Außerdem haben wir in Breckerfeld ein hervorragendes Tagesmütter-Netzwerk, auf das Eltern entweder als alleiniges Betreuungsangebot oder auch als Ergänzung zur Kita zurückgreifen können“, so André Dahlhaus und betont nicht ohne Stolz: „Dadurch können wir in unserer Stadt durchgängig jedem Ü3-Kind eine Tagesbetreuung bieten.“
Ausbaufähig geplant
Hinzu kommt: Sowohl das Grundstück als auch die Bauplanung der zweiten städtischen Kita sind so ausgelegt, dass es – sollte es irgendwann erforderlich sein – noch Spielraum für weitere An- und Ausbauten gibt. „Ich denke, damit sind wir gut für die Zukunft gerüstet“, sagt der Bürgermeister.
Schwieriger dagegen sei es, geeignetes und vor allem ausreichend Personal zu finden, denn auch im Bereich der Kindertagespflege herrsche momentan akuter Fachkräftemangel. Imke Heymann hofft, spätestens im April eine Leitung vorstellen zu können: „Denn wir möchten die Leitung oder das Leitungsteam gern bei der noch anstehenden Auswahl für die Inneneinrichtung einbinden.“
Kita braucht noch einen Namen
Ob es bis dahin auch schon einen Namen für die neue Kita gebe, vermochte André Dahlhaus nicht sagen: „Noch haben wir uns auf keinen Namen geeinigt, wer einen guten Vorschlag hat, kann diesen der Stadt gerne mitteilen.“