Dass ein Gebäude in Kierspe nun offensichtlich veräußert werden soll, möchte der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg derzeit zwar nicht konkret bestätigen – dementiert es aber auch nicht. Auf Nachfrage von LokalDirekt teilt Sprecher Matthias Willnat mit: „Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Kierspe hat bislang nur beschlossen, dass man mit einem Interessenten Verkaufsgespräche führen möchte.“ Wer dieser Interessent ist und was das für den Gebäudekomplex bestehend aus Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten „Am Denkmal“ heißen könnte, bleibt zunächst offen.
Reduktion des Gebäudebestands um etwa 40 bis 50 Prozent
Bereits auf der Sommersynode des Kirchenkreises am 8. Juni hatte Superintendent Christof Grote mitgeteilt, dass alle Kirchengemeinden eine Vorschlagsliste erhalten, die eine Reduktion des Gebäudebestands um etwa 40 bis 50 Prozent vorsieht. „Das ist eine Vorschlagsliste – anderes können Kreissynodalvorstand und Verwaltung auch nicht vorlegen. Die Entscheidungen müssen vor Ort getroffen werden, in den einzelnen Gemeinden, in Abstimmung im Kooperationsraum“, erklärte Grote.
Hintergrund sind die sogenannten „weitreichenden Zukunftsplanungen“ des Kirchenkreises und der 21 Kirchengemeinden. Im Fokus stehen dabei die eigenen Gebäude. Kirchenkreis und Kirchengemeinden verfügen demnach über einen Gebäudebestand, der noch auf rund 150.000 Gemeindeglieder ausgelegt ist. Aktuell seien es aber nur knapp 70.000 Gemeindeglieder. In Zeiten, wo die Haushalte des Kirchenkreises und der Kirchengemeinden immer knapper würden und in der Zukunft sogar Haushaltssicherungen drohen könnten, habe sich der heimische Kirchenkreis mit seiner Verwaltung intensiv mit ‚Gegenmaßnahmen‘ beschäftigt, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Herausgekommen sei das zentrale Thema des Gebäudebestandes. Hierzu wurde ein umfangreiches Informationspaket erstellt, mit dem Titel ‚Kriterien für die Entscheidung zum Erhalt bzw. zur Aufgabe von kirchlichen Gebäuden (Zukunfts- / Abschiedsgebäude)‘.
An die Kirchengemeinden sei der Appell gerichtet worden, den Gebäudebestand in den einzelnen
Kooperationsräumen dem Bedarf, der aktuellen Gemeindegliederzahl sowie den finanziellen und
personellen Möglichkeiten der Gemeinden vor Ort anzupassen. Die Umsetzung der neuen Gebäudestruktur soll bis 2030 abgeschlossen sein. Notwendig sei dies aufgrund mehrerer Faktoren. Die personelle Ausstattung der Gemeinden – mit einem starken Rückgang der Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer und einem Hauptamtlichen-Schlüssel von circa 3000 Gemeindegliedern zu einer Pfarr- bzw. IPT-Stelle – erfordere eine Konzentration auf deutlich weniger Standorte. Mit der zurückgehenden Gemeindegliederzahl sinke auch die Finanzkraft der Gemeinden massiv. Zudem steige die finanzielle Belastung durch die Erfordernisse des Klimaschutzes, so der Kirchenkreis.
Verkauf bedeutet nicht automatisch Ende der Kita
Mit weniger Gebäuden könnten die Haushalte somit am deutlichsten entlastet werden. Kirchenkreis und Kirchengemeinden seien dann langfristig wieder in der Lage, in ihren Hauptaufgaben handlungsfähig zu sein. Deswegen habe der Kirchenkreis in den letzten Jahren schon damit begonnen, seinen Gebäudebestand zu reduzieren. 2020 verkaufte er das ‚Lutherhaus‘ in Lüdenscheid und 2022 ‚Haus Nordhelle‘ in Meinerzhagen/Valbert.
Zum Standort „Am Denkmal“ in Kierspe heißt es seitens des Kirchenkreises, dass bislang noch nicht feststehe, wann die konkreten Gespräche stattfinden würden. Auch der Ausgang der Gespräche sei derzeit völlig offen. Zum Kitabetrieb teilt Willnat mit: „Selbst wenn das Gebäude der Kita (auch) verkauft werden sollte, bedeutet dies nicht automatisch eine Schließung der Kita. Die Kirchengemeinde und der Kirchenkreis werden hierzu in den folgenden Gesprächen verantwortungsvoll agieren und versuchen eine bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu erreichen.“ Den Kindergarten „Villa Regenbogen“, der im April 50-jähriges Bestehen feierte, besuchen derzeit 70 Kinder, dort arbeiten nach Auskunft des Kirchenkreises 17 Angestellte.