„Es haben mega viele Menschen geholfen. Eltern, Ehrenamtler und die Mitglieder der beiden Löschzüge“, freute sich Lüno. Insgesamt 19 Jugendliche waren am Samstagmorgen zum Dienst angetreten – und sie hatten keine Ahnung, was sie erwarten würde. Zum Auftakt ging es erst einmal ins Wasser. Im Aquamathe trainierten die Jugendlichen Einsätze im Wasser. Sabrina Kasch, Betreuerin bei der Kinderfeuerwehr, ist ausgebildete Rettungsschwimmerin. Gemeinsam mit einer Mutter übernahm sie das Training. „Übungen im Wasser gehören auch bei den Aktiven immer mal wieder dazu. Das ist wichtig, wir haben hier schließlich die Lenne“, erklärte Lüno.
Die erste Übung klang zunächst einfach: Schwimmen mit Kleidung und im Wasser entkleiden. „Das ist brutal anstrengend. Wir haben das mal im Gartenhallenbad mit Einsatzkleidung gemacht. Hier tragen die Jugendlichen Jogginghose und Pullover“, erzählte Lüno. Die Kleidung saugte sich unmittelbar mit Wasser voll und klebte schwer am Körper der jungen Schwimmer. Das Ausziehen erforderte Geschick, die richtige Technik und gute Schwimmfähigkeiten. „Da muss ich wirklich sagen, dass ich zufrieden bin. 95 Prozent der Mitglieder sind wirklich richtig sichere Schwimmer – und uns ist bewusst, dass das gerade nach Corona überhaupt nicht selbstverständlich ist“, lobte der stellvertretende Einheitsführer.
Anschließend galt es Hildegard, die Übungspuppe, aus dem Wasser zu retten. Beim Schlepptraining waren noch einmal Kraft, Ausdauer und Kampfgeist gefragt. „Im Anschluss konnte die restliche Energie noch bei Wasserspielen rausgelassen werden – Spaß soll ja nicht zu kurz kommen“, betonte Lüno. Wobei die Jugendlichen noch jede Menge Energie brauchten, denn das war noch längst nicht alles.
Kaum zurück am Gerätehaus ging auch schon der erste Alarm ein: „Ölspur am Gerätehaus“, stand auf dem Melder. „Den Einsatz mussten sie ganz alleine abarbeiten und die Gefahrenstellen mit Bindemittel abstreuen – und natürlich fegen. Ein Feuerwehrmann beziehungsweise – frau muss im Dienst eh immer viel fegen“, erzählte Lüno lachend. Er selbst konnte den Einsatz nicht verfolgen, denn er war bereits in der Lenneschule aktiv. Die große Hauptübung musste vorbereitet werden. Bei der würden auch die Drehleiter aus Altena und die aktiven Kollegen dabei sein – und auch sie hatten keine Ahnung, was sie erwarten würde. „Es soll schließlich schon realitätsnah sein“, sagte Lüno.
Simuliert wurde eine Verpuffung im Chemieunterricht. Eine Lehrerin wollte gemeinsam mit den Kindern Cola herstellen. Doch es kam zu Problemen mit den Kanistern und das Phosphor lief aus. „Phosphor ist eine ätzende Flüssigkeit. Hochkonzentriert kommt es zu schweren Verbrennungen“, erklärte Lüno. Das Problem: eine übereifrige Putzfrau. Die wollte den Chemieraum schnell reinigen und die Chemikalien wegwischen. Dadurch wurde sie aber nur im gesamten Gebäude verteilt.
„Wir gehen vor wie bei einem echten Einsatz. Es gibt verschiedene Aufgaben und immer ein Mitglied der Jugendfeuerwehr und ein Aktiver bilden ein Team“, erklärte Lüno. So gab es mehrere Angriffstrupps, die unter anderem die Schule nach Vermissten und Verletzten absuchten, andere richteten einen Patientenbereich auf dem Schulhof ein, mit der Drehleiter wurden Menschen gerettet, die auf das Dach geflüchtet waren und natürlich musste auch für Löschwasser gesortgt werden. „Die haben das echt ratzfatz weggearbeitet und waren nach 40 Minuten fertig. Ich hatte mindestens doppelt so lange dafür kalkuliert“, freute sich Lüno.
Die junge Truppe sei laut Lüno auch deswegen so fit, weil viele zuvor schon in der Kinderfeuer aktiv gewesen seien. „Das merkt man schon, die wissen einfach schon mehr. So können auch die, die gerade frisch in der Jugendfeuerwehr sind, schon richtig mitarbeiten“, erzählt Lüno. Natürlich seien Quereinsteiger aber nicht weniger willkommen.
Zufrieden starteten die Jugendlichen in die Nacht. Die angesetzte Nachtruhe hielten sie natürlich nicht ein. „Ich glaube es war kurz nach vier als alle schliefen – aber das gehört ja auch dazu“, verriet Lüno lachend. Dennoch gab es keine Gnade. Um 7 Uhr wurden die Jugendlichen aus den Betten geschmissen. Eine Wanderung nach Rennerde stand auf dem Programm, denn dort wurde im Café Klunterbunt Frühstück serviert.
Um 10 Uhr klingelte das erste Mal der Melder. Einsatz an der Grundschule in Wiblingwerde. In den Schulcontainern hatte ein Rauchmelder ausgelöst. Zunächst mussten sich die Jugendlichen Zutritt über ein Fenster verschaffen. Dann wurde das Gebäude erkundet. Schnell war klar: kein Brand. „Die Batterie des Geräts war leer. Auch das gehört zu unseren echten Einsätzen immer mal dazu“, sagte Lüno. Damit es auch wirklich laut piepste hatte der stellvertretende Wehrleiter Sascha Panne zuvor unbemerkt den Rauchmelder ausgelöst. „Sascha war das ganze Wochenende unser Joker. Er hat immer wieder irgendwo sein Unwesen getrieben“, verriet Lüno.
Fotogalerie zur 24-Stunden-Übung:
Während die Jugendlichen noch im Dorf im Einsatz waren, trudelten am Gerätehaus die Eltern ein. Denn die Abschlussübung sollte vor Publikum stattfinden. Davon wussten die Jugendlichen natürlich noch nichts. Sie staunten nicht schlecht, als sie am Einsatzort eintrafen. „Auf dem Melder stand brennder Unrat. Der muss jetzt gelöscht werden“, erklärte Lüno. Die Jugendlichen kamen mit zwei Fahrzeugen. Eine Besatzung widmete sich direkt der Brandbekämpfung. Die anderen sicherten die Einsatzstelle ab und sorgten für ausreichend Löschwasser.
„Ich denke, wenn wir jetzt hier aufgeräumt haben, fallen wir alle einfach nur noch ins Bett – ich zumindest“, sagte ein sichtlich zufriedener Sven Lüno.