In der fast ausverkauften Aula des Bildungszentrums Herscheid durfte Bürgermeister Uwe Schmalenbach als „letzter Beamter Herscheids“ am vergangenen Freitag, 26. September, die Stand-Up-Comedian Jacky Feldmann zu ihrem Solo-Programm „Nur eine Phase“ begrüßen. Seit ihrem Bühnendebüt im Jahr 2011 zählt die taffe Moderatorin, Schauspielerin, Youtuberin und Ex-Finanzbeamtin aus der Nachbarstadt Plettenberg zu den Shootingstars der deutschen Comedy Szene. Sie ist regelmäßig zu Gast in vielen renommierten Mix-Shows wie dem „Quatsch Comedy Club“, „Nightwash“ und im GOP Varieté-Theater.
Jacky Feldmanns Stand-Up-Comedy ist bekannt für die Einbeziehung des Publikums. Und so verglich sie gleich zu Beginn humorvoll die 16-jährige Amtszeit des Bürgermeisters mit ihrer eigenen Laufbahn als Comedian, sprach den in der ersten Reihe sitzenden Zuschauern ihre Hochachtung aus („… ganz schön mutig, dass ihr euch nach vorn traut“) und erkundigte sich in Voraussicht auf das kommende Programm schon einmal nach deren Vornamen. Auch ihren eigenen Vornamen nahm sie aufs Korn. In Anspielung auf das Pferd namens Jaqueline aus dem Film „Schuh des Manitu“, das nicht so schnell laufen durfte, „weil es sonst wieder kotzt“, wurde ihr eben dieses Filmzitat bei den Bundesjugendspielen von ihren Mitschülern zu ihren Laufstarts auf dem Böddinghauser Sportplatz mit auf den Weg gegeben.
Die sympathische Entertainerin plauderte über Geschichten aus ihrer frühen Jugend, als sie gemeinsam mit drei Freundinnen aus Herscheid eine Geisterbeschwörung durchführte, bei der die Antwort dann per Handy einging. Mit Lüdenscheider Zuschauern plauderte sie über den dortigen Tunnel und fragte, ob dieser jetzt fertig wäre, denn seit Jahren sei in der Stadt des Lichts eben dieses im Tunnel aus. Sie erzählte von ihrer Zeit als Finanzamtsmitarbeiterin und befragte das Publikum, ob Beamte anwesend seien. Lediglich Bürgermeister Uwe Schmalenbach wurde als Beamter geoutet und im weiteren Austausch mit ihm stellte sich heraus, dass er der letzte und einzige Beamte im Herscheider Rathaus ist.

Seniorentrilogie auf dem Kreuzfahrtschiff
Mit 25 Jahren nahm sie ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff an. Sie gab zu, dies ohne groß zu überlegen angenommen zu haben. Bei der Route von Kiel über Schottland, Island, Spitzbergen, Norwegen und zurück stellte sie fest, dass es sich um die „Jack-Wolfskin“-Route handelt. Die Reisegäste bedienten durchweg das Klischee der Alten und Reichen. Und wer kein „Jack Wolfskin“ trug, zeigte sich in „Wellensteyn“. Dies wird auch als Seniorentrilogie bezeichnet: Nierenstein, Gallenstein, Wellensteyn. Im Zuschauerraum konnte vielfach das ein oder andere Lachen und zustimmende Nicken beobachtet werden.
Um den Schlussakt vorzubereiten, bat Jacky Feldmann den Zuschauer Jürgen aus der ersten Reihe, in der anstehenden Pause Zettel zu verteilen, auf denen die Zuschauer Notizen oder Sprüche vermerken sollten und diese anschließend wieder einzusammeln.
In der zweiten Hälfte des Abends nahm sich Jacky Feldmann zunächst ChatGPT vor, welches sie als gottgleich bezeichnete. „Du kannst Gott alles fragen, der hat immer eine Antwort parat. Genauso verhält es sich mit ChatGPT.“ Und so stellte sie einen Auftrag an ChatGPT, mit der Anforderung, eine gute Einleitung für die zweite Hälfte des Abends zu finden. Die Antwort der KI war jedoch ERROR. Dieser Aufforderung konnte ChatGPT nicht nachkommen. Dies zeige, dass Kleinkunst und Comedy nicht durch KI oder das Internet zu ersetzen sei. Der persönliche Kontakt zum Publikum sei durch nichts zu ersetzen. Dies sah das Publikum genauso und hielt sich mit Applaus nicht zurück.
Immer wieder wurden einzelne Zuschauer ins Programm eingebunden, sei es Elke, die Grundschullehrerin, die nach ihrem Lieblingsbuchstaben gefragt wurde, oder Uwe, der Bürgermeister, der sein Amt so lange wie Angela Merkel innehat, oder Sabine die Fotografin, die gefragt wurde, ob sie mit ihren Fotos zufrieden sei. Geschickt und mit quirligem Wortwitz und Improvisation interagierte sie mit ihrem Publikum.

Vegan im Sauerland - eine unlösbare Aufgabe
Freimütig erklärte sie, dass sie große Probleme hatte, ihren Eltern zu erklären, dass sie auf die vegane Seite gewechselt sei. Ihr Vater wollte sie danach zur Kur zu Tönnies nach Gütersloh schicken und ihrer Mutter meinte: „Konntest du nicht einfach lesbisch werden?“. Vegan im Sauerland, eine unlösbare Challenge.
Wegen der Liebe sei sie dann vor drei Jahren nach Berlin gezogen. Um das Gefühl für Sicherheit zu gewinnen, wurde die Wohnung mit Kameras und Sensoren ausgestattet, sodass man sich fühlt wie bei Saturn und sich selbst auf dem Handy beobachten kann.
Themen wie Trash-TV, True Crime, Finanz- oder Ordnungsamt, die ganz alltäglichen Begebenheiten und Missgeschicke unserer Zeit führte sie zu skurrilen Geschichten zusammen und ließ das Publikum an ihrem, wie sie sagt, "ein bisschen verrückten Leben" teilhaben.
Gespannt wartete das Publikum schließlich auf die Auflösung der in der Pause eingeforderten Notizen und Sprüche. Dazu bat sie einmal mehr Zuschauer Jürgen auf die Bühne. An ihn übergab sie die eingesammelten Blätter. Gemeinsam formten sie nun im Wechselspiel anhand der Notizen kurze humoristische Lebenssituationen und Geschichten, die den Zuschauern die Lachtränen in die Augen trieben.

Zuschauernah und ganz natürlich gab sich Jacky Feldmann dann auch noch nach ihrem über zweistündigen Programm und plauderte angeregt mit den begeisterten Zuschauern, die anschließend sehr gut unterhalten den Heimweg antraten.
Schon am 11. Oktober ist Jacky Feldmann erneut zu Gast im Märkischen Kreis. In der Aula Böddinghausen präsentiert sie dann die 6. Plettenberger Comedy Night.