Die Herscheider Senioren-Union spendet das Ergebnis ihrer Jahressammlung an das Lüdenscheider Hospiz und an das Herscheider Altenzentrum. Großes Erstaunen: Das Hospiz muss einen Teil seiner Betriebskosten über Spenden, Sammlungen und Waffelaktionen finanzieren. Notizen aus einem Land, das sich „eines der reichsten“ nennt, aber in dem ein würdevolles Versterben keine Selbstverständlichkeit darstellt.

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Dieses „politische Frühstück“ der Herscheider Senioren-Union sei ausnahmsweise unpolitisch, begrüßte Vorsitzender Wolfgang Weyland die große Tafel im Landgasthof Schürmann: Während man bei den üblichen Frühstücken der Senioren-Union immer einen Redner, eine Rednerin, habe, sei das diesmal anders.

Stimmt schon – es war am 10. Dezember tatsächlich anders, denn diesmal waren als Gäste drei Damen vom Hospiz Lüdenscheid, dem Seniorenzentrum Herscheid und dem zuarbeitenden Förderverein gekommen. Doch als die Damen ihre Einrichtungen vorstellten und sich für die Spenden der Senioren-Union bedankten, da wurde es dann doch politisch – weil es um die Würde im Alter ging, um einen Abschied von der Welt, der gebührend und andächtig für den Versterbenden und seine Angehörigen sein sollte.   

Seit 2008 spendet die Senioren-Union an die beiden Einrichtungen; 24.800 Euro sind in dieser Zeit zusammengekommen und wurden zu gleichen Teilen gespendet, zog Wolfgang Weyland Bilanz. In diesem Jahr waren es je 900 Euro – und der Vorsitzende gab sich etwas zerknirscht, weil es in den Vorjahren stets ein Hunderter mehr war. Doch 2025 fielen aufgrund der Gluthitze im Sommer zwei Tagesfahrten aus; im Februar war eine Veranstaltung glatteisbedingt nur mit der halben Teilnehmerzahl besucht. Es gab mithin weniger Gelegenheit zum Spenden.

Die Senioren-Union wolle Dank sagen für die Leistung der beiden unverzichtbaren Einrichtungen, formulierte Wolfgang Weyland, der die „liebevolle Pflege, die über die menschliche Vorstellungskraft hinausgeht“ insbesondere bei der Begleitung auf dem letzten Weg herausstellte. Bisher habe die Übergabe der Spenden stets im kleinen Kreis stattgefunden; nun wähle man die Übergabe „vor der großen Kulisse derer, die es möglich gemacht haben“ - dem Mitgliederkreis.

2008 hatte die Senioren-Union die Arbeit des Lüdenscheider Hospiz kennengelernt, als Hans-Peter Osterkamp, der damalige Leiter des Amalie-Sieveking-Hauses, Pflege und Begleitung vorstellte. Seither hat sich viel verändert und die Senioren-Union hat das Hospiz, das inzwischen seinen Standort im Neubau am Bräucken hat, unterstützt und begleitet. „Es sind jetzt acht Hospizbetten und wir haben allein im letzten Jahr 100 Verstorbene begleitet – in allen Jahren unseres Bestehens insgesamt 3.000 Menschen“, berichtete Hospizleiterin Sandra Thomas bei einem kurzen Vortrag im Landgasthof.

Hospizleiterin Sandra Thomas referierte.
Foto: St. Aschauer-Hundt

Alle Betreuer seien examinierte Fachkräfte; der Tagessatz betrage bei der Unterbringung im Hospiz 570 Euro. Spätestens an dieser Stelle wurde es politisch, ehrlicherweise hochpolitisch: „Die Krankenkassen zahlen diesen Tagessatz nicht vollständig. Fünf Prozent müssen wir selbst finanzieren.“  Rechnen wir mit: Fünf Prozent des Tagessatzes mal acht Betten – das macht täglich 228 Euro, die das Hospiz selbst erwirtschaften muss. Sandra Thomas erläuterte, was man alles tut, um die Mittel zusammenzubekommen; sie nannte Waffelaktionen in Einkaufszentren und auf dem Apfelfest auf Hof Crone, sie würdigte Spenden wie die der Senioren-Union. Nota bene: Dieselben Krankenkassen, die zum Beispiel „Achtsamkeitstrainings“ für Mittdreißiger im Angebot haben und solche wie selbstverständlich finanzieren, drehen sich weg, wenn es um aus Ausfinanzierung der Hospizpflege in der Endphase eines Lebens geht.

Sandra Thomas machte deutlich, dass es einer eindeutigen Diagnose bedürfe, um ins Hospiz aufgenommen zu werden. 31 Fachkräfte und ebensoviele freiwillige Kräfte sorgten sich um die Aufgenommenen; die durchschnittliche Liegezeit währe 20  Tage. Bemühen wir noch einmal den Kopfrechner: Fünf Prozent sind ein Zwanzigstel. Einen Tag der 20 Tage finanziert die Krankenkasse nicht – 570 Euro. Ist das also politisch oder ist das politisch ???

Anke Dahlhaus, die Leiterin des Seniorenzentrums Herscheid, erklärte, was mit den Spenden geschieht.
Foto: St. Aschauer-Hundt

Anke Dahlhaus vom Seniorenzentrum Herscheid berichtete über „ihr“ 60-Personen-Haus am Spielberg. Hier kenne jeder jeden und es sei spürbar „dass wir zur Gemeinde gehören, dass wir wie eine Familie sind“. In großen Städten sei das ganz anders. Auch im Seniorenzentrum begleiteten Hauptamtliche und Ehrenamtler die Bewohner auf ihrem Weg. Ausdrücklich bedankte sie sich beim Förderverein, der an diesem Morgen von Heidrun Cordt vertreten wurde. Mit der Unterstützung des Fördervereins sei es im letzten Jahr gelungen, eine Wellness-Badewanne anzuschaffen, ebenso einen zweiten Massagesessel („Ein ganz wertvolles Möbel; beide Sessel auf den beiden Etagen sind stets in Benutzung“). Besonders freute sich Anke Dahlhaus, dass das nächste politische Frühstück der Senioren-Union am 4. Februar im Bistro des Seniorenzentrums stattfinden wird. Dann wird der neue Landrat, Ralf Schwarzkopf, in Herscheid erwartet.