Angefangen hat alles in einer Waschküche, mit Einkochtöpfen und einem im Internet gekauften Selbstbrau-Set. „Es hat funktioniert, aber wirklich guter Bier-Geschmack kam nicht dabei heraus“, lacht Marcus Niehaus. Also haben er und sein Freund Thorsten Hilker sich in speziellen Brau-Foren umgesehen, sich immer mehr in die Feinheiten des Brauens eingelesen und vor allem zu Anfang „einfach ganz viel herumexperimentiert“.
Viele Experimente
Weil nach und nach Equipment hinzukam, viele unterschiedliche Malz- und Hopfensorten probiert waren und schließlich immer mehr Experimente gelangen, ließen die Hobbybrauer dann natürlich auch mal Freunde und Bekannte ihr „Waschküchenbier“ testtrinken. „Bis zu 200 Liter pro Jahr sind ja erlaubt, für den eigenen ‚Hausgebrauch‘ zu brauen“, weiß Marcus Niehaus.
Die positive Resonanz, aber vor allem der eigene Spaß am Brauen hat Hilker und Niehaus darin bestärkt, in der hauseigenen Waschküche mit ihren persönlichen Bier-Favoriten „in Serie“ zu gehen.

Firmengründung fürs Breckerfelder Craft-Bier
Die offizielle Firmengründung des „BreckBräu“ erfolgte im März 2021. Sowohl der Markenname als auch das Etikett mit der Breckerfelder „Skyline“ sind eine klare Aussage der Hobbybrauer an die Verzehrer: „Unser BreckBräu ist ein so genanntes Craft-Bier, das heißt es wird von uns ganz klassisch und in kleinen Auflagen handwerklich gebraut und ist somit weder industriell hergestellt, noch lassen wir es extern abfüllen“, erklärt Marcus Niehaus. Ein Bier von Breckerfeldern für Breckerfelder eben.
Vom Schroten bis Abfüllen: alles selfmade
Das Gerstenmalz schroten sie selbst, bevor dieses dann mit Brauwasser „eingemaischt“ wird: Circa eine Stunde dauere es, bis sich der Zucker herausgelöst hat, erklärt der gelernte Biochemiker Niehaus. Danach wird die Maische „geläutert“, also die festen Bestandteile von den flüssigen getrennt, gefiltert, erhitzt und kommt mit Hefe versetzt in einen Gärkessel: „Die Hefe sorgt dafür, dass der Malzzucker zu Alkohol vergärt“, so Niehaus. „Dabei entsteht die Kohlensäure, wir führen also bis zur Abfüllung keine zusätzliche hinzu.“
Auch Hopfen aus dem eigenen Garten
Was natürlich hinzugefügt wird ist Hopfen. Auch hier hieß es für Hilker und Niehaus Probieren geht über Studieren: „Wir haben viele unterschiedliche Sorten ausprobiert uns uns auch mit anderen Hobbybrauern ausgetauscht, bis wir unsere Hopfen-Favoriten gefunden haben.“
Ein Favorit wächst sogar in Breckerfelder Erde: Thorsten Hilker baut Hopfen in seinem eigenen Garten an. „Mit der Ernte im September können wir circa 100 Liter Bier brauen“, sagt Niehaus. Angesichts der 4000 Liter, die die beiden Brauer im vergangenen Jahr gebraut und verkauft haben, reicht der selbstangebaute Hopfen natürlich mengenmäßig längst nicht mehr aus.
Frisch vom Fass bei Hoyer
Ein eigener Stand auf dem Bauernmarkt, auf der Kirmes und anlässlich der Museumsnacht sorgte dafür, dass sich der „Geschmackstipp“ in Breckerfeld schnell herumsprach und mittlerweile auch im LokalLaden zu kaufen ist. Ebenso beliefern Hilker und Niehaus das Café-Restaurant Hoyer in Zurstraße mit „BreckBräu“-Fässern beziehungsweise zwei unterschiedlichen Biersorten: „Für uns als Hobbybrauer ist das Feedback von Familie Hoyer sehr wertvoll“, betont Niehaus. „Dadurch haben wir unglaublich viel gelernt, welche Eigenschaften unser Bier für den Zapfhahn mitbringen muss.“
Geklebt wird am Esstisch
Auch für Privatkunden füllen die beiden Männer das „BreckBräu“ auf Wunsch in kleine 20-Liter-Partyfässchen ab. Bevorzugt würden aber eindeutig die 0,33-Liter-Glasflaschen. Auch diese befüllen und verkronen sie selbst von Hand. „Wenn’s dann ans Etikettieren geht, hilft auch schon mal die ganze Familie mit“, verrät Niehaus die abendlichen Klebe-Aktionen am eigenen Esstisch.

Umzug ins Kühlhaus
Im Februar sind die Brauer mit ihrem gesamten Equipment in den hinteren (Schlachterei-)Teil der ehemaligen Metzgerei Wiebel an der Frankfurter Straße 74 umgezogen. Zum einen weil der Platz in der Waschküche für Zutaten, Malzsäcke, Kessel, Fässer, Flaschen und Kästen einfach nicht mehr ausreichte. „Zum anderen weil wir hier ideale Kühl- und Lagermöglichkeiten haben.“
Dennoch wollen sie ihr „BreckBräu“ auch weiterhin nur in überschaubaren Mengen brauen und verkaufen: „Wir sind beide voll berufstätig und Familienväter, das Brauen soll weiterhin in erster Linie ein schönes gemeinsames Hobby bleiben“, betont Marcus Niehaus.

Von süffig bis speziell
Standardmäßig wollen die Brauer zukünftig immer ein helles wie das süffige ‚Glörsch‘ und ein dunkleres wie beispielsweise ‚Deller Kellerbier‘ anbieten, dazu Spezialbiere wie Niehaus‘ persönlichem Favoriten – das ‚Pale Ale‘ – und natürlich Saisonbiere wir zuletzt das ‚Winterhopfen‘.
„In Kürze probieren wir uns an einem dunklen Maibock-Bier und zum Sommer hin wird’s vielleicht mal ein Weizen geben“, so Niehaus auf die Frage, wohin die Braureise zukünftig gehen werde. Als nächste Anschaffung stünde erst einmal ein weiterer Gärtank auf der Liste: „Im Moment schaffen wir in circa neun Stunden 300 Liter“.
„Kein Druck auf dem Kessel„
Außerdem träumen die beiden Freunde von einem eigenen kleinen ‚Zapfwagen‘, aus dem heraus sie dann auf Festen auch frisch gezapftes „BreckBräu“ an ihre Breckerfelder Kundschaft ausschenken können. Eilig sei es ihnen damit aber nicht, denn das Brauen soll für Thorsten Hilker und Marcus Niehaus auch zukünftig nur ein Nebenerwerb und schönes Hobby bleiben: „Wir haben da also keinen Druck auf dem Kessel.“