Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken: Die Vorschulkinder des Wiblingwerder Waldkindergartens entdeckten den Wald am Dienstagmorgen mit allen Sinnen. Das Besondere: Sie liefen nicht nur mit Walter Strüning vom Hegering Altena über den Pfad, sondern saßen auf dem Rücken von Ponys oder führten ein Alpaka – und das hat einen Grund.
„Wir haben festgestellt, dass der gut zwei Kilometer lange Weg gerade für kleinere Kinder oft sehr lang wird und haben uns überlegt, was wir tun können, um den Pfad trotzdem attraktiv zu gestalten und Familien, Kindergärten und Grundschulen zu begeistern“, erzählt Walter Strüning. Er ist im Hegering Altena der Obmann für Öffentlichkeitsarbeit und führt die Gruppen über den Pfad. Touren mit Ponys hat er schon ein paar gemacht, nämlich in Rennerde auf dem Hof Schmitz. „Die Touren kommen bei uns immer gut an und sind gut gebucht. Daher kam die Frage, ob wir uns das auch auf dem Waldlehrpfad vorstellen können“, sagt Lydia Schmitz-Machelett. Der Aufwand sei natürlich relativ groß. Denn die Ponys müssten zunächst nach Wiblingwerde gefahren werden. Fahrten in Anhängern sind die kleinen Ponys jedoch gewohnt und so sagte die Rennerderin dem Hegering zu. Und auch Geradine Hegemann-Malkus ist dabei. Nicht mit Ponys, aber mit ihren Alpakas. „Die gehen mit ihren Wanderungen eh über den Pfad und so kam die Idee auch sie mit einzubinden“, erklärt Strüning.
Ob die Idee wirklich funktioniert, wie sich Alpakas und Ponys in einer gemeinsamen Tour verhalten und wie die Kinder es finden, wurde am Dienstag getestet. Als Versuchskaninchen kamen die Kinder des Wiblingwerder Waldkindergartens. „Ich bin ein bisschen froh, dass die Kinder gewiss wetterfest sind“, sagte Walter Strüning. Und er sollte Recht behalten. Die Kinder saßen die erste Minute auf den Ponys und es fing an aus Kübeln zu schütten. Die kleinen Naturentdecker störte das jedoch nicht. Mit Matschkleidung trotzten sie dem Wetter. Die Wartezeit bis es los ging, verbrachten sie mit Pfützen hüpfen. „Das ist doch einfach toll“, freute sich Walter Strüning beim Anblick der glücklichen Kinder. Denn genau das ist es, was er möchte: Den Kinder vermitteln, wie toll der Lebensraum Natur ist und was für spannende Geschichten sich hinter Blättern und Gräsern verstecken.
„Mit den Pferdetouren haben wir bei uns am Hof schon super Erfahrungen gemacht. Die Kinder sind viel länger aufnahmefähig. Das Reiten zwischen den einzelnen Stationen entspannt und die Kinder kommen zur Ruhe, sind nicht aufgedreht und hören konzentriert zu“, berichtet Lydia Schmitz-Machelett. Sie kann sich gut vorstellen, dass das neue Konzept gerade bei Familien gut ankommt. Auch sie sagt, wie wichtig es ist, Kinder für die Natur zu sensibilisieren: „Es fängt schon beim achtlos weggeworfenen Müll an. Daran können Tiere sterben. Wem das aber bewusst gemacht wird, der wird es nicht tun. Gerade Kinder wollen Tieren nicht schaden, sondern sie schützen. Wenn sie wissen, warum sie kein Kaugummi in die Natur spucken sollen oder gerade Glasscherben einsammeln sollten, dann tun sie es auch.“
Walter Strüning erklärte derweil den Kindern, was eine Zigarette anrichtet. „Eine Zigarette verunreinigt 40 Liter Wasser. Das ist die Tagesmenge, die ein Pferd trinkt.“ Dem Naturexperten ist es wichtig, den Kindern möglichst anschaulich alles zu erklären und daher ist anfassen, um zu (be-)greifen bei seinen Touren ausdrücklich erlaubt.
Leon hat sogar schon etwas gelernt, nämlich, warum der Fliegenpilz Fliegenpilz heißt: „Früher hat man den Pilz genommen und in Milch gesteckt. Da war dann das Gift drin und die Fliegen sind gestorben.“ Denn, wie Walter Strüning erklärte, sei das Gift des Pilzes wasserlöslich und daher sei das Gemisch früher tatsächlich als Insektenschutz verwendet worden. Die Kinder wissen aber auch, wie gefährlich der Fliegenpilz ist. „Erst wird einem schlecht und dann stirbt man“, erklärt beispielsweise Marlene.
Kleine Experten waren die Waldkindergartenkinder im Bereich Bienen. Sie wussten beispielsweise wie Wachs entsteht und wie das Leben einer Arbeiterbiene aussieht. „Die Kinder haben wirklich schon ein ganz gutes Wissen. Das ist aber keinesfalls selbstverständlich“, sagt Walter Strüning. Im Rahmen seiner Führungen habe er in der Vergangenheit immer wieder erlebt, wie viel Unwissenheit es gibt, auch – oder gerade – bei Erwachsenen. Und genau das mache die Touren für ihn so wichtig.
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Buchbar sind Touren über den Waldlehrpfad über den Hegering Altena. Ob mit Pony, Alpaka oder ohne tierische Begleitung spielt keine Rolle. Touren ohne Ponys und Alpakas sind kostenlos. Für Touren mit Ponys und/oder Alpakas werden individuelle Angebote erstellt. Weiterhin gibt es auch die Touren rund um Rennerde. Diese sind über Schmitz Pferdeerlebnishof buchbar.