Der achtjährige Mohammed hat’s geschafft. Als er am 3. Mai zum ersten Mal das AquaMagis betrat, konnte er noch nicht schwimmen. Nach zehn Einheiten in einem ganz besonderen Kurs bekam er vor zwei Tagen zwei Abzeichen. Seepferdchen und Seeräuber. Sie bescheinigen ihm, dass er 100 Meter im technikgerechten Brustschwimmen zurücklegen kann und dass er nach fünf Metern Streckentauchen einen Gegenstand aus mindestens ein Meter Wassertiefe herausholen kann.
„Er hat seine Chance genutzt“, sagt Gudula Mueller-Töwe, die für die Freiwilligenzentrale des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg arbeitet. Sie hat zusammen mit Chef-Trainerin Kristin Thomas vom Plettenberger Schwimmverein den Kurs organisiert, in dem Kinder schwimmen lernen konnten, die in ihrer Heimat dazu keine Gelegenheit hatten. Mohammeds älterer Bruder konnte schon schwimmen. Er nutzte den Kurs, um das Seeräuber-Abzeichen zu erwerben.
Nicht alle der 17 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben das geschafft. Die meisten haben aber die Seepferdchen-Abzeichen erhalten, die sie jetzt als Frühschwimmer ausweisen. Die Kinder und Jugendlichen stammen aus Eritrea, dem Iran, aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und der Mongolei.
„Es ist gut gelaufen“, blickt Kristin Thomas nach der letzten Kurseinheit auf die vergangen Wochen zurück. Das Interesse war groß, weil normalerweise für Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe (neun bis 17 Jahre) keine Anfängerkurse angeboten werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden für die Dauer des Lehrgangs Mitglied im Plettenberger Schwimmverein. Jetzt versucht Kristin Thomas im Schwimmverein Trainingsgruppen für die Kinder und Jugendlichen zu finden, in denen sie ihre Fähigkeiten ausbauen und vielleicht auch mal an Wettkämpfen teilnehmen können.
Für Gudula Mueller-Töwe ist es wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche sicher im Wasser fortbewegen können. Darüber hinaus setzt sie auf Sport als wichtigen Integrationsfaktor. Ein Beispiel: Alle Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer waren angehalten, während der Schwimmstunden ausschließlich Deutsch zu sprechen. Sie hofft, dass der Kurs den Kindern und Jugendlichen dabei geholfen hat, neue Kontakte zu knüpfen und stärker am gesellschaftlichen Leben in Plettenberg teilzunehmen. So kann der mutige Sprung vom Beckenrand zum Symbol für den Schritt in ein neues Leben werden, in dem sie sich künftig etwas sicherer bewegen.
Zwei junge Übungsleiter des Schwimmvereins unterstützten Kristin Thomas, leiteten die Kinder und Jugendlichen an und sorgten für die notwendige Sicherheit. Ein Dank von Gudula Mueller-Töwe geht an sie und auch an die Betreiber des AquaMagis. Sie stellten für die zehn Kurseinheiten von jeweils 90 Minuten drei Bahnen zur Verfügung.
Die Ideen und Wünsche von Gudula Mueller-Töwe reihen weiter. Gern würde sie auch einen Schwimmkurs für geflüchtete Frauen anbieten, die in ihrer Heimat keine Gelegenheit hatten, schwimmen zu lernen.