Werbemaßnahmen und Motivationsförderung für das Ehrenamt in der Feuerwehr Kierspe sind große Anliegen des ehemaligen Feuerwehrleiters Georg Würth. Besonders nach der Pandemie stehen Vereine und Gruppen vor der Frage: Wie können wir mit den Folgen der Lockdowns umgehen? Im Brandschutzbedarfsplan 2022 zeichnete sich ab, dass die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend ins Rentenalter kommen und der Nachwuchs fehlt. Wie kann man junge Menschen motivieren mitzumachen?
Für mehr Ehrenamt benötige es zentrale Bausteine, um sowohl Kinder und Jugendliche zu begeistern, als auch auf der anderen Seite das Betreuerproblem zu lösen. Ein wichtiger Baustein für die Werbemaßnahmen: die neue Homepage der Feuerwehr (wir berichteten) – „aber damit ist die Welt noch nicht in Ordnung“, resümiert Würth. Ein weiterer Baustein für die Betreuersituation: die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie.

Im Oktober 2022 übergab Würth einen Fragenkatalog bezüglich „Werbemaßnahmen zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher“ in der Sitzung des „Ausschusses für Demografie, Soziales und Familie“ an die Verwaltung. Im Hauptausschuss Ende Januar bekam Würth die Antworten auf seine Fragen nach Personalstand von 2019 bis 2021, Werbemaßnahmen sowie zur Unterstützung der Kinder- und Jugendfeuerwehr. „Keine Vision“ habe diese Rückmeldungen gehabt, bedauert Würth. „Kein Hinweis darauf, was nach der Pandemie gemacht werden könnte.“ Immerhin habe die Kinderfeuerwehr Ende des Jahres den mit 2500 Euro dotierten Heimatpreis (wir berichteten) erhalten.
Und die neue Homepage der Feuerwehr wurde bereits als Arbeitsbereich der neu gegründeten Abteilung Öffentlichkeitsarbeit neben deren Präsenz in den sozialen Netzwerken in den Antworten der Verwaltung auf Würths Fragen erwähnt. „Es ist ein richtiger Weg“, meint Würth. „Es ist gut, wenn Leute sich informieren und wichtige Daten nachlesen können, aber damit ist es nicht getan“, so Würth, der zugibt, sich den neuen Webauftritt der Feuerwehr noch nicht angesehen zu haben. „Man muss die Leute vor allen Dingen persönlich abholen – im Gespräch.“

Mit einem „Tag der offenen Tür“ sei es auch nicht getan, da hier nur die Kinder- und Jugendfeuerwehr präsent gewesen seien, aber nicht die Außeneinheiten. Bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr gebe es zudem zu wenig Betreuer. 60 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr könnten derzeit kaum sinnvoll zur gleichen Zeit betreut werden.
Auch hier müsse Werbearbeit ansetzen. Immerhin sei mit dieser Zahl wieder eine Gruppengröße wie vor der Pandemie erreicht und Weggänge könne man gut verkraften. Bei beiden Nachwuchsfeuerwehren gebe es Wartelisten. Stolz ist Würth auch auf den hohen Frauenanteil in der aktiven Wehr: knapp 50 Prozent in der Jugendfeuerwehr und knapp 35 Prozent bei den Erwachsenen.

Eine Vision Würths: In den Kindergärten und Grundschulen müsste das Sekretariat jeweils über das Ehrenamt von Eltern bei der Feuerwehr Bescheid wissen. Über einen Melder müsste die Schule informiert werden, wenn Eltern ausrücken müssen und gleichzeitig die Ganztagsbetreuung der betroffenen Kinder sichergestellt sein.
Zudem müssten in Kindergärten und Schulen vermehrt Notfallkurse mit Feuerwehr und den hier niedergelassenen Ärzten angeboten werden, um Kinder in Notfallsituationen sprachfähig und handlungsfähig zu machen. Dieses Angebot, dass Würth von 2013 bis 2019 im Rahmen eines Landesprojekts unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Pestalozzi- und der Schanhollen-Schule mit Ärzten und dem Deutschen Roten Kreuz durchgeführt hat, ist nicht fortgeführt worden. Auch hier fehle es an Kontakt zur Feuerwehr.
Die Wehr müsse neben der Homepage mehr Eisen im Feuer haben, so Würth abschließend.