Kommentar.

Wenn Abgrenzung zum Automatismus wird, spielen die Demokraten der AfD in die Hände. LokalDirekt-Redaktionsleiterin Friederike Kämper kommentiert die aktuelle Diskussion um den CDU-Bürgermeisterkandidaten Sascha Gerhardt.

Die AfD ruft am 28. September zur Unterstützung der CDU auf, und alle sind empört. Nicht über die AfD, sondern über den CDU-Bürgermeisterkandidaten Sascha Gerhardt. Der soll sich bitte umgehend von der AfD distanzieren. Tut er auch – aber offenbar für einige nicht deutlich genug. Daher gerät er selbst unter Generalverdacht, mit „denen“ unter einer Decke zu stecken und sich mit AfD-Stimmen zum Bürgermeister machen zu wollen. Dabei hat er die AfD gar nicht um Unterstützung gebeten.

Verlangt wird eine deutlichere Abgrenzung (obwohl er klar sagte: „Ich habe einen klaren politischen Kompass und lasse mich nicht von der AfD […] instrumentalisieren. Ich stehe für eine Politik der Mitte – sachlich, bürgernah, lösungsorientiert, verbindlich und verbindend.“, Allgemeiner Anzeiger – 23. September 2025) durch einen Kandidaten, der seit mehr als 20 Jahren aus tiefster demokratischer Überzeugung Lokalpolitik in und für Halver macht. Der unumstrittene Beweis dafür liegt also auf der Hand.

Gleiches gilt für seinen Herausforderer Armin Kibbert, den die Wahlempfehlung der AfD sicher genauso hätte treffen können. Ihre demokratischen Grundwerte, die beide jahrelang im Rahmen ihrer politischen Arbeit ausnahmslos unter Beweis gestellt haben, muss keiner von ihnen verteidigen, geschweige denn rechtfertigen – nicht voreinander und auch nicht vor dem Bürger. Es ist völlig haltlos, einem von beiden eine Verbindung oder gar Nähe zur AfD zu unterstellen.

Dennoch geht die Taktik der AfD wieder einmal auf. Was sie auf Bundesebene kann, schafft sie auch auf kommunalem Boden: für Missgunst und Streit unter „den Altparteien“ zu sorgen, um später im Sturm das Ruder zu übernehmen. Und plötzlich ist der Wahlkampf irgendwie doch gar nicht mehr so harmonisch.

Doch anstatt sich auf die von der AfD angezündete Nebelkerze einzulassen, sollte jetzt Zusammenhalt aller demokratischen Parteien gegenüber der AfD demonstriert werden. Und dazu zählt auch, die Integrität eines verdienten Lokalpolitikers zu schützen und nicht infrage zu stellen – auch nicht auf den letzten Metern des Bürgermeisterwahlkampfs. Denn wo kämen wir hin, wenn auf provokative AfD-Postings gleich eine deutungsschwangere Abgrenzung folgen muss, die bei Nichtbeachtung jeden unter Generalverdacht stellt?

Am 28. September sind alle wahlberechtigten Bürger Halvers zur Wahlurne gerufen. Dazu gehören auch diejenigen, die vor zwei Wochen ihre Stimme der AfD gegeben haben. Denn sie sind zuallererst Bürger, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen können und sollen. Auch das ist Demokratie – so betonte auch Bürgermeister Michael Brosch (LokalDirekt-Interview, 27. Dezember 2024) zum Umgang mit der AfD in Halver: „Es ist der Job […] eines Bürgermeisters, bei Kräften, die uns vielleicht nicht so gefallen, eine neutrale Position einzunehmen, solange die Gruppierungen nicht verboten sind. Ich bin der Auffassung, dass wir da einen Eid geschworen haben, dass wir neutral unterwegs sind. […] Und dazu gehört auch, dass wir mit einer AfD in Halver sachlich umgehen. Auch das ist Demokratie.“

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