Als Wanderstrecke für eine Kräutersammlung haben viele eine Runde durch den Wald oder entlang der Felder außerhalb der Stadt vor Augen. Dass es auch innerhalb des Stadtgebietes viele essbare Pflanzen zu entdecken gibt, beweist Kräuterexperte Wolfram Ditzer auf zwei Exkursionen, die er in Zusammenarbeit mit dem Bürgerzentrum anbietet.
Zweimal treffen sich die Teilnehmer im Mai am Berliner Platz bei den Bänken, um von dort aus in Richtung Bethanien und den Bahngleisen zu wandern. Innerhalb der zweistündigen Runde können sie alles Wissenswerte über Bärlauch, Brennnesseln, Giersch und Co. lernen.
Rahsan Backoff, die seit neun Monaten für die konzeptionelle Entwicklung des Bürgerzentrums zuständig ist, hat diese Wanderung ins Programm aufgenommen, denn sie findet es einfach schade, wenn man nicht weiß, was man von der Pflanzenwelt rund um die Haustüre verwenden kann. Als Fachmann für Kräuterkunde ist sie dabei auf Wolfram Ditzer gestoßen.
Der „Kräutermann“ macht solche Führungen regelmäßig auch für die VHS. Sein Wissen zu den heimischen Kräutern hat Ditzer, der auch Mitglied im Kneipp-Verein ist, in drei Kursen, die er innerhalb von zwei Jahren in Wörrishofen absolviert hat, erlangt. „Normalerweise werden solche Führungen im Wald gemacht“, sagt er. Aber ihm ist wichtig zu zeigen, was jeder sozusagen vor seiner Haustüre finden kann.
Allerdings bedauert er auch: „Es wird immer schwerer, Wege zu finden, wo man etwas sammeln kann. Ich kann die Kräuter zwar zeigen und erklären, was man damit machen kann. Pflücken und essen sollte man sie in den meisten Fällen aber eher nicht, da es oftmals große Verunreinigungen durch Hundekot gibt.“
Damit die Gruppe auch genügend Kräuter findet, läuft Wolfram Ditzer die Wanderstrecke am Vortag immer noch einmal ab. „Ich muss ja wissen, ob noch was zu holen ist“, lacht er. Er achtet aber auch darauf, dass von den Teilnehmern nicht alles weggepflückt wird. Der achtsame Umgang mit der Natur ist ihm dabei besonders wichtig. „Ich nenne es Sammeln mit Sinn und Verstand“, fasst er zusammen, und Backoff ergänzt: „Man muss auch der Natur noch etwas lassen.“
„Jetzt im Frühjahr ist die beste Zeit zum Sammeln“, weiß der Experte und ergänzt: „Ende Juni werden die Pflanzen schon härter und das Mundgefühl ist nicht mehr so gut.“ Da es in diesem Jahr schon sehr früh warm wurde, ist daher jetzt der ideale Zeitpunkt, die essbare Flora kennenzulernen.
Während der Wanderungen wird auch der Umgang mit den Pflanzen besprochen. So kann man laut Ditzer auch lernen, eine Brennnessel anzufassen und zu ernten, ohne sich die typischen Brandbläschen zu holen. Rezepte gibt es zusätzlich: „Eine Gierschbowle ist sehr einfach in der Herstellung – man gibt einfach einige Stängel in ein Glas Apfelsaft und lässt es ziehen. Der Giersch hinterlässt nicht nur einen milden Geschmack, sondern auch viele Vitamine und Mineralstoffe. Und da man das Zeug eh nicht ausrotten kann, kann man es genauso gut verspeisen“, sagt Ditzer mit einem kleinen Augenzwinkern.
„Die meisten der heimischen Pflanzen kann man ohne Gesundheitsbedenken essen“, weiß der Experte. Wichtig sei, dass sie sauber und unverletzt sind. Denn wenn die Pflanze beschädigt wurde, setzt sie Abwehrstoffe frei, die ungesund sein können. Gefährlich ist allerdings die Verwechslungsgefahr zwischen dem beliebten Bärlauch und Maiglöckchen. „Eine Pflanzenerkennungs-App kann da nicht helfen“, warnt er. Da kann er auf den Wanderungen besser direkt an der Pflanze die Unterschiede erklären.
Für die Exkursion gab die Auszubildende der Stadt, Julia Klotz, noch einen wichtigen Tipp mit auf den Weg: „Unbedingt eine Papiertüte oder einen Korb für die gesammelten Pflanzen mitnehmen. Auf gar keinen Fall sollte es eine Plastiktüte sein!“
Infos:
Termine: Dienstag, 6. Mai, 14 Uhr und Samstag, 10. Mai, 10 Uhr
Treffpunkt: Berliner Platz, bei den Bänken
Kosten: Erwachsene 8 Euro, Kinder ab acht Jahren 5 Euro
Anmeldung per E-Mail unter: [email protected] oder telefonisch unter 02353 – 73 152
