Das Biergericht Eiringhausen titelte im Jubiläumsjahr des 100-jährigen Bestehens „Geschmacklos“. Dicht an dicht drängten sich erwartungsvolle Schützen und Schützinnen in das Zelt, in dem die hohe Gerichtsbarkeit unter Präses Carsten Göbel und den Staatsanwälten André Böcker und Katrin Schmidt-Saladdino die Sünder zur Ader ließen. Reichlich Aufmerksamkeit verlangten dabei Präses und Staatsanwälte von den Zuhörern. Die wortlastigen Beiträge ließen jedoch humorvolle Sequenzen nicht zu kurz kommen.
Hierbei immer wieder gut: das Schnellgericht mit Staatsanwalt Böcker. Kurz und keine Widerworte zulassend, wurden die Schützen verurteilt. Tim Teckhaus wurde absolute Undankbarkeit vorgeworfen und musste sich einer regelrechten „Inquisition“ durch Böcker unterziehen, die zutage brachte, dass der Staatsanwalt seine kostbare Zeit aufwenden musste, um das Geschenk für Tim zum Jahrestag anstelle seiner Freundin auszusuchen.
Selber Sünder, andere Straftat. Um Fußball beim TuS Plettenberg zu spielen, muss man Mitglied sein. Als Mitglied hat man Beiträge zu entrichten mittels einer Kontoangabe. Hierbei stellte sich Tim so geschickt an, die Bankverbindung des TuS selbst anzugeben. Genialer Spielzug oder klarer Betrugsversuch? Als Versehen ließ das Biergericht dies nicht durchgehen, durchschaute diese Masche und verurteilte Tim natürlich zu einer Geldstrafe.
Als großer Verlierer von Kleidung entpuppte sich Christian Hagedorn, Adjutant des vergangenen Schützenkönigs und Mitglied einer gewissen Verbindung. Das verbindungseigene Poloshirt verlor Hagedorn vor dem eigentlichen Nutzungstermin und noch dazu im Feindesland jenseits des Tunnels. Als Ultragruppierung Schwarze Kater sind die Eiringhauser zum Biergericht der PSG gereist, dazu wurden grün-weiße Schals verteilt und noch vor Veranstaltungsbeginn wurde bereits ein herrenloser Schal gefunden. Und wer war der einzige Verdächtige, der keinen grün-weißen Schal trug? Auch hier wurde eine Geldstrafe als Erziehungsmaßnahme ausgesprochen.
Wie ein roter Faden zogen sich immer wieder Verurteilungen von PSG-Mitgliedern durch die Verhandlung. Sie können nicht mit, aber auch nicht ohne sie. Die seit Jahrzehnten warm gehaltene ambivalente Beziehung beider Vereine erhielt auch in diesem Jahr wieder erfindungsreiche, amüsante Darstellungen auf der Bühne. Eine Spritze nasser Art wurde Philipp Vorderstemann von der Löschgruppe Eiringhausen verabreicht, nachdem er als Verunstalter ihrer Aufkleber-Aktion dingfest gemacht werden konnte.


Jonas Trauzettel, BG-Präses der PSG, zeigte sich einer von Eiringhauser Damen geschenkten Tasche nicht würdig, in dem er dieses Geschenk erst gar nicht mitnahm, was natürlich nicht unbemerkt blieb und nun genüsslich aufbereitet wurde. Der Weg der Tasche wurde nachgezeichnet, wie sie durch alkoholische Getränke gezeichnet wurde, mit Dreck beschmiert. Dieser Weg wurde Jonas ebenfalls auferlegt.
Die Geschichten der vereinseigenen Sünder ließen allerdings nicht weniger das Zwerchfell erzittern. So sind Roger Ackerschott, Kai-Uwe Eppmann, Markus Eweler, Uwe Teckhaus, Torben Kosch nahezu jährliche Garanten für eine bühnenreife Aufarbeitung.
Die drei Bürgermeisterkandidaten Detlef Krüger, Patrick Hansmann und Ralf Beßler schafften es ebenfalls fast auf die Bühne. In einem Geisterbahn-Szenario gab man den Kandidaten einen Ausblick auf die Zeit nach der Kommunalwahl. Der Gewinner der Wahl sieht dem Schreckgespenst der KulTour GmbH entgegen, das in der Stadtbücherei ein weiteres Büro benötigt, der Seniorenvertretung, die mehr Geld braucht. Auf dem Kieker hatte das Biergericht auch die sogenannte „gängige Praxis“ mit dem Fragebogen des Personalrates.
Ex-König Denter schafft es aufs X
Auf das sogenannte X hat es endlich der ehemalige König Philipp Denter geschafft. Sein seit langem geäußerter Wunsch, aufs X geschnallt zu werden, fand endlich Gehör. „Was muss ich eigentlich machen, um dahin zu kommen?“ Einiges, doch letztendlich war es wohl doch die Königskette, die er beim Toilettengang beim Grünetaler Schützenfest vergessen hatte, und die ihm damit das „Genick brach“. Teeren und federn von der Glatze bis zu den Füßen, das Publikum johlte. Über die Köpfe des Publikums hinweg trugen ihn am Ende die Offiziere aus dem Zelt.
Mit den Tanzdarbietungen der Tanzgazellen und der Flying Kings wurde auch das musikalisch kreative Feld abgedeckt. Mit tosendem Applaus wurden die Tänze der Akteure und Tänzerinnen belohnt, die nicht ohne Zugaben von der Bühne gehen durften.
Der heimliche Höhepunkt, die Siegerermittlung der Goldenen Wertmarke im Wert von 1000 Euro, stand am Ende des Biergerichtsprogramms. Annabell Heese wurde als strahlende Gewinnerin ausgelost und darf sich somit auf ein kostenfreies Schützenfest 2026 in Eiringhausen freuen.


Im Anschluss ans Biergerichtsprogramm spielte der Musikverein Dermbach vor dem Schützenzelt auf. Dann übernahm DJ Tobse die Regie und die Straßenparty endete erst mit dem Feuerwerk am Abend.