In den 1920er und 1930er gab es in Lüdenscheid einen großen Mietshausbau. Zwischen „Am Grünewald“ und der Wehberger Straße entstand ein größeres Wohngebiet, das insbesondere aus der Luft und beim Blick auf den Stadtplan als Planung aus einem Guss erscheint. Doch das Alter und der Zustand der Häuser und die Ausstattung der Wohnungen haben die Vermietbarkeit so weit schwinden lassen, dass die Häuser Am Grünewald 19 bis 47 seit langem leerstehen und verfallen. Dabei würde gerade im Herzen der Stadt Wohnraum dringend gebraucht, bezahlbarer Wohnraum umso mehr.
Vor Corona hatte die Lüdenscheider Wohnstätten AG (Lüwo) Pläne für Abriss und hochwertigen Neubau erarbeitet, die sich aber nach der Zinswende als nicht mehr durchführbar erwiesen und letztlich an den Baukosten scheiterten. „Ich bin auch danach immer wieder dran gewesen und habe Druck bei den Lüwo gemacht“, sagt Dominik Hass-Sommer im Gespräch mit LokalDirekt.

Schon 2021 gab es Am Grünewald ein Bürgergespräch mit dem SPD-Politiker – und soeben erneut. Als Hass-Sommer das Signal bekam, dass es in der prominenten Leerstandssiedlung eine neue Entwicklung gebe und nun tatsächlich neuer Wohnraum entstünde, blieb der Sozialdemokrat aktiv. Nun lud er zu einem neuen Termin ein, an dem auch Lüwo-Geschäftsführer Joachim Effertz, der technische Leiter Samir Bachour, Bürgermeister Sebastian Wagemeyer und der Lüwo-Aufsichtsrat teilnahmen. Sie konnten einer interessierten Bürgergruppe einerseits elf sanierte Wohnungen in den Häusern Am Grünewald 49, 51 und 53 präsentieren, andererseits Pläne für Abriss und Neubau der Häuser Am Grünewald 19 bis 47 vorstellen. Diese Planung soll im Stadtplanungsausschuss am 4. Juni beraten werden.
Drei Häuser saniert und barrierefrei umgestaltet
Rund eineinhalb Jahren hat die Sanierung der Bestandshäuser Am Grünewald 49, 51 und 53 gedauert; hier wurden Lüwo-Eigenmittel und 1,6 Mio. Euro Fördergelder verbaut. Entstanden sind elf Zweieinhalb-Wohnungen mit 55 bzw. 65 Quadratmetern Wohnfläche. Die Wohnungen sind barrierefrei mit breiten Türen und breiten Duschen, wurden mit Balkonen nachgerüstet. Fahrstühle allerdings waren nicht realisierbar, jedoch konnten die Häuser energetisch aufgerüstet werden. Geheizt wird mit Wärmepumpen bei einem Ausbaustandard nach KfW 85 – das ist besser als in der Förderung verlangt. Die elf Wohnungen sind 20 Jahre sozial gebunden und können mit Wohnberechtigungsschein bezogen werden. Die Kaltmiete wird mit 5,90 Euro / Quadratmeter angegeben.
Eine Musterwohnung konnte Dominik Hass-Sommer den interessierten Bürgern nun zeigen; zwei Wohnungen sind bereits von den Lüwo vermietet worden, neun sind noch zu haben. Der erste Bezugstermin wird mit dem 1. Juni 2025 angegeben.
Der Abriss der rottenden Häuser beginnt im Winter 2025
Auch für die vor sich hin rottenden Häuser Am Grünewald 19 bis 47 hat die Lüwo jetzt ein Konzept, das bei der Bürgerbesichtigung vorgestellt wurde. Der alte, undurchführbare Plan wurde soweit modifiziert, dass zwar die alte Handschrift erkennbar bleibt, aber deutlich kostengünstiger gebaut wird. Beginnen wird mit dem Abriss der über 100 Jahre alten Bestandshäuser: Sie werden im Winter niedergerissen – im Winter deshalb, weil die Staub- und Schmutzbelastung dann geringer ist als im Sommer.

Auf der frei geräumten Fläche werden dann statt fünf nun vier neue Häuser gebaut und eine Parkfläche im Hinterhof geschaffen. Im ursprünglichen Plan war ein (überdachtes) Parken im Parterre der fünf Häuser vorgesehen; das erzwang einen hohen Aufwand beim Brandschutz und kostete letztlich Raum. In den vier nun konzipierten Häusern wird auch im Erdgeschoss gewohnt: Sozialwohnraum statt Garage, das ist das Credo. Dadurch werden es nicht weniger Wohnungen als im alten Konzept.
Mit Fertigbauelementen wird der Bau schneller und kostengünstiger
In den neuen Häusern wird es – die Planungen sind noch nicht endgültig abgeschlossen – 60 bis 64 Wohnungen mit zwei, drei oder vier Zimmern geben. Ein Teil davon wird dank öffentlicher Förderung mit Wohnberechtigungsschein als Sozialwohnraum angeboten werden. Durch eine Bauweise mit Fertigbauelementen werde der Bau einerseits rationell, andererseits energetisch optimiert; der KfW-Standard 40 wird erreicht. Die Häuser werden behindertengerecht und mit Aufzug ausgestattet sein. Die Lüwo hofft auf eine Durchmischung des Quartiers mit allen Generationen von Jung bis Alt.
Im Quartier wolle die Lüwo mit einem Carsharing-Konzept mit drei Elektroautos Erfahrungen sammeln, freut sich Dominik Hass-Sommer über eine weitere Planung, mit der es in Richtung Umweltschutz geht. Angesichts der sehr zentralen Lage im Stadtkern ist das Vorhalten eines eigenen Pkws für manche Bewohner womöglich verzichtbar – sie können sich mit dem Carsharing-Angebot gleichwohl mobil halten.