Bis zum 5. Januar 2025 können sich bildende Künstlerinnen und Künstler, die in Nordrhein-Westfalen geboren sind, hier leben oder in NRW studiert haben, bewerben. Der Wettbewerbssieger erhält 5000 Euro und weitere 3000 Euro als Produktionskosten für eine Edition, die in Zusammenarbeit mit der städtischen Galerie entwickelt wird.
Der Förderpreis wird alle drei Jahre verliehen. Die letzten Preisträgerinnen und -träger waren Gesine Grundmann (2013), Ail Hwang (2016), David Semper (2019) und Justyna Janetzek (2022).
Auf die Jury wartet eine Menge Arbeit. Sie muss in der Regel deutlich über hundert Bewerbungen sichten. Die Jury besteht aus Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen, Prof. Maik Löbbert und Prof. Dirk Löbbert von der Kunstakademie Münster, Prof. Udo Dzierks von der Kunstakademie Düsseldorf und Rouven Lotz vom Emil-Schumacher-Museum Hagen. Das Quintett entscheidet in einer ersten Runde, welche zehn Nachwuchskünstler eingeladen werden, um ihre Werke in der Städtischen Galerie zu präsentieren. Für die Entscheidung über die Vergabe des Preises wird Justyna Janetzek, Preisträgerin des Ida-Gerhardi-Preises 2022, die Jury komplettieren. Preisverleihung und Ausstellungseröffnung sind für den 28. März vorgesehen.
Der Name Ida Gerhardi hat in Westfalen und insbesondere in Lüdenscheid einen guten Klang. Wer war diese Frau, zu deren Gedenken die Sparkasse Lüdenscheid (heute Sparkasse an Volme und Ruhr) 1990 den Ida-Gerhardi-Preis gestiftet hat? Hier ein Steckbrief.
Familie: Idas Vater, der Hagener Arzt August Gerhardi, stirbt 1896. Da ist Ida gerade sieben Jahre alt. Mutter Mathilde siedelt mit Sohn Karl August und der neugeborenen Lilly nach Detmold um. Hier lebt die Familie bei Verwandten. Für Ida wird die Mutter später zum Problemfall. Sie wird depressiv und bereitet der Malerin große Sorgen. Zu ihrem Bruder hält sie immer Kontakt und zieht 1912 ins Haus seiner Familie.
Wünsche: Ida will malen und nimmt Zeichenunterricht. „Wozu die ganze Welt, wenn ich nicht malte“, sagt sie. Sie möchte nach der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zur zweitbekanntesten Frau in Westfalen werden. Dieser Wunsch erfüllt sich nicht.
Streben nach Unabhängigkeit
Die Frau: „Ich möchte eine Ente sein, eine Ente, die allein schwimmt“, schreibt sie einmal. Dieses Zitat ist ein Dokument für Ida Gerhardis Streben nach Unabhängigkeit. Sie wählt den Weg in die Malerei und schreibt sich 1928 an der Münchener Damenakademie für Malerei ein. Schnell wird ihr in der bayerischen Metropole langweilig. Sie will mehr, packt ihre Koffer und geht nach Paris an die Académie Colarossi. Das Studiengeld stiftet die Hagenerin Emilie Elbers – eine Freundin von Idas Mutter.
Paris: Die französische Hauptstadt wird zum Lebensmittelpunkt der jungen Malerin. Sie lernt die deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz kennen und zieht mit ihr durch die Clubs der sich mondän gebenden Halbwelt von Paris. Die junge Frau glaubt an sich. Sie ist fest davon überzeugt, dass es ihr gelingen wird, mit der Malerei ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Für Männer war das damals ein Kraftakt. Für Frauen nahezu ein Unding. Immerhin: Ida malt und lernt viele Künstlerinnen und Künstler kennen. „Der Kreis, in dem ich augenblicklich verkehre, ist außergewöhnlich intelligent und begabt“, hält sie fest.
Bilder voller Farbenpracht
Bilder: Sie malt Porträts, stimmungsvolle Landschaftsbilder, kraftvolle Szenen der Großstadt, Szenen aus den Kneipen im Pariser Künstlerviertel, Bilder von Tänzern, alle spätimpressionistisch voller Farbenpracht. Sie lässt sich dabei unter anderem von Henri de Toulouse-Lautrec inspirieren. Wie er malt sie unmittelbar vor Ort.
Erfolg: Hin und wieder Anerkennung. Aber: „Meine Geldbörse ist leer“, klagt sie oft. Ida Gerhardi kann sich auf dem von Männern dominierten Kunstmarkt nicht durchsetzen. Auch der Versuch, sich in Paris und Berlin durchzusetzen, bringt sie nicht weiter. Sie organisiert Ausstellungen und pflegt Kontakt zum populärsten Kunstmäzen jener Zeit, dem Hagener Karl Ernst Osthaus.
Wettern gegen reaktionäre Kulturpolitik
Ihr Leben: Ida Gerhardi war eine mutige Frau, die sich voller Kraft ins Leben stürzte. Paris hat sie genossen. Sie wetterte aus sicherer Entfernung gegen die reaktionäre Kulturpolitik in der Kaiserzeit und gegen die Ja-Sager, die damals das Ruder übernommen hatten. „Bei uns ist man ja geradezu servil. Man wird nicht Professor, wenn man nicht tut, was der Kaiser will“, schreibt sie einmal. Später wird sie ruhiger und legt beinahe konservative Züge an den Tag. Ihren jüngeren Bruder Karl August warnt sie: „Sozi solltest Du aber auch nicht werden.“ Er ist Sanitätsrat in Lüdenscheid und verfasst philosophische sowie literarische Schriften.
Was bleibt: Heute schätzen Kenner ihre tiefgründigen Porträts, auch die Selbstporträts mit Brille. Ihre Tanzbilder gelten als die aussagekräftigsten Werke aus der Pariser Schaffenszeit (Susanne Conzen/Annegret Rittmann). Für viele ist sie auch eine Pionierin der Moderne. Dafür stehen ihre Bilder. Aber auch ihr Weg ist für die Zeit um 1900 ein unkonventionelles Frauenleben.