Nach einem Pressegespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Florian Müller zu Beginn des Monats war davon auszugehen, dass bis auf Weiteres keine Züge mehr fahren werden. Die Bahn teilte in einer Nachricht an LokalDirekt mit, dass ein Stilllegungsverfahren für die Strecke geprüft werde. Nun aber die Wende, nach Gesprächen, die Gordan Dudas als „sehr kooperativ“ bezeichnete.
„Aktuell hat die Deutsche Bahn mich darüber informiert, dass eine temporäre Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Meinerzhagen und Krummenerl möglich ist. Das gilt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Sanierungsmaßnahmen notwendig würden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Sozialdemokraten. Er selbst bezeichnete dies als „einen Lichtschimmer“ für die Region, betonte jedoch im Gespräch mit LokalDirekt: „Jetzt müssen wir aus der Region heraus tätig werden und gucken, wie wir die Strecke wiederbeleben können.“ Eine erste Möglichkeit dazu könnte die geplante Machbarkeitsstudie des Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe sein, der über diese Strecke – und einen zu realisierenden Ausbau – den Kreis Olpe an das Rheinland anschließen will.
Zusammen mit der Information an Gordan Dudas hat die DB InfraGO auch erstmalig konkrete Kosten für sämtliche benötigte Sanierungsarbeiten rund um die Bahnstrecke veröffentlicht. Diese liegen bei insgesamt knapp 240 Millionen Euro und teilen sich auf 6 Millionen Euro für die Instandhaltung von 11 Stützwänden, 66 Millionen Euro für den Schwarzenbergtunnel sowie insgesamt 165 Millionen Euro für 15 Brücken auf der Strecke auf. „Das rein betriebswirtschaftlich so nachgedacht wird ist verständlich“, erklärte Dudas im Hinblick auf die Schließung. Aber, so ergänzte er: „Ich finde es aus umweltpolitischer Sicht wichtig.“
Denn statt den zwei wöchentlichen Zügen wird das im Steinbruch Listertal gewonnene Material aktuell mit knapp 40 Lkw pro Woche abgeholt, eine steigende Umweltbelastung im verkehrsgeplagten Märkischen Kreis. Aus diesem Grund freute sich auch Norbert Ivenz-Gaul über diese Nachrichten. Er ist technischer Leiter des Steinbruchs und erklärte im Gespräch mit LokalDirekt: „Wenn die Bahn sagt, dass die Strecke genutzt werden kann, dann möchten wir das auch machen.“ Und zwar so kurzfristig wie möglich, erklärte er. Denn im Steinbruch wird ausgerechnet Gleisschotter gewonnen, den die Deutsche Bahn für ihr umfangreiches Modernisierungsprogramm benötigt. Nun kann das Material wieder direkt am Steinbruch auf einen Zug geladen werden und über die Schiene bis zur Baustelle geliefert werden.
Dies hat für Ivenz-Gaul neben dem Umweltaspekt auch aus wirtschaftlicher Sicht einen Vorteil: „Wenn wir sagen, dass wir mit der Bahn liefern können, dann steigen unsere Bestellungen“, erklärte er sinngemäß. Der Steinbruch wurde von der Deutschen Bahn kurz nach Gordan Dudas über die Nachrichten informiert. Im Jahr 2022 hat die Basalt-AG als Steinbruchbetreiber noch die vorgeschriebenen Wartungs- und Inspektionsarbeiten an ihrer betriebseigenen Lokomotive durchführen lassen und ist laut Ivenz-Gaul nun bestens gerüstet, um den Schienentransport zeitnah wieder aufzunehmen.
Und auch auf die Frage von Dudas, ob sich noch weitere Nutzungsmöglichkeiten für die Strecke ergeben, gibt es in Zukunft dank der Machbarkeitsstudie des NWL eine Antwort – Wenn auch eine langfristige, denn in den Zielnetzen 2032 und 2040 ist die Strecke bisher nicht für den ÖPNV vorgesehen. Laut Aussage von Dudas müssen lediglich einige Vegetationsmaßnahmen entlang der Bahnstrecke erledigt werden, ehe diese wieder in Betrieb gehen kann. Doch wie lange die „temporäre Wiederaufnahme“, von der die Bahn spricht, wirklich ist, das weiß auch er nicht. Auch auf Nachfrage teilte die Bahn in diesem Punkt keinen genauen Zeitplan mit.