„Bei mir kommt das Gefühl auf, dass die Deutsche Bahn Südwestfalen abschreibt“, hatte CDU-Bundestagsmitglied Florian Müller am Montag, 4. November, im Rahmen eines Pressetermins an der seit dem Hochwasser 2021 gesperrten Bahnstrecke Meinerzhagen-Krummenerl gesagt. Müller ebenso wie Norbert Ivenz-Gaul, technischer Leiter des Steinbruchs Listertal sowie Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bau- und Rohstoffindustrie, äußerten ihren Unmut gegenüber des Vorhabens der Bahn. Müller: „Dass die Bahn die Strecke stilllegen will, verstehe ich nicht.“
Auf eine Presseanfrage von LokalDirekt reagierte nun wiederum der DB-Konzern. Wie ein Sprecher darin bestätigt, sei ein Stilllegungsverfahren der Bahnstrecke Meinerzhagen-Krummenerl Bestandteil der Prüfungen. Dabei betont die Bahn: „Entscheidungen über Streckenstillegungen trifft das Eisenbahnbundesamt (EBA) und nicht die Deutsche Bahn AG. Stilllegungsverfahren müssten nach den Regelungen des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (§11) eingeleitet werden und können nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen.“
Weiter argumentiert die Bahn: „Neben den 60 Millionen Euro, die eine Instandsetzung des Tunnels kosten würde, sind auf der Strecke neben dem Tunnel bis 2040 unter anderem sieben Brücken zu erneuern.“ Den Kostenpunkt hierfür schätzt die Bahn auf eine weitere dreistellige Millionensumme. Eine genaue Aufschlüsselung dieser Beträge wurde von der Bahn sowohl auf Anfrage von Florian Müller vor mehreren Monaten als auch auf Anfrage unserer Redaktion im Nachgang an den Pressetermin nicht vorgelegt.
Zudem meint die Deutsche Bahn: „Nach Einschätzung unserer Fachleute würden auf der Strecke auch nach vollständiger Sanierung nicht mehr Züge fahren.“ Vor der Streckensperrung in Folge des Hochwassers nutzten wöchentlich ein bis zwei Züge mit Gleisschotterlieferungen vom Steinbruch Listertal die Strecke. Der Personenverkehr wurde laut Bahn 1955 eingestellt.
Im Pressegespräch berichtete Florian Müller, dass der Regionalrat Arnsberg aktuell eine Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Bahnstrecke bis in den Kreis Olpe zur Wiederaufnahme des Personennahverkehrs plane. Hierfür, so die Aussage des DB-Sprechers, ist jedoch der Zweckverbund Nahverkehr Westfalen-Lippe zuständig.
Aus diesen Gründen „ist die Vergabe der Gutachterleistungen für den Schwarzenberg-Tunnel zunächst gestoppt worden“, wie die Bahn in ihrem Statement klarstellt.