Die Ertüchtigung der Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Hagen und Hanau wird seit fast einem halben Jahrhundert diskutiert, weil die engen Tunnel der Strecke dem Verkehr von z.B. Containerzügen entgegenstehen. Die Elektrifizierung der Strecke 1965 und die Inbetriebnahme neuer Leit- und Sicherungstechnik (d.h. neuer Zentralstellwerke und neuer Signale) waren mehr oder weniger die einzigen wesentlichen Modernisierungsschritte. Nun soll es wirklich vorangehen - InfraGO, die Netzfirma der Bahn, legt einen Ausbauplan für die Strecke Hagen - Hanau auf, will zehn Tunnel modernisieren und plant einen Dialog-Markt zur Bürgerinformation für jedermann. Die Infoveranstaltung wird am Donnerstag, 30. Oktober, in Werdohl stattfinden.
Im Schatten der immer wieder aufkommenden Diskussion über den Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke ist die Linie de facto vernachlässigt worden. Der Großschaden an zwei Brücken bei Altenhundem ist nur die Spitze des Eisberges. Die Bahnbrücke bei Werdohl stammt von 1863. Die Tunnel der Linie sind ebenfalls aus der Bauzeit der Strecke, entsprechen in ihrer Enge zwar dem "alten" zulässigen Lichtraumprofil, erlauben aber nicht den Einsatz moderner Frachtzüge. Die würden - vereinfacht ausgedrückt - die Tunnelwände "mitnehmen" und steckenbleiben.

Dass die Brücken ins Zentrum der Betrachtung rücken, versteht sich von selbst. Die schwierigsten Bauwerke aber sind die zehn Tunnel, die aufgeweitet oder ersetzt werden müssen. Allein im Märkischen Kreis sind es neun Tunnel, die in den Blick genommen werden; im Südsauerland kommt der Rahrbacher Tunnel als Nummer zehn hinzu.
In Altena und Nachrodt sind vier Tunnel betroffen, in Werdohl weitere vier und in Plettenberg der Sieseler Tunnel. Im Wesentlichen stehen der Bahn zwei Optionen für den künftigen Tunnelbau zur Verfügung: Je nach Lage der Dinge kann ein zweigleisiger Bestandstunnel zur Eingleisigkeit heruntergestuft und ein neuer, weiterer, eingleisiger Tunnel nebenan das zweite Gleis aufnehmen. Günstiger ist es, den vorhandenen zweigleisigen Tunnel aufzuweiten, indem die alte Tunnelschale aus- und aufgebohrt, eine neue und größere Tunnelschale eingebaut wird. Schaubilder der Bahn erläutern die beiden Verfahren.
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Wie umfangreich Tunnelbaustellen sind, kann man derzeit bei der Sanierung des Elleringhauser Tunnels im Zuge der Oberen Ruhrtalbahn verfolgen. Die Baustelle zwischen Bestwig und Brilon-Wald ist ein Projekt, das seit 2023 läuft und sich derzeit auf dem Höhepunkt befindet. Bis Ende 2028 werden die Arbeiten veranschlagt. Im Netz ist der Fortgang zu verfolgen, wird die Technik allgemeinverständlich erklärt.
Auch im Lennetal hat sich die Bahn zu einer umfassenden Aufklärung der Bürger durchgerungen. Sowohl im Netz als auch live will sich InfraGo erklären. Am Donnerstag, 30. Oktober, findet eine Infoveranstaltung zu Werdohler und Plettenberger Belangen in der ehemaligen Realschule Werdohl statt. Zwischen 15 und 19 Uhr stehen Fachleute der Netzfirma zu Erläuterungen, Detail- und Nachfragen bereit.
Zu jeder vollen Stunde soll es Impulsvorträge geben, damit alle Interessierten auf einen einheitlichen Stand kommen können. Außerdem werden Informationen über die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung gegeben - entlang der Strecke waren Bohrungen vorgetrieben worden, um den Untergrund der Bahnlinie bewerten zu können. Gezeigt werden Bohrkerne aus 20 Meter Tiefe.
Zu der Informationsveranstaltung wurden sämtliche Haushalte durch ein Anschreiben eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos; eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Parkplätze sind an der Schule vorhanden.