„Unfassbar“ – so beschreibt Erzieherin und Kita-Leitungsvertretung Stefanie Winterberg vom AWO Familienzentrum die große Spendenbereitschaft der Bewohner rund um den Hansering, bei denen die Kita-Kinder, in kleine Gruppen aufgeteilt, am „Halloween“-Abend an der Haustür klingelten.
Angekündigte Aktion
Einige Tage zuvor hatten sie extra Flyer in den entsprechenden Straßen verteilt, um so ihr Kommen anzukündigen: „Halloween trifft Sankt Martin“ stand darauf, und dass sich das AWO Familienzentrum eine ganz besondere Aktion für den Abend des 31. Oktober habe einfallen lassen.
Die Kita-Kinder wollten nämlich nicht für sich selbst ‚Süßes oder Saures‘ sammeln, sondern Lebensmittel und Hygieneartikel für den Tafelladen in Ennepetal (wir berichteten).
Spender erwarteten die Kinder
Gegen 17.30 Uhr machten sich die größtenteils verkleideten Kleinen am Dienstag, 31. Oktober, gemeinsam mit Eltern und Erzieherinnen auf den Weg, klingelten an die Türen der Anwohner des Hanserings und dessen angrenzenden Straßen.
„Sehr, sehr viele hatten sich auf unser Kommen vorbereitet und hatten bereits in Tüten oder Kartons unterschiedliche Waren gepackt, die sie der Tafel spenden wollten“, erzählt Winterberg. Und natürlich habe es auch für die sammelnden Kinder meist noch eine kleine, süße Leckerei gegeben.
Bollerwagen reichten nicht aus
Dass es mengenmäßig so viele Spenden geben würde, damit hätten sie nicht gerechnet – die mitgeführten Bollerwagen seien schon nach den ersten paar Häusern prall gefüllt gewesen.
„Also haben die Eltern schnell ein paar Telefonate geführt und spontan ein paar Autos zu bestimmten Sammelpunkten ‚angefordert‘, damit die gespendeten Konserven, Tetrapacks, Nudel- und Reispakete, Zahnpasta- und Duschgeltuben überhaupt allesamt zum AWO Familienzentrum transportiert werden konnten.“
Spenden füllen ganzen Raum
Zusammengekommen ist bei der gut zweistündigen Aktion quasi „ein ganzer Kita-Raum voll“. So viel, dass sie die Spenden nicht, wie eigentlich geplant, selbst mit einem Auto zum Tafelladen in der Ennepetaler Lindenstraße hätten fahren können: „Wir haben also Karin Nebel, die Leiterin des Tafelladens, angerufen und von unserem ‚logistischen Dilemma‘ erzählt“, lacht Stefanie Winterberg.
Kurzum wurde abgemacht, dass am Freitagvormittag, 3. November, zwei ehrenamtliche Mitarbeiter des Tafelladens mit einem Transporter die Spenden im AWO Familienzentrum abholen.
Tafel-Helfer kommen mit Transporter
„So viele Spenden auf einmal – das ist wirklich die Ausnahme und unglaublich toll“, betont Ernst Schnipper. Der 82-jährige Rentner und sein 74-jähriger „Kollege“ Rolf May arbeiten ehrenamtlich im und für den Tafelladen und beide waren freudig überrascht als sie die vielen, vielen Taschen, Kisten und Kartons in der AWO-Kita sahen.
Tafelladen packt um und ein
Um die zahlreichen Spenden besser im Wagen transportieren zu können, packten die beiden Herren diese in stapelbare Kisten um. „Im Tafelladen werden sie dann von unseren Helfern nach Art in Regale einsortiert“, erklärt Rolf May. Vor der Ausgabe an die Bedürftigen, die seit der Corona-Pandemie nur noch einmal pro Woche (mittwochs) erfolgt, stellen die Ehrenamtlichen „bunt gemischte Taschen“ zusammen, die die Tafelkunden dann für einen ‚obligatorischen Euro‘ kaufen können.
„Denn auch der Tafelladen hat ja Ausgaben, wie beispielsweise die Ladenmiete“, erklärt Ernst Schnipper. Außerdem habe ‚der eine Euro‘ auch einen psychologischen Effekt: „Wer zur Tafel geht, oder besser: gehen muss, tut das ganz sicher nicht gerne und freiwillig, sondern aus purer Not heraus. Wer einen Euro dafür zahlt, hat aber wenigstens ein bisschen das Gefühl, etwas selbst eingekauft und nicht als reines Almosen bekommen zu haben.“
Bis zu 180 Kunden am Tag
Beide Helfer haben den Eindruck: Es werden immer mehr Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind, und das ziehe sich durch alle Altersklassen, von jungen Familien bis hin zu Rentnern. „Pro Tag sind es zwischen 150 und 180 Menschen, die bei uns im Tafelladen einkaufen.
Einkaufen müssen, weil es anders nicht geht“, sagt May und betont: „Und das sind ausschließlich Menschen, die nachweislich bedürftig sind.“ Dies werde überprüft und erst dann gebe es einen Berechtigungsschein, mit dem sie sich dann etwas aus dem Tafelladen abholen können.“
Nehmen, was da ist
Abholen – nicht aussuchen: „Natürlich geben wir an einen alleinstehenden Mann keine Tüten mit Damenhygieneartikel aus“, erklärt Schnipper. Aber es sind dennoch vorsortierte und stets gemischte Produkte: „Je nachdem, was gerade vorrätig ist.“ Und das richtet sich danach, was der Tafel gespendet wurde. Von Privatpersonen, Unternehmen, Bäckereien oder – wie May betont – ausnahmslos allen Ennepetaler Supermärkten.
„Auch dort holen wir die Artikel ab“, erzählt Ernst Schnipper, während er und Rolf May eine um die andere Klappkiste mit den von den Breckerfelder Hansering-Bewohnern gespendeten Sachen vollpacken und aus dem AWO Familienzentrum tragen. Auch hierbei wollen die Kinder helfen, so dass der Tafelhelfer sie immer wieder lobt: „Da habt ihr wirklich eine tolle Aktion ins Leben gerufen und ihr könnt sehr stolz auf euch sein!“
Auch Breckerfelder sind Tafel-Kunden
Ernst Schnipper, Rolf May und Stefanie Winterberg ist es wichtig, allen Spendern, die sich beteiligt haben, ein herzliches Dankeschön auszusprechen. „Auch all jenen, die wir am Halloween-Abend nicht persönlich zuhause angetroffen haben, die aber trotzdem vorab eine Spende für unsere Aktion vor ihre Haustür gestellt haben.“
„Halloween trifft Sankt Martin“ stand auf dem Flyer der AWO Kita-Kinder und sollte jene, an deren Haustüre die Kleinen klingelten, zu Barmherzigkeit, zu Spendenbereitschaft aufrufen. Dank der prall mit Lebensmitteln gefüllten Kisten lässt sich festhalten: Viele Breckerfelder haben anderen Breckerfeldern mit ihren Spenden Barmherzigkeit zukommen lassen. Denn der Tafelladen hat seinen Sitz zwar in Ennepetal, versorgt aber ebenso auch bedürftige Menschen aus der Hansestadt.
Und angesichts der stetig steigenden Kundenzahlen bei den bundesweit mittlerweile über 970 Tafeln können sich die Erzieherinnen des AWO Familienzentrums gut vorstellen, die Aktion im nächsten Jahr zu wiederholen.