Sie hatten keine Chance. Der Rettungsdienst nicht, der Notarzt nicht. Auch nicht die Feuerwehr oder die Luftretter „Christoph 8“ aus Lünen. Vor allem nicht der junge Autofahrer, der am Mittwochabend, 9. August, an der Ortsgrenze zwischen Schalksmühle und Halver von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte. Der 20-Jährige erlitt so schwere Verletzungen, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Zuvor kämpften die Rettungskräfte mit aller Macht, dennoch vergeblich um sein Leben.
Feuerwehrleute fanden den Kleinwagen auf der Fahrerseite liegend vor, das Dach gegen den Baum gedrückt. Das Unfallopfer war in dem völlig zerstörten Renault eingeklemmt, die Wehrleute mussten den Wagen zunächst mit einer Seilwinde zurück auf die Räder ziehen, damit sie mit der Befreiung beginnen konnten. Schon jetzt befürchteten die Helfer, dass es sehr schlimm für den Fahrer aussieht. Schließlich konnten sie ihn aus dem Wagen herausziehen, beinahe zeitgleich mit dem Eintreffen des Rettungshubschraubers. Der landete auf einer nahgelegenen Wiese, musste aber schon bald ohne einen Patienten zurückfliegen. Für die Retter eine Niederlage.
Auch die Schalksmühler Feuerwehr hat mit schweren Verkehrsunfällen viel Erfahrung. Auf den ausgerückten Fahrzeugen der Löschgruppen Schalksmühle und Dahlerbrück fuhren Kameraden mit jahrzehntelanger Routine mit. So saß bei den Rettungsmaßnahmen auch jeder Handgriff. Aber die mentale Belastung für die ehrenamtlichen Retter war bei diesem Unglück besonders hoch. Den Wehrleuten war deutlich anzumerken: Die Lage, die Erlebnisse dieses Einsatzes waren außergewöhnlich belastend.
Einsatzkräfte treffen sich zur Nachbesprechung
Ein Eindruck, den auch Pressesprecher Marc Fürst bestätigt: „Auch wenn man schon mehrere schlimme Verkehrsunfälle gesehen hat, macht das die Sache nicht besser.“ Um die Erlebnisse vom Mittwochabend aufzuarbeiten, haben sich die Einsatzkräfte zu einer gemeinsamen Einsatznachbesprechung im Gerätehaus an der Volmestraße getroffen. Nicht nur beide Löschgruppen, sondern auch die Helferinnen und Helfer des Rettungsdienstes.

Zur Betreuung war auch ein „PSU“-Team des Märkischen Kreises anwesend. Diese Psycho-Soziale Unterstützung, bestehend aus Feuerwehrleuten, die die belastenden Eindrücke aus eigener Diensterfahrung kennen, halfen mit Gesprächsangeboten. Eine wertvolle Hilfe, wie Pressesprecher Fürst erklärt. Die es allerdings auch noch nicht ewig gebe. „Zum Glück hat sich der Umgang mit der seelischen Belastung bei Rettungseinsätzen vor etwa zehn, fünfzehn Jahren deutlich gebessert“, so Fürst. Die Zeiten, in denen entsprechende Emotionen verpönt waren, seien seitdem endgültig vorbei. Und helfen könne schon, mit Kameraden mal ein Bier trinken zu gehen, und sich über die Erfahrungen auszutauschen. Einfach darüber sprechen.
Nicht jeder Einsatz sei derart belastend, wie dieser Verkehrsunfall. Hier kamen mehrere Faktoren zusammen: „Es hat die Rettungskräfte schon sehr belastet, dass sie nicht mehr helfen konnten. Außerdem war der Verunglückte noch sehr jung. Manche unserer Kameraden sind in einem ähnlichen Alter. Ältere Feuerwehrleute haben vielleicht Kinder, die noch so jung sind“, fasst Fürst zusammen. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Kameradinnen und Kameraden die Eindrücke verarbeiten können. Vergessen wird diesen Unfall aber wohl niemand. Er erinnert auch daran, womit Rettungskräfte konfrontiert werden. In der freiwilligen Feuerwehr auch eine Facette des Ehrenamtes.