„Wir wollen heute eine Möglichkeit vorstellen, wie auch bereits vorhandene Mitarbeiter mittels einer Ausbildung qualifiziert werden können“, erklärt Kerstin Pfaff von der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen eines Pressegesprächs. Dieses fand in den Räumen des Schalksmühler Unternehmens Radolid statt. Das im Jahr 1916 gegründete Familienunternehmen stellt Schutzkappen für Verschraubungen aus Kunststoff her. Verwendung finden diese in der Luftfahrt, der Automobilindustrie in der Energietechnik.

Eine Mitarbeiterin des Kunststoffherstellers ist Dagmar Hoffmann. Bereits seit sechs Jahren ist sie in dem Unternehmen tätig, hat zunächst auf Minijob-Basis angefangen. Die gelernte Stuckateurin war zunächst für Instandhaltungs- und Hausmeistertätigkeiten angestellt, bevor sie eine Stelle als Produktionshelferin angeboten bekam. „Das hat mir sehr gut gepasst“, erklärt die Mitarbeiterin, „ich bin alleinerziehend, mein Sohn wurde älter und ich wollte ohnehin wieder mehr arbeiten.“ Dagmar Hoffmann bringt also bereits einige Jahre Erfahrung mit, kennt den Betrieb, die Geschäftsführung, das Team – und beginnt im August die Ausbildung zur Kunststofftechnologin.

Der kommenden Zeit schaut sie positiv und motiviert entgegen: „Ich freue mich sehr über die Möglichkeit. Ich denke, dass ich eine gute Zeit haben werde.“ Und auch Geschäftsführer Fabian Henkes sieht für alle Beteiligten nur Vorteile an dem Programm: „Diese Maßnahme gibt nicht nur unserer Mitarbeiterin die Möglichkeit, sich zu qualifizieren, sondern wir können auch unsere Produktion dadurch aufrechterhalten.“
Dagmar Hoffmann wird im Rahmen des Programms der Beschäftigtenqualifizierung der Bundesagentur für Arbeit ihre Ausbildung absolvieren. Bedeutet: Das Gehalt der Mitarbeiterin wird bezuschusst. „Das ist unabdingbar, weil man ab einem gewissen Lebensalter von einem reinen Ausbildungsgehalt ja nicht mehr leben kann“, betont Henkes.
Den letzten Auszubildenden in der Produktion, erklärt Fabian Henkes, beschäftigte der Betrieb vor rund zehn Jahren. „Wir kriegen keine Bewerbungen für diesen Bereich“, bedauert er. Dabei habe der Beruf des Kunststofftechnologen vielmehr „mit Programmierung als mit der Bedienung einer Maschine zu tun.“
„Der Kampf um neue Azubis ist hart“, betonte auch Bürgermeister Jörg Schönenberg, „wir müssen neue Wege finden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.“ Und auch die Firma Radolid, ergänzt Fabian Henkes, versucht auf vielerlei Wegen neue Mitarbeiter und Auszubildende zu finden: „Wir sind regelmäßig auf vielen Veranstaltungen in der Umgebung vertreten, wie dem Bautz-Festival, Messen und dem Lüdenscheider Stadtfest. Wir versuchen, die jungen Leute da abzuholen, wo sie sich aufhalten. Wir sind dankbar um jede Bewerbung.“ Auch Jörg Schönenberg hält diese Herangehensweise für richtig: „Die Region ist von der Wirtschaftskrise schwer gebeutelt. Ich bin der Meinung, dass heimische Betriebe regelmäßig vorgestellt werden müssen.
Dagmar Hoffmann für ihren Teil freut sich über die berufliche Perspektive, die sich ihr bietet: „Ich bin dankbar, mich nicht nur weiter qualifizieren, sondern die Ausbildung sogar auf zwei Jahre verkürzen zu können.“