Erdgas und Öl sorgen gegenwärtig für 93 Prozent der Wärmeversorgung in Lüdenscheid. Unter anderem das geht aus dem jetzt vorliegenden (und öffentlich ausgelegten) Entwurf zur kommunalen Wärmeplanung hervor. Der Entwurf zeigt auf, wie bis 2045 zum einen ein großes Wärmenetz und zum anderen Wärmepumpen die heute noch dominierenden „Fossilen“ ersetzen könn(t)en.

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Nach dem derzeit geltenden Heizungsgesetz ist der Betrieb von Gas- und Ölheizungen nur noch bis zum 31.12.2044 zulässig; ab 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, was fossiles Heizen ausschließt und zur Stillegung des Gasnetzes führen kann.

Die Stadt Lüdenscheid habe einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung gemacht, heißt es in einer Presseerklärung der Stadt. Der Entwurf des Abschlussberichts zur kommunalen Wärmeplanung liege nun öffentlich aus. Die Bürger sowie weitere Interessierte haben damit die Möglichkeit, sich über die geplanten Strategien zu informieren und eigene Hinweise einzubringen, bevor der Rat der Stadt voraussichtlich im April über den endgültigen Beschluss entscheide.

Die kommunale Wärmeplanung zeigt auf, wie die Wärmeversorgung in Lüdenscheid bis zum Zieljahr umgestellt werden könne. Sie diene als strategische Grundlage für den schrittweisen Umstieg von fossilen Energieträgern auf alternative, klimafreundliche Wärmequellen.

Der Entwurf ist bis einschließlich 30. Januar 2026 auf der städtischen Homepage sowie über das NRW-Beteiligungsportal unter diesem Link einsehbar. Zusätzlich kann das gedruckte Dokument nach zuvor erfolgter Terminabsprache unter der Telefonnummer 02351 17-1068 im Rathaus eingesehen werden. Stellungnahmen können während dieses Zeitraums online über das Beteiligungsportal oder per E-Mail an [email protected] abgegeben werden. Die eingehenden Rückmeldungen werden geprüft und in die weitere Ausarbeitung der kommunalen Wärmeplanung einbezogen.

Im Vorwort zu dem vorliegenden Plan heißt es zusammenfassend:

„Die Wärmewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Die nach Wärmeplanungsgesetz verpflichtende kommunale Wärmeplanung dient als zentrales Umsetzungsinstrument und Planungsgrundlage der strategischen Transformation des Wärmesektors in Lüdenscheid. Ziel ist die Abkehr von etablierten öl- und gasbasierten Heiztechnologien hin zu einer klimaneutralen, auf erneuerbaren Technologien basierten Wärmeversorgung.

Für die Stadt Lüdenscheid bedeutet das, insbesondere die gasbasierten Heizungen in den urbanen Teilen der Kommune bzw. ölbasierten Heizungen in den eher ländlich geprägten Stadtrandlagen zu ersetzen. Erdgas und Öl machen kumuliert 93 Prozent der Wärmeversorgung in Lüdenscheid aus. Neben dem Wärmenetz am Wehberg, was ebenfalls mit Erdgas befeuert wird, werden die restlichen 7 Prozent durch Strom und Umweltwärme sowie Biomasse abgedeckt.

Gas- und Ölheizungen sollen bis 2045 gegen null gefahren werden

Abkehr von 93 Prozent der bisherigen Heizungstechnologie

Für eine klimaneutrale Wärmeversorgung stellen insbesondere elektrische Wärmepumpen und auf erneuerbaren Energien basierte Wärmenetze zukünftig die vielversprechendsten Versorgungsarten in Deutschland dar. Biomasse als Alternative und Wasserstoff bei entsprechender Verfügbarkeit können Teil der Lösung sein, werden aber in Deutschland und auch in Lüdenscheid, insbesondere auf-grund der Verfügbarkeit, voraussichtlich keine elementaren Bausteine der klimaneutralen Wärmeversorgung der nächsten Jahre sein.

In einem Großteil des Stadtgebiets stellen die Platzverfügbarkeit für Außengeräte und deren Schallemissionen bei modernen Luft-Wasser-Wärmepumpen in Lüdenscheid keine Restriktion dar. Knapp 89 Prozent aller Gebäude sind aus Immissionsschutz-Sicht grundsätzlich für Luft-Wasser-Wärmepumpen geeignet. Im Bereich der Wohnbebauung stellt insbesondere das Zentrum von Lüdenscheid eine Ausnahme dar, da dort in vielen Baublöcken die Gebäude durch die hohe städtebauliche Dichte und hohen Wärmebedarfe eine geringere Eignung aufweisen.

Für einen wirtschaftlichen Betrieb eines neu zu errichtenden bzw. auszubauenden Wärmenetzes ist eine hohe Wärmebedarfsdichte notwendig. In Bezug auf den Wärmeabsatz sind viele Baublöcke in Lüdenscheid, insbesondere im Zentrum, für Wärmenetze geeignet. Auf Seiten der Wärmequellen gibt es nur einige wenige Lösungsoptionen, um klimaneutrale Wärmenetze zu speisen. Im Stadtkern und weiteren Bebauungszusammenhang gibt es kaum Freiflächen, um Solarthermieanlagen, Erdson-den oder zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpen zu errichten. Als eine der besten Optionen erscheint im Rahmen der Wärmeplanung das südöstliche Gebiet nahe der Versetalsperre.

 

Der Entwurf des Wärmeplans für Lüdenscheid liegt öffentlich aus. Erkennbar ist, welche Form der Heizungsversorgung präferiert wird. Rot gekennzeichnet ist ein mögliches Wärmenetz. - Repro: St. Aschauer-Hundt

Im Szenario kommen neben dem bestehenden Wärmenetz am Wehberg zwei weitere Wärmenetze hinzu. Ein großes Wärmenetz (bis zu 2.000 Gebäude) soll sich von der Versetalsperre bis in die Innenstadt ziehen. Dabei sollen Freiflächen in der Nähe der Talsperre zum Beispiel südlich vom Bierbaum für Solarthermie, Luft-Wasser-Großwärmepumpen oder ggf. Geothermie in Kombination mit Speichern genutzt werden. Im Zuge der weiteren Umsetzungsschritte nach Abschluss der KWP (Kommunale Wärmeplanung) ist im Rahmen einer BEW-Machbarkeitsstudie (BEW = Bundesförderung für effiziente Wärmenetze) zu klären, ob und wie technische, wirtschaftliche und recht-liche Herausforderungen gelöst werden können.

Der Entwurf des Wärmeplans für Lüdenscheid liegt öffentlich aus. - Repro: St. Aschauer-Hundt

Neben der Versetalsperre selbst, könnte auch geprüft werden, ob es aus Trinkwasserschutzgründen sinnvoller ist, statt der Gewässerwärme den Fokus auf Geo- und Solarthermie zu setzen. In ganz NRW finden im Rahmen des Masterplans Geothermie zurzeit zahlreiche Untersuchungen statt, welche mehr Aufschluss über die Nutzbarkeit von mitteltie-fer und tiefer Geothermie liefern werden. Diese Studien können weitere Erkenntnisse über das ge-othermische Ertragspotenzial liefern, die auch in Lüdenscheid relevant sein könnten.

Das zweite potenzielle Wärmenetz im Zielszenario befindet sich im Gewerbegebiet Freisenberg und in Gevelndorf im Norden der Stadt. Dort ist eine Kombination aus industrieller Abwärme, Solarther-mie inkl. Speicherung und eine Spitzenlastabdeckung (zunächst aus Erdgas) denkbar." Soweit das Vorwort zum Entwurf der Kommunalen Wärmeplanung.