Genau genommen wurde der Krötenschutzzaun an der gegenüberliegenden Straßenseite der Kreisstraße 3 aufgestellt. Die Überquerung der Straße ist für Erdkröten und andere Amphibien besonders in der Paarungszeit sehr gefährlich. Denn in den nächsten Wochen suchen viele der zwar nicht gefährdeten, aber doch im Bestand stark dezimierten Kröten den Weg zu jenen Gewässern, in denen sie selbst einst schlüpften.
Die 21 Beteiligten hatten bereits am Freitag, 3. März, angefangen, am Straßenrand die Voraussetzungen für das Aufstellen der etwa 60 Zentimeter hohen Barriere zu schaffen. Am Samstagvormittag startete dann die eigentliche Montage des stabilen Kunststoffgeflechtes. Damit alleine ist es aber nicht getan: Um die Kröten effektiv daran zu hindern, sozusagen in ihr Verderben zu laufen, sollen sie in im Erdreich vergrabene Eimern aufgefangen werden. Die Eimer verbleiben hier ganzjährig, werden aber am Ende der Saison verfüllt. Jetzt mussten sie wieder freigeschaufelt werden.
Während bei vielen Hilfsaktionen Geld eine große Rolle spielt, ist das beim Krötenschutzzaun kein wesentlicher Faktor. Wichtig aber ist der personelle Einsatz, erklärt Gudrun Barth. Sie leitet die Kiersper Ortsgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und kooperiert mit anderen naturverbundenen Gruppen wie dem Hegering Kierspe-Rönsahl und der Kiersper NABU-Ortsgruppe. Aus diesen Kreisen kamen – unterstützt von weiteren Freiwilligen – 21 Helfer zusammen, die den Zaun errichteten.
Damit alleine ist es aber nicht getan: „Es muss zweimal täglich jemand prüfen, ob sich Kröten und andere Tiere in den Eimern gesammelt haben.“ Diese würden dann von Hand auf die andere Straßenseite gebracht, und könnten sich gefahrlos ihrer Fortpflanzung hingeben. Wobei sich „gefahrlos“ auf den Straßenverkehr bezieht, denn auch an der Talsperre müssen sich die Amphibien vor Fressfeinden wie etwa Reiher in Acht nehmen. Das allerdings ist dann nicht mehr Sache der Naturschützer.
Mit den gesetzten 400 Metern Zaun wird eine wichtige Gefahrenstelle zum Schutz der Kröten abgedeckt, doch es gibt noch etliche weitere im Stadtgebiet. Gerne würde Gudrun Barth ähnliche Aktionen auch an anderen Standorten sehen, doch das ist nicht so einfach. Angefangen hat die Gruppe vor mehr als zehn Jahren. Damals war der Zaun noch etwas kürzer, wurde aber im Laufe der Zeit stetig verlängert. Das Material ist robust und hält über Jahre: „Wir mussten bisher nichts ersetzen“, freute sich Barth. Die Naturschützerin beobachte in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang der Krötenpopulation und den Wegfall natürlicher Schutzräume.
Nicht immer ist so ein aufwändiger Zaun nötig, um etwas für den Erhalt der Kröten zu tun. So wäre es etwa hilfreich beim Autofahren auf den Straßen rund um Gewässer die Geschwindigkeit zu drosseln, um den Tieren ausweichen zu können. Außerdem wünscht sich Gudrun Barth, dass Anwohner in den für Kröten beliebten Gebieten selbst Initiative ergreifen, um die Tiere zu schützen. Zumindest sollten sie sich bei ihr melden, damit geeignete Maßnahmen ergriffen werden können.
Am Samstag gab es zwischendurch auch eine wichtige Maßnahme, die allerdings weniger den Amphibien, sondern mehr den Freiwilligen zugute kam: Heiße Getränke und Kuchen. Auch wenn die anstrengende Arbeit von den kalten Temperaturen ablenkte, waren Kaffee und Tee sehr willkommen.
Kröten haben sich derweil keine blicken lassen: Mit denen ist erst bei Temperaturen von mindestens fünf Grad zu rechnen. Auch für Grasfrösche, Berg- und Teichmolche ist es noch eindeutig zu kalt, denn die wechselwarmen Tiere sind auf die Umgebungstemperatur angewiesen. Sie mögen es warm und windstill. Eindeutig eine andere Witterung, als die, die am Samstag vorherrschte.