"Hart in der Sache, weich zu den Menschen." Dieses Konzept der Verhandlungsführung wurde 1981 an der renommierten Universität Harvard entwickelt. LokalDirekt sprach mit zwei Kiersper Ratsmitgliedern, die kaum unterschiedlicher sein könnten - doch der Abschlussappell beider Damen war der gleiche: Mehr junge Menschen sollten sich in der Politik engagieren.
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Alica Brück ist 24 Jahre alt und sitzt seit der Kommunalwahl am 14. September für die CDU im Rat der Stadt Kierspe. Sie ist aktuell das jüngste Mitglied des städtischen Gremiums. Am anderen Ende des Altersspektrums ist Helga Stahl. Die 70-Jährige hat für die SPD im gleichen Wahlbezirk wie Brück kandidiert - dem vorderen Haunerbusch, Wahllokal war das AWO-Seniorenzentrum. Während Brück mit 31,63 Prozent der Stimmen das Direktmandat gewinnen konnte, zog Stahl über die Reserveliste der SPD in den Rat ein.
Im Gespräch erklärte Brück, dass sie sich für ihre Heimatstadt engagieren wollte und durch ihren Cousin auf die CDU, der sich ebenfalls politisch interessiert, aufmerksam wurde. "Ich hatte schon immer politisches Interesse und vor allem ein Interesse an Kierspe", machte sie deutlich. Gemeinsam mit dem Wunsch, junge Gedanken in die Politik zu bringen, wie sie sagte, ging es für sie vor allem um den Lerneffekt: "Man lernt so viele Sachen, die man vorher nicht kannte, aber die man kennen sollte."
Für Helga Stahl war Politik schon immer ein Teil ihres Lebens. "SPD und Schalke, da gibt es nix anderes", sagte sie lachend. Bereits ihre Großväter waren in der SPD, zu Hause war Politik schon immer Thema. Am 28. Januar 2004 zog sie erstmals in den Rat ein, blieb dort konstant bis 2020. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik wollte die Rentnerin gemeinsam mit dem Ehemann verreisen - doch bei diesem Plan kam die Corona-Pandemie dazwischen. Zur Kommunalwahl 2025 hatte sie "Lust wieder einzusteigen, weil ich wieder Ideen hatte", verriet Sie.
Jungen Leuten, die in die Politik einsteigen möchten, gibt sie den Rat, sich die Parteien anzugucken. "Auf der kommunalen Ebene - man guckt nicht nach Berlin, nicht nach Brüssel. Man guckt vor Ort, wie das läuft und was man bewirken kann." Ähnlich sieht es auch Brück: "Auf der kommunalen Ebene gehe ich komplett konform mit der CDU, bundespolitisch bin ich nicht immer einer Meinung."
Für Brück war das bisherige Highlight der politischen Arbeit die wohl intensivste Zeit: "Der Wahlkampf war das spannendste, sowohl für die Kommunalwahl, als auch für die Bundestagswahl." Stahl hingegen zieht, angesprochen auf ihr bisheriges politisches Highlight, den Vergleich mit der Vergangenheit: "Als ich angefangen habe, waren die Fraktionen noch sehr für sich und die Zusammenarbeit war nicht so einfach. Das hat sich geändert, die Zusammenarbeit ist besser geworden."
Helga Stahl macht sich Sorgen um die "Finanzen der Kommunen, wir haben ja wenig Dinge, die wir selbst gestalten können", wie sie erklärt. Gerade Punkte wie die anonyme Drogenberatung DROBS oder die Schuldnerberatung sind für Sie wichtig und dürfen ihrer Meinung nach nicht aufgrund der klammen kommunalen Kassen wegfallen.
Einigkeit hingegen herrscht bei beiden über das Bild der Politik in der Öffentlichkeit. Beide sind der Meinung, dass es "schon eine Menge Arbeit ist, díe niemand sieht." Trotzdem sind sie einer Meinung, wenn Brück sagt: "Jeder, der Interesse an Kierspe hat, sollte sich einbringen, weil es so viele spannende Sachen gibt."









