„Es ist ein immer wiederkehrendes Muster: Ein Windkraftprojekt wird angekündigt und schon formiert sich Widerstand vor Ort, so auch in Halver-Glörfeld, wo der Projektierer SL Naturenergie zwei bis drei Anlagen plant.
Gut, wer den menschengemachten Klimawandel leugnet, mit dem ist über Erneuerbare Energien sowieso nicht zu diskutieren. Aber offensichtlich tun das die Initiatoren des Widerstands gegen die Windkraftanlagen (WKA) nördlich von Glörfeld nicht. Ihr Argument ist, dass der Standort „falsch“ gewählt sei: Das Landschaftsbild würde stark beeinträchtigt, die Lebensqualität der Anwohner erheblich gemindert, Lärm und Schattenwurf würden sich auf die Gesundheit auswirken und die heimische Tierwelt sei bedroht, so die Argumente der WKA-Gegner.
Ganz ehrlich, diese Argumente gelten für jeden geeigneten Standort von WKA. Würden wir dieser Argumentation folgen, dürften nirgendwo WKA gebaut werden. Weil aber WKA nötig sind, um unsere Energieversorgung klimaneutral und in weitestgehender Unabhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe aus Ländern wie Russland zu gestalten, gelten sie mittlerweile als privilegierte Bauvorhaben im Außenbereich (§35 BauGB). Dies soll die Genehmigungsverfahren verkürzen und den nötigen Zubau der Windkraft zeitnah ermöglichen. Bundesweit sind in diesem Jahr trotzdem erst 1,1GW der zur Erreichung der Klimaziele nötigen 7GW an Land errichtet worden (energy-charts.de). Je schneller wir aber klimaneutral leben, desto geringer die Kosten für die Abmilderung der unumgänglichen Klimafolgen.
Aber zu den Argumenten im Einzelnen: Ob das Landschaftsbild beeinträchtigt oder die Lebensqualität gemindert wird, sind sehr subjektive Empfindungen. Ich persönlich freue mich über jede sich drehende WKA, ist sie für mich doch ein Sinnbild dafür, dass wir die Lebensgrundlage der Menschheit nicht weiter fahrlässig gefährden wollen. Auch ich wohne in Kürze in der Nähe von drei WKA, die am Worthberg in Schalksmühle errichtet werden, und ich freue mich darauf!
Gesundheitliche Einschränkungen sind weder durch Lärm / Infraschall noch durch Schattenwurf wissenschaftlich nachweisbar. Effekte ergeben sich nur, wenn sich Menschen durch eine ablehnende Haltung psychisch in Widerstand steigern (Nocebo-Effekt).
Das Argument, die heimische Tierwelt werde bedroht, gilt vor allem, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen, denn dann werden immer mehr heimische Arten durch invasive Arten verdrängt.
Am Ende ergänzen die Initiatoren des Widerstands noch, dass es ihnen auch darum gehe, den Wert ihrer Immobilien zu erhalten. Mal abgesehen davon, dass es Studien gibt, in denen kein nennenswerter Effekt zwischen Immobilienpreis und Nähe zu einer WKA nachgewiesen werden konnte, besteht ja gerade der Vorteil dieser Technologie darin, dass sie regional und in der Nähe der Verbraucher errichtet werden kann und somit der Netzausbau in verträglichem Rahmen gehalten werden kann. Also wird in Kürze jede und jeder in seiner Nachbarschaft auf eine WKA schauen.
Im Gegensatz zu den geäußerten finanziellen Befürchtungen steht durch das Bürgerenergiegesetz in NRW ein garantierter monetärer Nutzen für die Anwohner in der Nähe einer WKA: Bürger und Kommunen müssen an den Gewinnen einer WKA beteiligt werden, was für Unternehmen wie SL Naturenergie aber bereits vor Einführung dieser gesetzlichen Regelung selbstverständlich war.
Und ein Letztes: Gemeinden, die sich frühzeitig für die Windkraft entschieden hatten, wie beispielsweise Mörsdorf im Rhein-Hunsrück-Kreis, leben heute in Prosperität: Die 650-Seelen-Gemeinde kann sich erlauben, kostenfreie Kitaplätze mit kostenfreiem Mittagsessen für die Kinder anzubieten. Selbst eine eigene Grundschule kann sich die kleine Gemeinde leisten und der Bürgerbus fährt Kinder und Senioren ohne Bezahlung – paradiesische Verhältnisse durch Windkraft.
In einem Punkt unterstütze ich die Windkraftgegner aus Glörfeld: Wenn sie den Bau von WKA zwischen Heedfeld und der A45 ins Spiel bringen, stimme ich zu, aber nicht anstelle der jetzt geplanten Anlagen, sondern zusätzlich zu diesen (auch wenn östlich von Heedfeld die Windhöfigkeit geringer ist als am Glörfelder Standort – siehe energieatlas.nrw.de)!
Im Gegensatz zu der Glörfelder Initiative sollte jeder wollen, dass möglichst schnell nebenan eine WKA gebaut wird. Die vielen Vorteile habe ich oben beschrieben.
Das umgekehrte Sankt-Florian-Prinzip wäre wünschenswert: Bitte eine WKA vor meiner Haustür!“
Claus Peter Wirth
Halver
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