Ihre Gesichter zieren nicht nur Plakate zur Inklusion, sondern sie begegnen uns auch im Alltag: Menschen mit Down Syndrom. Und noch immer sind sie zahlreichen Vorurteilen ausgesetzt. Vorurteile, die ihnen eine Integration in die Gesellschaft erschweren oder sogar unmöglich machen. Genau diesen soll am heutigen 21. März – dem Welt-Down-Syndrom-Tag – entgegengewirkt werden. Aktionen und Veranstaltungen weltweit sollen die Aufmerksamkeit auf die Menschen mit Trisomie 21 lenken. Aber wie ist die Situation von Menschen mit Down Syndrom eigentlich im Märkischen Kreis? Welche Anlaufstellen gibt es? LokalDirekt hat nachgefragt.
Down Syndrom – was ist das überhaupt?
Trisomie 21 (Down Syndrom) bedeutet, dass das 21. Chromosom nicht zwei-, sondern dreimal vorhanden ist. Somit haben Menschen mit Down Syndrom 47 statt 46 Chromosomen in jeder Körperzelle. Damit einher gehen Beeinträchtigungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung. Die Ausprägungen sind dabei so individuell wie die Menschen selbst.
Die Möglichkeiten der Diagnostik
Die moderne Medizin entwickelt sich stetig weiter. Und so steht werdenden Müttern heute schon lange vor der Geburt das breite Feld der Pränataldiagnostik offen. Angefangen bei der Nackenfaltenmessung, die zwischen der elften und dreizehnten Schwangerschaftswoche durchgeführt werden und einen Richtwert geben kann, bis hin zum Bluttest, der eine recht präzise Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer Trisomie liefert.
Die Entscheidung darüber, welche Untersuchungen sinnvoll sind und welche Konsequenzen möglicherweise aus den Ergebnissen gezogen werden, ist der werdenden Mutter überlassen. Experten schätzen, dass neun von zehn Schwangerschaften bei Vorlage einer Trisomie abgebrochen werden (Quelle: ÄrzteZeitung). Belastbare Zahlen gibt es hierzu jedoch nicht.
„Der bunte Kreis“: Eine Anlaufstelle für Eltern
Die Geburt eines Kindes mit Trisomie 21 stellt Familien vor hohe Herausforderungen. Der Alltag muss neu strukturiert und an die Bedürfnisse des Kindes angepasst werden. Die Down-Syndrom-Gruppe des Vereins „Der bunte Kreis in der Region Hagen“ möchte Familien dabei helfen, miteinander in Kontakt zu treten.
Betreut werden Familien „von Wuppertal bis nach Sundern“, wie Larissa Burgdorf im Gespräch mit LokalDirekt erklärt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Daniela Pohl leitet sie die Gruppe. „Die Kinder stehen immer noch vor großen Versorgungslücken“, führt die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin weiter aus. Deshalb habe man im Jahr 2020 – unter Corona – die Down-Syndrom-Gruppe ins Leben gerufen.

Der Verein bietet Familien von Frühgeborenen, chronisch und schwerkranken Kindern und Jugendlichen Unterstützung an. „Der Bunte Kreis betreute in unserem Gründungsjahr bereits neun Familien von Neugeborenen mit einer Trisomie 21. So entstand die Idee, eine eigene Down-Syndrom-Gruppe zu gründen.“ Die Idee dahinter sei gewesen, den Familien eine Möglichkeit zur Vernetzung zu bieten – und die Resonanz, so Burgdorf weiter, sei riesig gewesen.
Zuerst wurde eine Datenbank mit den Kontaktadressen der Familien angelegt, anschließend ein E-Mail-Verteiler eingerichtet. Mittlerweile läuft der große Teil der Kommunikation laut Larissa Burgdorf über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe.
„Wir möchten keine Trauerkloßgruppe sein“
Mit Aufhebung der Kontaktbeschränkungen wurden dann auch Treffen möglich – und solche finden seitdem regelmäßig statt. Mindestens vier Mal im Jahr trifft sich die Gruppe, ein fest gesetzter Termin ist der 21. März. Im Vordergrund steht dabei, eine gute Zeit miteinander zu haben: „Wir möchten keine Trauerkloßgruppe sein, sondern vielmehr gemeinsam schöne Dinge erleben“, betont Burgdorf. So habe man bereits gemeinsam den Gelsenkirchener Zoo und einen Pferdehof besucht.

Die Gruppe möchte Ansprechpartner für alle sein – auch für Familien aus dem Märkischen Kreis, in dem es ein vergleichbares Angebot nicht gibt. Das Alter der Kinder, so Burgdorf, sei dabei nebensächlich: „Derzeit ist eine Mutter noch schwanger, während das älteste Gruppenmitglied bereits ein Teenager ist.“
Apropos Treffen – auch am heutigen Welt Down Syndrom Tag trifft sich die Gruppe. Los geht’s um 16 Uhr auf dem Friedrich-Ebert-Platz in Hagen, nach einem Spaziergang mit vielen bunten Luftballons klingt der Nachmittag im Volkspark aus. „Interessierte, ob betroffen oder nicht, sind herzlich eingeladen“, betont Larissa Burgdorf.

Kontakt:
Bunter Kreis in der Region Hagen
Grünstraße 35
58095 Hagen
02331/201-2458
Mail
Inklusion im Märkischen Kreis
Auch im Kreis ist die Inklusion seit langem Thema. So möchte man weg von den rein heilpädagogischen Einrichtungen und hin zu inklusiven Kindergärten, frei nach dem Motto: „Jedes Kind in jede Kita.“ Bis zum 31. Dezember 2026 sollen kleine, altersgemischte und inklusive Gruppen in allen Einrichtungen im Kreis geschaffen werden, wie Fabian Kläs von der Jugendhilfeplanung des Märkischen Kreises bereits im November des vergangenen Jahres bekanntgab. Dem Plan zugrunde liegt eine Änderung des Bildungs- und Teilhabegesetzes. Der Landschaftsverband möchte dadurch besonders wohnortnahe Angebote für Eltern schaffen und die Inklusion stärken.
Dafür habe der Kreis auch bereits erste Erhebungen gemacht, so Kläs – mit dem Ergebnis, dass das Bedarfsspektrum von Epilepsie über Autismus bis hin zu körperlichen Behinderungen reiche. Und er lobte dabei die Flexibilität der Einrichtungen: „Behinderungen wie Trisomie 21 bekommen die Regelkindergärten ja meist schon ohne Hilfe gestemmt.“