Die Auswertung des Fahrradklimatests 2024 bedeutet für den Märkischen Kreis eine Klatsche. Lüdenscheid liegt auf dem letzten Platz - bundesweit! Und auch die anderen Kreiskommunen schneiden nicht wirklich besser ab. Iserlohn und Werdohl müssen sich mit dem drittletzten, Halver mit dem fünftletzten Platz zufrieden geben. Rangiert wurde jeweils in Stadtgrößenklassen.
Auch wenn es keine große Überraschung sein dürfte, schwarz auf weiß wird es doch nochmal deutlicher: Der Märkische Kreis ist kein Radfahrmekka. Zu diesem Ergebnis kommt der Fahrradklimatest 2024, den das Bundesverkehrsministerium am Dienstag, 17. Juni, in Berlin vorstellte. Der ADFC Märkischer Kreis fasst es einer Pressemitteilung so zusammen: "Bei allen Einzelfragen (außer Fahrraddiebstahl) waren die märkischen Radler unzufriedener als der Bundesdurchschnitt".
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, 21 Prozent davon ADFC-Mitglieder. 1.047 Städte kamen in die Wertung. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie man das Miteinander im Verkehr empfindet.
Eine Gemeinde kam nur in die Auswertung, wenn mindestens 50 Radler an der Umfrage teilgenommen haben. Dies trifft auf acht Gemeinden des Märkischen Kreises zu. Damit wurde das Votum von 986 Radlern ausgewertet. Sie haben die Situation im Mittel mit der Schulnote 4,4, also mit vier minus minus bewertet, heißt es in dem Bericht der ADFC.
Am besten - mit einer Bewertung von 3,5 bis 3,9 - schnitten die Problemfelder „Fahrraddiebstahl“, „Erreichbarkeit Stadtzentrum“, „Konflikte mit Fußgängern“, „Wegweisung für Radfahrer“ ab. Mit Noten von 4,8 bis 5,2 wurden die Problemfelder „Breite der Wege für Radfahrer/innen“, „Sicherheitsgefühl“, „Falschparkerkontrolle auf Radwegen“, „Ampelschaltungen für Radfahrer/innen“, „Fahren im Mischverkehr mit Kfz“, „Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr“, „Führung an Baustellen“, „Öffentliche Fahrräder“ bewertet.
Lüdenscheid
265 Lüdenscheider haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Sie bewerteten die Gesamtsituation mit 4,92 - also mit glatt mangelhaft. Unzufrieden sind Lüdenscheids Radfahrerinnen und Radfahrer mit der Situation in fast allen abgefragten Bereichen. Lediglich das Problem „Fahrraddiebstahl“ wurde mit 3,4 besser als mit der Note 4,0 bewertet. Interessant ist die zweitbeste Note - mit 4,2 bewerten die Radler „Konflikte mit Fußgängern".
Sehr schlechte Noten gab es laut ADFC erwartungsgemäß bei den Themen „Führung in Baustellen“, „Ampelschaltung“, „Oberfläche und Breite der Wege“ und daraus resultierend dem „Sicherheitsgefühl“. Die Lüdenscheider Radler hätten registriert, dass sich im Bereich „Fahrradförderung in letzter Zeit“ etwas getan hat: Hier hat sich die Note von 2022 bis 2024 von 5,6 auf 4.8 verbessert.
Halver
110 Halveraner haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Sie bewerteten die Gesamtsituation mit 4,72 - also mit fünf plus. Unzufrieden sind Halvers Radfahrerinnen und Radfahrer mit der Situation in fast allen abgefragten Bereichen. Lediglich bei „Konflikte mit Fußgängern“ und „Fahrraddiebstahl“ und „Erreichbarkeit des Stadzentrums“ stand eine 3 vor dem Komma. Es gab aber auf der anderen Seite bei 15 von insgesamt 32 Punkten eine fünf oder schlechtere Note: Stellenwert des Radverkehrs, Komfort beim Radfahren, Werbung für das Radfahren , Fahrradförderung in jüngster Zeit, Falschparkerkontrolle auf Radwegen, Reinigung der Radwege, Ampelschaltungen für Radfahrer/innen, Winterdienst auf Radwegen, Sicherheitsgefühl, Konflikte mit Kfz, Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen, Fahren im Mischverkehr mit Kfz, Breite und Oberfläche der Wege, Führung an Baustellen, Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr und Öffentliche Fahrräder.
Meinerzhagen
65 Meinerzhagener haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Sie bewerteten die Gesamtsituation mit 4,34 - also mit vier minus, aber immerhin um 0,22 besser, als vor zwei Jahren. Unzufrieden sind Meinerzhagens Radfahrerinnen und Radfahrer vor allem mit der Reinigung von Radwegen und der Nicht-Freigabe von Einbahnstraßen, der fehlenden Falschparkerkontolle auf Radwegen, Ampelschaltungen und den Mitnahmemöglichkeiten im OPNV. Insgesamt bemängeln sie ein fehlendes Sicherheitsgefühl. Eine drei vor dem Komma gab es bei: Konflikte mit Fußgängern, der Erreichbarkeit des Stadtzentrums und zügigem Radfahren.
Plettenberg
111 Plettenberger haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Sie bewerteten die Gesamtsituation mit 3,84 - also mit ganz knapp ausreichend. Unzufrieden sind die Plettenberger vor allem mit der „Fahrradförderung in jüngster Zeit“, der „Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen“ aber auch mit dem „Sicherheitsgefühl“ und der „Führung in Baustellen“. Die „Erreichbarkeit de Stadtzentrums“ wurde am besten bewertet. Plettenberg ist die einzige Gemeinde, in der das Thema „Öffentliche Fahrräder“ mit 3,5 nicht mit einer fünf vor dem Komma bewertet wurde.
Untersucht wurden zudem die Kommunen Iserlohn, Werdohl, Menden und Hemer.
Der ADFC-Vorsitzende des Märkischen Kreises, Friedrich Hattendorf kommt zu dem Fazit: „Eine fahrradfreundliche Stadt ist ein Gewinn für alle, denn Radfahren reduziert den Stau, fördert die Gesundheit und schont das Klima. Die Gemeinden des Märkischen Kreises haben deshalb gute Gründe, fahrradfreundlicher zu werden."
Damit das Radfahren im Kreis angenehmer und sicherer wird, müssten schnell die vorhandenen Lücken im Radwegenetz geschlossen werden – vor allem bei den Verbindungen zwischen Nachbarorten, fordert Hattendorf. Hier zeige der Masterplan Radverkehr sehr gute Ansätze, es komme aber darauf an, diese schnell zu realisieren. Die ganz schnelle Reparatur der Folgeschäden des Autobahn-Brückendeasters („wiederherstellen, so wie es war“ ) würde aber die katastrophale Situation für die Radler auf Jahrzehnte zementieren.
"Politik von vorgestern"
Hattendorf kritisiert weiter: "In den vergangenen sieben Jahrzehnten hatte die Politik nur den Autoverkehr im Auge, Politiker müssen erkennen, dass dies eine Politik nicht von gestern, sondern von vorgestern ist. Die topographischen Probleme sind in den Zeiten des Pedelecs nur noch faule Ausreden, das Hauptproblem ist, dass dem KFZ-Verkehr auf der gesamten Verkehrsfläche Vorrang gegeben wird, Tübingen (Gesamtnote 2,77) zeigt, dass man es bei ähnlichen topographischen Strukturen sehr viel besser machen kann."
Auch schon kleine Verbesserungen würden demnach helfen: Konsequente Falschparkerkontrolle gegen zugeparkte Radwege, konsequente Kontrollen des einzuhaltenden Überholabstandes, mehr Tempo 30 und eigene Lösungen für den Radverkehr an Baustellen. Dann fühlten sich Radler im Straßenverkehr sicherer und mancher, der sich heute nicht traut, würde vom Auto auf das Fahrrad umsteigen, ist sich der ADFC sicher.