Um Mitternacht hat die IG Metall im Märkischen Kreis zum ersten Warnstreik in der laufenden Metall- und Elektrotarifrunde aufgerufen. Die Beschäftigten bei Kirchhoff-Witte (Iserlohn), HME (Menden) und Grohe (Hemer) haben die Arbeit niedergelegt. Mit Bussen fuhren die Streikenden von Grohe und HME zur Kundgebung vor das Tor der Firma Kirchhoff-Witte in Iserlohn-Sümmern. In allen drei Betrieben konnte nicht weiter produziert werden. Über 200 Beschäftigte aus den Nachtschichten haben am Warnstreik teilgenommen.
Fabian Ferber, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, betonte die Notwendigkeit der Warnstreiks: „Seit über drei Monaten ist unsere Forderung bekannt. Wir fordern eine Entgelterhöhung in Höhe von sieben Prozent, damit die Kaufkraftverluste seit Ausbruch der Corona-Pandemie endlich ausgeglichen werden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten benötigen wir einen Schub für die Kaufkraft. Die Arbeitgeber bieten uns zum Juli 2025 eine Entgelterhöhung um 1,7 Prozent und zum Juli 2026 eine weitere Erhöhung um 1,9 Prozent an. Das liegt unterhalb der Inflationsrate. Dazu kommt, dass im nächsten Jahr, anders als 2023 und 2024, keine Inflationsausgleichsprämie ausgezahlt wird. Würden wir bei diesem Angebot der Arbeitgeber die Hand einschlagen, würden wir für unsere Kolleginnen und Kollegen einen echten Kaufkraft-Verlust hinnehmen.“
Ferber nahm auch die Situation bei Volkswagen in den Blick: „Ob bei Volkswagen oder hier in der Region: Die erste Lösung, um Krisen zu bewältigen, scheinen immer Kündigungen zu sein. Immer sollen die Beschäftigten Einschnitte hinnehmen, wenn im Management Fehler begangen werden. Keine Montagekraft, kein Facharbeiter, kein aktiver Gewerkschafter hat bei Volkswagen entschieden, dass die gesamte Elektro-Auto-Palette sich offenbar nur an Publikum richtet, das mehr als ein Facharbeiter verdient. Wir wollen Zukunft für unsere Industrie. Das heißt, dass wir uns für den Erhalt der Standorte einsetzen. Aber ganz sicher nicht zum Preis, dass die hier gefertigten Produkte Luxusgüter werden oder beim Personal gespart wird. In 75 Jahren Bundesrepublik ist doch zu erkennen gewesen: Dem Land geht es gut, wenn die arbeitende Bevölkerung mit Wohlstand und Entwicklung Schritt halten kann. Das muss auch so bleiben.“
Kevin Dewald, Zweiter Bevollmächtigter, machte darauf aufmerksam, dass die IG Metall auch über das Wahlmodell Geld oder Freizeit (der sogenannte „T-ZUG“) diskutieren wolle. Bislang sei es so, dass Kolleginnen und Kollegen, die schulpflichtige Kinder oder zu pflegende Eltern haben, zusätzliche freie Tage anstelle einer Sonderzahlung nur für einen begrenzten Zeitraum wählen können: „Bislang ist nach zwei Jahren Schluss. Das bedeutet aber doch nicht, dass der Vater oder Großvater nicht mehr gepflegt werden muss. Und die Altersgrenze, das kann ich als Vater schon etwas älterer Kinder aus eigener Erfahrung berichten, muss bei den Freistellungsmöglichkeiten für Eltern auch angepasst werden.“